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Combo-Stecker Neuer Stecker macht Stromer attraktiver

Combo-Stecker Foto: Götz Mannchen

Unterschiedliche Systeme und lange Ladezeiten erschweren das „Betanken“ von Elektroautos unterwegs. Der neue Combo-Stecker soll die Stromer für Fuhrparkmanager attraktiver machen.

Auf einer Dienstreise verzichten Geschäftsleute nur ungern auf gewisse Dinge des täglichen Lebens: die elektrische Zahnbürste, den elektrischen Rasierer oder den Föhn beispielsweise. Im Notfall würde der Geschäftstermin aber auch mit Dreitagebart und Sturmfrisur nicht platzen. Bekommt der Außendienstler seinen Kunden aber erst gar nicht zu Gesicht, könnte ihm ein lukrativer Auftrag durch die Lappen gehen.

Daher sind Fuhrparkmanager noch etwas zögerlich beim Thema Elektromobilität – geringe Reichweiten und eine mangelnde Flexibilität sind eben ein K.-o.-Kriterium für E-Flotten. Die Autoindustrie hat deshalb reagiert und spezielle Ladesysteme entwickelt, mit denen Elektroautos in wenigen Stunden wieder einsatzbereit sind.

Bei Schnellladesystemen reduziert sich die Wartezeit sogar auf 15 bis 30 Minuten. In der Euphorie und dem Wetteifer, als erster Hersteller mit einem funktionsfähigen Elektroauto auf den Markt zu preschen, haben die Automobilkonzerne allerdings vergessen, sich auf ein einheitliches Ladesystem zu einigen. Ähnlich wie bei Ladegeräten für Mobiltelefone gibt es derzeit eine Handvoll Steckervarianten, die untereinander nicht kompatibel sind.

Ab 2013 kommt ein neues Schnellladesystem auf den Markt

In Deutschland hat sich beispielsweise der sogenannte Stecker-Typ 2 durchgesetzt, der auch als Menneckes-Stecker bekannt ist. Da in den USA und in Japan die Stromnetze nicht so leistungsfähig sind wie in Europa, wurde dort der einfachere Stecker-Typ 1 ins Leben gerufen. Dass auch die Energiekonzerne beim Thema Ladesystem mitsprechen, zeigt das Beispiel Frankreich und Italien.

Dort wird auf der Infrastrukturseite der Stecker-Typ 3 eingesetzt. Die maximale Leistung der Stecker variiert dabei stark. Die Leistung reicht von 3,6 Kilowatt (Typ 3) bis 44 Kilowatt (Typ 2), womit die Akkus immer noch mindestens eine Stunde an der Wechselstrom-Zapfsäule hängen müssen. Für eine Kaffeepause im Außendienst eindeutig zu lang.

Um die Attraktivität der Elektromobilität für den Endkunden zu steigern, sind Schnellladesysteme mit Gleichstromspannung (DC) nötig, bei denen die Ladezeit auf 15 Minuten reduziert wird. Aktuell bieten lediglich Nissan, Toyota, Peugeot, Citroën, Mitsubishi und Subaru solch ein Ladesystem an. Chademo heißt der Schnelllade-Stecker, bei dem mit einer Leistung von 63,5 Kilowatt Strom in die Akkus gepumpt wird.

Die großen deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler, BMW, Ford und ein paar andere ziehen nun nach. Statt aber ebenfalls den Chademo-Stecker zu verwenden, setzt der Verbund aus insgesamt 16 Herstellern auf ein eigenes Schnellladesystem, den sogenannten Combo-Stecker (Combined Charging System).

Ab 2013 sollen laut Volkswagen die ersten Fahrzeuge mit entsprechender Ladeschnittstelle ausgeliefert werden. Volkswagen begründet die Entwicklung des neuen, eigenen Steckers damit, dass der Chademo-Stecker zu viel Platz im Fahrzeug in Anspruch nimmt und keine zukunftsfähige Kommunikationsschnittstelle besitzt.

Die Autoindustrie tüftelt daran Batterien mittels Induktion aufzuladen

Der Combo-Stecker leistet bis zu 100 Kilowatt und ist anders als der Chademo-Stecker mit den bisherigen Stecker-Typen 1 und 2 – die in den USA, Japan und Europa verwendet werden – kompatibel. Damit bringt er bereits einige Vorteile mit: So kann auf dem bestehenden Stromtankstellen-Netzwerk aufgebaut werden.

Laut LEMnet gibt es in Deutschland derzeit 1.760 öffentlich zugängliche Ladesäulen – und die Zahl wächst schnell. Renault hat bereits angekündigt, in Kooperation mit dem Energiekonzern RWE 550 Ladesäulen bei den Händlern zu installieren. Nissan geht mit dem Chademo-Anschluss in die Offensive und rüstet ebenfalls zusammen mit RWE bis Ende 2012 rund 400 Nissan-Händler mit einer Schnellladesäule aus.

Die Japaner nehmen die Einführung des Elektroautos Leaf zum Anlass für den Ausbau. Sollte sich der Combo-Stecker allerdings durchsetzen, würde auch Nissan das Ladesystem wechseln. Die Kundenzufriedenheit stehe über den eigenen Interessen des Herstellers. Aber wie würden unsere Straßen überhaupt aussehen, wenn aus jedem Auto ein Kabel heraushängt?

Die Autoindustrie tüftelt deshalb daran Batterien mittels Induktion aufzuladen. Statt über ein Kabel wird der Strom per elektromagnetische Spannung auf die Batterie übertragen. Dabei ist eine Spule im Fahrzeugboden untergebracht, die mit der Batterie verbunden ist und eine weitere im Straßenbelag, die an das Stromnetz gekoppelt ist.

Befinden sich die beiden Spulen übereinander, entsteht ein Magnetfeld, das Strom erzeugt. Im Gegensatz zur bisherigen Ladetechnik mit Kabel könnten E-Autos beim induktiven Ladevorgang sogar fahrend aufgeladen werden. Auf die gleiche Weise werden übrigens auch die elektrischen Zahnbürsten aufgeladen – nur eben wieder mit deutlich weniger Saft. Der zu geringe Stromfluss ist auch hier noch das Hauptproblem.