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Cayenne: Techart kooperiert mit Rolf Benz Mal richtig Stoff geben

Techart kooperiert mit Rolf Benz und bringt noblen Polsterstoff in den Innenraum. Foto: Techart 8 Bilder

Ein nobles Auto braucht Leder? In Japan sieht man das anders. Und spätestens bei autonomen Fahrzeugen ist Wohnzimmeratmosphäre gefragt. Ein Porsche-Veredler zeigt jetzt seine Interpretation von Luxus.

Ein veredelter Porsche als Dienstwagen? Davon träumt vielleicht manch ein Außendienstler nachts, aber im Alltag dürfte der Wunsch nur selten erfüllt werden. Wie kommt dann ein Techart-veredelter Porsche Cayenne auf diese Seite?

Nun, am aufgeplusterten Biturbo-V8-Benziner mit 640 PS und 900 Newtonmetern Drehmoment liegt es nicht. Auch wenn 3,7 Sekunden für den Sprint auf Landstraßentempo beeindruckend sind für ein zweieinhalb-Tonnen-Koloss. Weiter geht´s bis auf Tempo 300, das hat dann nichts mehr mit niedrigen TCO zu tun. Erst recht nicht, wenn mal frische Reifen auf die eigens neu entwickelten 22-Zoll-Aluräder aus der schwäbischen Nobelschmiede aufgezogen werden müssen. Und das kann bei der Kraft schon häufiger der Fall sein als bei einem VW Passat mit bravem Zweiliter-Diesel. Der Vollständigkeit halber sei noch der aufwändige Satz von Anbauteilen erwähnt, der an den originalen Befestigungspunkten angebracht ist. Der hintere Diffusor erfüllt dann auch mehr optische Zwecke, er lässt sich mit drei Handgriffen abnehmen, damit auch weiterhin das Rassezuchtpferd samt Anhänger an die Kupplung kommt.

Techart-Designer Thorsten Stroda stellt das neue Projekt bei Rolf Benz in Nagold vor. Foto: Immanuel Schneeberger

Doch obwohl so eine Anhängerkupplung auch am Firmenwagen mal relevant ist, geht es uns hier nicht um sie. Die wahre Überraschung liegt hinter Anbauteilen und Riesenfelgen. Hinter den Türen. Dort nämlich hat Techart eine geradezu brillante Kooperation geschlossen: Wer könnte einen gemütlichen Innenraum besser gestalten als ein Möbelhersteller?

Rolf Benz ist eine Marke, die seit vielen Jahren für hochwertige Markenmöbel aus Deutschland bekannt ist. An einen Autoinnenraum hat sich das Designteam bisher aber nicht gewagt. Dabei liegt der Gedanke nahe: Autonome Autos werden ein Thema, die Zeit im Fahrzeug wird künftig anders zugebracht als mit der Konzentration auf den Verkehr. Ein Innenraum soll also nicht nur edle Materialien ansammeln, er soll gemütlich sein. Diesem Gedanken folgend, sind alle Sitze im veredelten Cayenne mit weichem Polsterstoff überzogen. An den Wangen ist der Stoff kunstvoll gerafft, ganz wie es derzeit bei manch einem Wohnzimmersessel Mode ist. Nimmt man auf den noblen Möbeln Platz, will man am liebsten nicht mehr aufstehen. "Es hat uns sehr gereizt, das Thema Wohnlichkeit auf das Auto zu übertragen", sagt Bettina Herrmann, die bei Rolf Benz Produkt- und Designmanagement verantwortet. Und auch die Geschäftsführer Tobias Beyer und Steven Ratz von Techart sind begeistert von der Kooperation: "Durch den hohen Stoffanteil und die perfekt aufeinander abgestimmten Farben und Materialien haben wir einen einzigartigen Reiseraum geschaffen".

Leder ist im Winter kalt, im Sommer heiß, Stoff ist einfach nur gemütlich. So ist es auch hier. 44 Quadratmeter feinsten Stoff haben die Schwaben in 300 Stunden Handarbeit im Innenraum verarbeitet. Selbst die Armaturentafel und Türen schmücken Stoffzierleisten. Das mag wie auch die stoffbezogenen und entsprechend empfindlichen Fußmatten etwas übertrieben wirken, allerdings richtet sich der Techart Cayenne auch an eine besondere Klientel. Unter 300.000 Euro netto wird kaum ein solches Auto den Händlerhof verlassen. Und damit muss der Dienstwagenfahrer weiter träumen – oder hoffen, dass bald ein Großserienhersteller die Idee mit dem wohnlichen Innenraum aufnimmt.