Dacia Spring (2021) Elektro im Fahrbericht Frühlingsgefühle en miniature

Dacia Spring Elektro 2021 Foto: Immanuel Schneeberger 24 Bilder

Der Dacia Spring will Elektromobilität demokratisieren – also erschwinglich machen. Nach Abzug der Umweltprämie bleiben unter 10.000 Euro netto. Grund genug für Pflegedienste und Co umzusteigen?

Schon wieder ein Elektro-SUV, will man beim Blick auf die Fotos des neuen Dacia Spring vielleicht sagen. Doch dann sieht man ihn in echt – und erkennt, was 3,73 Meter Länge, 1,62 Meter Breite und eine Höhe von 1,52 Metern bedeuten. Das sind die Maße eines Kleinstwagens. Die Designer haben also ganze Arbeit geleistet, die wahre Größe des Spring zu verschleiern.

So richtig neu ist der Dacia Spring gar nicht. In Indien und China gibt es ihn als Renault K-ZE schon länger, doch für Deutschland ist er eine kleine Revolution. Er will ein echtes Stadtauto sein, mit geringer Reichweite, wenig Leistung und parklückentauglichen Abmessungen. Ideal also für Lieferservice und Pflegeeinrichtungen, die häufig in jede noch so kleine Lücke kommen müssen.

Dacia Spring Elektro 2021 Foto: Immanuel Schneeberger

Angesichts der technischen Daten dürften Fahrer solcher Mobile nicht in Jubel ausbrechen: Gerade mal 45 PS bringt sein Elektromotor auf die Vorderräder, gespeist aus einem 27,4 kWh großen Akku. In Verbindung mit der Beschleunigung von 19,1 Sekunden auf Tempo 100 klingt das nach einer zähen Angelegenheit. Doch der Praxischeck widerspricht der Papierform: Die Leistung reicht locker. Nur eine gute Tonne bringt der kleinste Dacia auf die Waage, und wie von E-Motoren gewohnt, geht es auf bis Stadttempo 50 richtig zügig voran. An der Ampel lässt der Spring jeden Benziner stehen Und erst ab Tempo 80 wird es zäh. Wobei es zur Not auch mit Tempo 130 über die Autobahn geht.

Schmale 14-Zöller mögen keine schnellen Kurven, komfortable Federung

In Kurven jammern die schmalen 14-Zöller früh nach weniger Tempo, ohne dass das Fahrverhalten dabei tückisch würde, der Akku sitzt fahrdynamisch günstig mittig im Unterboden. Die Lenkung vermittelt kaum Gefühl für die Straße, lässt sich beim Parken dafür aber beinahe mit einem Finger bedienen. Die Bremsen funktionieren natürlich auch – wie zuverlässig in Verbindung mit den auf dem Testwagen montierten Billigreifen, muss sich noch zeigen. Gut gelungen ist die Federung, die mit massig Bodenfreiheit und für die Preisklasse gutem Schluckvermögen gesegnet ist. Dass der Wind schon bei Landstraßentempo um die Karosserie tobt, schieben wir auf den günstigen Preis.

Dacia Spring Elektro 2021 Foto: Immanuel Schneeberger
Das Hartplastik dominiert die Materialauswahl.

Bei alledem gestaltet sich die Bedienung kinderleicht: Drehregler für die Fahrtrichtung auf D, und los geht es. Das Lenkrad lässt sich ebensowenig verstellen wie die Sitzhöhe. So hockt man arg weit oben, merkt, dass das Auto eben doch extrem schmal geschnitten ist die Außenbreite auch auf die innere starke Auswirkungen hat, kann sich aber wenigstens in Länge und Höhe ungeniert ausbreiten. Für hinten Sitzende gilt das weniger, sie stoßen schnell mit den Knien an die Vordersitze. Bleibt die Erweiterung des eh geräumigen Kofferraums durch Umlegen der nur beim Comfort zweiteiligen Rückenlehne für mehr Essenslieferungen in einer Fuhre.

Da stört auch nicht das Hartplastik die Materialauswahl dominiert, denn es riecht weder unangenehm noch fallen sonstige Verarbeitungsmängel auf. Der Touchscreen der besseren Comfort Plus Ausstattung (Aufpreis 1.090 Euro, alle Preise netto) reagiert sehr flott auf Eingaben, auch wenn seine Grafiken etwas angestaubt wirken. Außerdem gibt es Rückfahrkamera, Notbremsassistent sowie Tempomat. Das war es an Assistenz, der Fahrer ist auf sich und seine Voraussicht gestellt. Im Notfall schützen sechs Airbags die Passagiere.

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Das mit der Konzentration aufs Fahren klappt soweit ganz gut, denn auch andere Bedienschritte lenken nicht davon ab. Die Klimaanlage reagiert auf drei Drehregler, das Licht geht von selbst an, der Blinker wie immer per Lenkstockschalter – dann allerdings mit nervtötend unrhythmischem Geräusch. Viel mehr Kritik muss gar nicht sein. Außer vielleicht noch an den Lademöglichkeiten: Wenn nach gut 200 Kilometern Stadtverkehr der Akku alle ist, tröpfelt der Strom an der Wallbox einphasig mit maximal 6,7 kW in den 27,4 kWh fassenden Akku. Gegen saftige 504 Euro Aufpreis klappt es mit bis zu 30 Kilowatt Gleichstrom besser – langstreckentauglich wird der Spring mit anderthalb Stunden Ladezeit auch dadurch nicht wirklich. Das ist aber im Grunde angesichts der sonstigen Qualitäten nur konsequent – Wer die mindestens 8.218 Euro ausgibt, muss eben den Einsatzzweck seines neuen Sparmobils genau kennen. Genügend Einsatzszenarien für ein solches Auto gibt es im gewerblichen Bereich auf jeden Fall.