DAT-Report 2017 Autobranche im Diesel-Dunst

CO2 Abgas Foto: Fotolia

Laut DAT entscheiden sich immer mehr Autokäufer gegen den Diesel. Flottenbetreiber müssen deshalb künftig mit geringeren Restwerten für ihre Gebrauchtwagen rechnen.

Der Diesel bleibt unter Beschuss. Als Dreckschleuder in einer emotional aufgeladenen Debatte verrufen. Viele Autokäufer sind verunsichert. Wie geht’s rechtlich weiter? Was passiert mit den Restwerten? Als Folge wurden laut dem DAT-Report 2017 13,2 Prozent weniger Diesel-Neuwagen verkauft.

Weniger anfällig scheint der Gebrauchtwagenmarkt zu sein. Statt der im Jahr 2016 gut 2,7 Millionen gebrauchten Diesel wurden im vergangenen Jahr zwar nur 2,39 Millionen verkauft, doch das Minus fiel mit 2,7 Prozent deutlich geringer aus.

Dabei mussten die Händler spürbar höhere Rabatte geben. Wenigstens konnten sie einen Teil der Verluste ausgleichen, indem sie 13,8 Prozent mehr Benziner verkauften. Allerdings sank auch das Geschäft mit gebrauchten Benzinern um ein Prozent.
»Das hohe Volumen an Rückläufern und eine verunsicherte Käuferschicht führen bei Diesel-Autos zu steigenden Standzeiten und sinkenden Gebrauchtfahrzeugwerten. Um gebrauchte Diesel-Pkw verkaufen zu können, müssen die Händler zusätzliche Anreize schaffen. Das geht meistens nur über den Preis oder erweiterte Garantien«, sagt Martin Weiss, Leiter Restwertmanagement und Marktbeobachtung bei der DAT. Beliebte Fahrzeuge mit klassischem Karosseriekonzept wie beispielsweise VW Passat Variant, BMW 3er Touring oder Skoda Octavia Combi blieben aber weiterhin sehr gefragt.
Insgesamt stieg also die Skepsis der Kunden gegenüber dem Diesel. Und 38 Prozent der befragten Fahrer rechnen in Zukunft mit weniger Dieselautos auf den Straßen. Doch fast die Hälfte aller Autokäufer glaubt noch an bezahlbare Nachrüstlösungen, um Fahrverbote in Innenstädten abzuwenden.

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102 Standtage für gebrauchte Diesel

Weniger Nachfrage bedeutet auch längere Standzeiten von Gebrauchtwagen. Durchschnittlich 102 Tage dauerte es Ende 2017, bis ein Diesel-Pkw wieder verkauft war, 14 Tage länger als Anfang 2016. Der Wertverlust eines drei Jahre alten Diesel stieg von 52,6 auf 56 Prozent. Gebrauchte Benziner gingen dagegen schneller (85 statt 94 Tage) und teurer weg. Der Restwert dreijähriger Benziner etwa stieg von 56,4 auf 57,2 Prozent.
Trotzdem sollten Flottenbetreiber nicht in eine Anti-Diesel-Hysterie verfallen. Denn große Gebrauchtwagenhändler wie die Auto1 Group mit ihrer Vermarktungsplattform »wirkaufendeinauto.de« beispielsweise sehen die Diesel-Problematik weniger kritisch.

»Die Diesel-Diskussion ist vor allem ein deutsches Phänomen. Wir sind international aufgestellt und vermarkten unsere Fahrzeuge in ganz Europa. Dadurch können wir die Autos immer noch problemlos verkaufen und auch auf Wunsch jeden Händler dabei unterstützen«, sagt Hakan Koç, Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups.
Natürlich beleuchtet der DAT-Report auch den Markt von Autos mit alternativen Antrieben. Fazit: Das Interesse ist da, aber letztlich entscheiden sich die meisten Käufer dann doch für einen konventionellen Antrieb. Gerade mal drei Prozent der Neu- und zwei Prozent der Gebrauchtwagen hatten 2018 einen alternativen unter der Haube. Und das, obwohl fast ein Viertel der Neuwagenkäufer einen Elektro-, Hybrid- oder Gasmotor vor dem Kauf in Betracht gezogen haben. Die meisten Interessierten würden maximal auf einen Hybridmotor umsteigen. Das reine Elektroauto habe deutlich an Zustimmung verloren.

Drei Fragen an Jens Nietzschmann, Geschäftsführer Inland der DAT

Können Sie Flottenbetreibern heute noch Dieselfahrzeuge empfehlen?

Auf jeden Fall. Für Vielfahrer mit 30.000 oder mehr Kilometer im Jahr gibt es keine wirtschaftliche Alternative. Die Effizienz von Benzinern liegt deutlich darunter. Das bedeutet höheren Verbrauch, höhere Kosten und mehr CO2-Ausstoß. Die E-Mobilität ist noch nicht so weit, und Hybride spielen ihre Vorzüge meist nur in der Stadt aus. Man sollte wegen des Diesels nicht in Panik verfallen. Der Rückgang bei Gebrauchtwagen mit Dieselmotor liegt lediglich im einstelligen Bereich.

Welche Gründe sehen Sie für diesen Rückgang des Dieselanteils?

Die Dieseldiskussion beeinflusst den Autokauf. Rechtsunsicherheit, steigender Wertverlust und die Angst vor Fahrverboten drücken die Verkaufszahlen. Nach der anstehenden Entscheidung des Verwaltungsgerichts zum Fahrverbot dürfte mehr Klarheit herrschen.

Wie wird sich der Markt für gebrauchte Diesel-Pkw künftig entwickeln?

Wenn es keine Fahrverbote gibt, kann er sich wieder erholen und sich die Marktlage normalisieren. Problematisch bleibt die Diskrepanz zwischen einem hohen Dieselanteil in den Flotten und der Verunsicherung auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Somit müssen vertrauensbildende Maßnahmen in die Technologie geschaffen werden. Ohne den Selbstzünder sind die vereinbarten Klimaziele in Europa sehr schwer zu erreichen. Zudem brauchen wir ihn, wenn wir die individuelle Mobilität nicht infrage stellen wollen.