Deutsches Rotes Kreuz Cuxhaven Eine flotte Erdgasflotte

DRK VW Eco Up Foto: Karl-Heinz Roghöfer

Das DRK in Cuxhaven setzt auf Erdgasautos und fährt sehr gut damit. Vor allem, was die Kosten angeht.

Lange haben die Autohersteller ihre Erdgasautos verschämt vermarktet, sofern sie überhaupt Fahrzeuge mit Erdgasantrieb im Portfolio hatten. Jetzt kommt jedoch Bewegung in den Markt. Vor allem der VW-Konzern gibt mächtig Gas und weitet das Angebot aus. So gibt es von Audi einen klassischen Firmenwagen, den A4 Avant mit einer Gas-Reichweite von 500 Kilometern, von Skoda den im Flottengeschäft bewährten Octavia Combi und von Seat demnächst den schicken SUV Arona.

Doch nicht alle Flotten brauchen so hochwertige und teure Fahrzeuge. Für viele Branchen reichen Kleinwagen, damit die Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigen können. Viele Unternehmen aus dem Pflegesegment beispielsweise setzen ausschließlich Minis wie VW Up, Skoda Citigo oder Seat Mii ein. So auch das Deutsche Rote Kreuz in Cuxhaven-Hadeln. Trotzdem unterscheidet sich diese Flotte ganz gravierend von vielen anderen. 106 der 142 VW Up fahren mit Erdgas. Die CNG-Autos sind erst seit Anfang Mai im Einsatz. Das DRK ist aber Wiederholungstäter. Auch in der Vorgängerflotte hatten 85 von 120 Kleinstwagen einen Erdgasantrieb. Einziger Unterschied: Die Pflegekräfte fuhren Skoda Citigo, den baugleichen Bruder des VW Up.

DRK VW Eco Up Foto: Karl-Heinz Roghöfer
Volker Kamps betreut den Fuhrpark des Deutschen Roten Kreuz in Cuxhaven-Hadeln seit 2012.

Die VW Up sind alle mit dem Einlitermotor bestückt, der 68 PS leistet. Den Durchschnittsverbrauch gibt VW mit 2,9 Kilo Erdgas pro 100 Kilometer an. In Cuxhaven kostet Gas derzeit nur 91 Cent, sodass 100 Kilometer gerade mal 2,63 Euro kosten. Selbst wenn der Verbrauch in der Praxis wahrscheinlich höher ausfallen wird: Kein Diesel kann es damit aufnehmen, erst recht kein Benziner.

Einsatzgebiet im Umkreis von 70 Kilometern

Das DRK Cuxhaven-Hadeln least die Fahrzeuge für vier Jahre im Fullservice, inklusive Wartung, Verschleiß, Tankkarten und mehr. "Für unseren Einsatzzweck ergibt eine Leasinglaufzeit von vier Jahren Sinn", sagt Volker Kamps, Prokurist beim DRK in Cuxhaven-Hadeln. Zum einen würden die Fahrzeuge pro Jahr nicht mehr als 15.000 Kilometer laufen, zum anderen würde sich sonst die aufwendige Beklebung der Fahrzeuge nicht rentieren. Betreut wird die Flotte vom Autohaus Schmidt und Koch in Bremerhaven. Kamps lobt den Service des auf VW-Marken spezialisierten Händlers. "Steht ein Service an oder ein Wechsel von Winter- auf Sommerreifen, werden unsere Fahrzeuge morgens geholt und abends wieder gebracht. Unsere Mitarbeiter erhalten dann für diesen Zeitraum ein anderes Modell", erklärt Kamps.

Man brauche ein gutes Autohaus, das diesen Service leisten kann. Andere Händler mit anderen Marken und Erdgasmodellen kommen deshalb für ihn nicht in Betracht. "Für Erdgasautos", glaubt er, "gibt es bei uns in der Region keine weiteren Hersteller, die das entsprechend leisten können."

Trotzdem haben nicht alle neuen Up einen Gas­antrieb. "Das liegt an der Tankstelleninfrastruktur in unserem Gebiet", so Kamps. Er würde wirklich gerne nur Erdgasautos einsetzen, aber "mittendrin fehlt uns eine Tankstelle". Die Pflege­rinnen und Pfleger sind in einem Umkreis von 70 Kilometern unterwegs, von vier Standorten aus. "Einer davon ist nicht abgedeckt", bedauert er. Kamps bringt ein gewisses Verständnis für die Tankstellenbetreiber vor Ort auf. "Wir sind einfach ein Flächenland mit zu wenig Erdgasfahrzeugen", sagt er. Er kenne in der Region keine andere Flotte in dieser Größenordnung, die Erdgasfahrzeuge einsetzt. "Noch nicht einmal Firmen mit 20 Fahrzeugen setzen hier auf Erdgas", bedauert er. Für die drei anderen Standorte mit Erdgastankstelle am Ort hat er eine Planungssicherheit bis 2022. Das haben ihm die Tankstellenbetreiber zugesichert. Warum er dann keine eigene Tankstelle einrichtet? Das ist für den Norddeutschen keine Option. "Wirtschaftlich betrachtet macht das überhaupt keinen Sinn", sagt er. Die Ausgaben für eine Zapfsäule rangieren im sechsstelligen Bereich.

DRK VW Eco Up Foto: Karl-Heinz Roghöfer
Das DRK ist vom Skoda Citigo auf den VW Up umgestiegen.

Pfleger dürfen Firmenwagen privat nutzen

Gut drei Viertel der jetzt übernommenen Up werden auch privat von den Mitarbeitern genutzt. Dazu versteuern sie ein Prozent des Listenpreises. "Wir wollen damit in Zeiten des Fachkräftemangels bewusst ein Zeichen setzen", sagt Kamps. Einfluss auf die Ausstattung konnten die Kollegen allerdings nicht nehmen. "So vermeiden wir Probleme, wenn Mitarbeiter vorzeitig ausscheiden und neue Kollegen dann in die Verträge einsteigen", sagt er. Viel mehr als die Basisausstattung ist in den Up nicht drin, aber wenigstens haben alle eine Klimaanlage.

Angst, liegen zu bleiben, muss keiner der Fahrer haben. Neben den Gastanks, die laut Normverbrauch für über 350 Kilometer gut sind, hat der Up 1.0 TGI serienmäßig einen Achtliterbenzintank für gute 100 Kilometer an Bord. Was eigentlich nur für den Notfall gedacht ist, erwies sich im letzten Winter als Glücksfall. "Damals fuhr ein Lkw-Fahrer an unserer Erdgastankstelle die Zapfsäule um. Deshalb konnten wir im Winter wochenlang nicht tanken", erzählt er. Das war natürlich äußerst mühsam für die Fahrer.

Schon zweimal wurde das DRK mit dem Umwelt-Award des Nabu ausgezeichnet. "Erdgas ist einfach die umweltverträglichste Mobilitätslösung", sagt Kamps. Er verstehe nicht, warum viele Kollegen nur auf die E-Mobilität setzen. "CNG als Antrieb haben fast alle verdrängt", bedauert Kamps. Umso mehr freut es ihn, dass die Bundesregierung die Steuervergünstigung für CNG bis 2026 verlängert hat. Und auch das Bekenntnis von VW, Erdgasmobilität durch mehr Modelle zu fördern, findet er gut.

VW ist Mitglied des Industriekreises CNG-Mobility, dem auch Gasproduzenten und Tankstellenbetreiber angehören. Bis 2025 will dieser Verbund eine Million Erdgasfahrzeuge auf der Straße haben. Am DRK Cux­haven-Hadeln wird es jedenfalls nicht liegen, falls man dies nicht schafft. "Zu unserem Geschäftsbetrieb passt Erdgas einfach perfekt."

Deutsches Rotes Kreuz

Der DRK-Verband Cuxhaven-Hadeln beschäftigt 1.100 hauptberufliche Mitarbeiter, vorwiegend in der Pflege und in der Kinder- und Jugendhilfe. Zusätzlich engagieren sich mehr als 1.000 Menschen ehrenamtlich. Zum Fuhrpark gehören 200 Autos, davon 106 mit Erdgasantrieb. Die rest­lichen Flottenfahrzeuge sind Rettungsfahrzeuge oder Fahrzeuge für Verwaltungsmitarbeiter.