Dekra Verkehrssicherheitsreport 2018 So sicher ist automatisiertes Fahren

 Foto: Daimler AG - Global Communicatio

Autonomes Fahren erleichtert dem Piloten die Arbeit - was aber nicht immer positiv ist.

Mit der fortschreitenden Automatisierung wandelt sich die Rolle des Fahrers hin zum passiven Überwacher. Die Prüforganisation Dekra nimmt in ihrem diesjährigen Verkehrssicherheitsreport die Folgen dieser Entwicklung unter die Lupe. Denn durch die neue passive Rolle reduziere sich die Aufmerksamkeit des Menschen, was wiederum Sicherheitsprobleme verursache – anstatt sie zu reduzieren, was ja eigentlich die Intention des automatisierten Fahrens ist.

Der Fahrer könnte sich zu sehr auf die technische Unterstützung des Fahrzeugs verlassen und bei einer Übernahme im Notfall nur unzureichend über sein Fahrzeug Bescheid wissen. Der Fachbegriff dafür laute „Out of the loop“-Problem. Er beschreibt den Zustand eines Fahrers, wenn er sich nicht an der Steuerung des Fahrzeugs beteiligen muss und darüber seine Fahrtüchtigkeit nach und nach verliert.

Es dauert, bis der Fahrer die Situation richtig erfasst

Denn bis der Fahrer über das nötige Situationsbewusstsein verfüge, um das Fahrzeug im Notfall fehlerfrei steuern zu können, vergehe Zeit. Dekra verweist auf einen GDV-Bericht, der eine Verzögerung von zwei bis 20 Sekunden belegt, bis der Fahrer in der Lage ist, der ihm gestellten Aufgabe nachzukommen. Allerdings seien diese Studien aufgrund der unterschiedlichen Versuchsbedingungen nur eingeschränkt vergleichbar. Die Automatisierung der Fahrzeuge führe darüber hinaus langfristig dazu, dass die erworbenen Kompetenzen wieder „verlernt“ oder gar nicht erst erworben würden. Das offenbare sich vor allem, wenn ein Fahrer das Fahrzeug manuell steuern müsse, wenn zum Beispiel eine automatische Funktion versage oder es sich um einen weniger automatisierten Leihwagen handle.

Dekra bilanziert daher: Das automatisierte Fahren habe grundsätzlich Potenzial, Unfälle zu verhindern. Doch die Nutzer solcher Systeme müssten insbesondere hinsichtlich ihrer kognitiven Leistungen bestimmte Anforderungen erfüllen, die bislang nicht geprüft werden. Die Nutzung von Autopiloten im Fahrzeug berge zudem die Gefahr, dass die Fahrer ihre Fähigkeiten zum konventionellen Fahren einbüßen.

Daueraufmerksamkeit ist gefordert

Um solchen Gefahren vorzubeugen, gelte es, die Aufmerksamkeitsfunktionen des Fahrers zu prüfen. Denn das ständige Überwachen der Systeme erfordere eine Art Daueraufmerksamkeit, Vigilanz genannt. Zudem müsse der Fahrer seine Aufmerksamkeit von einem Stimulus zum anderen lenken. „Arbeitsgedächtnis“ nennt es Dekra, laut dem Psychologen Alan Baddeley hat es vier Komponenten: die sogenannte Exekutive, verantwortlich für Steuerungs-, Organisations- und Überwachungsaufgaben; die phonologische Schleife, die akustische und sprachliche Informationen verarbeitet; den visuell-räumlichen Notizblock, der visuelle Informationen verarbeitet; sowie den episodischen Puffer, der eine Verbindung zum Wissen des Langzeitgedächtnisses herstellt. Doch bei der Definition der neuen, grundlegenden Anforderungen an den Lkw-Fahrer bestehe noch Optimierungsbedarf.

Grundsätzlich spricht sich die Prüforganisation aber für Assistenzsysteme aus. Vor allem bei Lastwagen sei mit einer schnelleren und höheren Marktdurchdringung der Systeme zu rechnen. Darum gilt es, den Fahrer bestmöglich mit einzubinden, um sicher in die autonome Zukunft zu starten.