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Drive Now Carsharing mit Flatrate

Premiumautos zu jeder Zeit und an jedem Ort: BMW und Sixt starten in München das Mobilitätskonzept Drive Now.

Daimler hat es zusammen mit Europcar vorgemacht, jetzt ziehen BMW und Sixt nach: eine Kooperation von Autohersteller und -vermieter, die in einem neuen Mobilitätskonzept mündet. Was in Ulm und Hamburg Car2Go heißt, nennt sich seit 1. April in München Drive Now. Das Prinzip, das unter dem Dach der neuen Submarke BMW i läuft, ist das Gleiche. Ein Premiumhersteller stellt 300 Fahrzeuge zur Verfügung, die quer über das Stadtgebiet verteilt, ohne festen Standort, quasi für jedermann zu haben sind. Keine Mitgliedschaft, keine Grundgebühr. Der Kunde muss lediglich beim erstmaligen Registrieren 29 Euro zahlen.

Im Gegenzug erhält er einen Chip, den er auf seinen Führerschein klebt und der fortan als Türöffner für die Autos fungiert. Die Registrierung ist dabei an jeder Sixt-Station in der Stadt oder an ausgewählten BMW- und Mini-Niederlassungen möglich. Egal für welchen Typ sich der Mieter entscheidet – es kommen BMW 118d und Mini One D zum Einsatz – er zahlt grundsätzlich einen Preis: 29 Cent pro Minute. Unabhängig davon, wie weit oder wie lang er unterwegs ist (für die Parkzeiten während der Nutzung fallen nur 10 Cent die Minute an). Allerdings ist der Mini bei 14,90 Euro die Stunde gedeckelt. Wer 60 Minuten mit dem 1er BMW fährt, zahlt dafür 17,40 Euro – Parkgebühren und Treibstoffkosten inbegriffen.

Laut BMW besteht mit zehn Parkhäusern innerhalb des Mittleren Rings ein Abkommen über kostenlose Stellplätze. Darüber hinaus gibt es in der Innenstadt weitere Parkmöglichkeiten, für die keine Extragebühren anfallen. Wer ausnahmsweise doch mal an die Zapfsäule muss, findet in den Autos eine Tankkarte vor. Als Entschädigung gewährt Drive Now eine Zeitgutschrift von 20 Minuten. Reservieren lassen sich Mini und 1er im Internet unter www.drive-now.com oder über eine Smartphone App.

Ebenfalls möglich: die Fahrzeuge direkt vor Ort übernehmen. Grundsätzlich steht Drive Now allen Führerschein-Inhabern offen, Fahranfänger zwischen 18 und 21 müssen ein zertifiziertes Fahrsicherheitstraining absolviert haben, bevor es losgehen kann. Während die Carsharing-Technologien im Fahrzeug, also das schlüssellose Zugangssystem und der Bordcomputer zum Identifizieren des Fahrers, von BMW stammen, organisiert Sixt den gesamten Mietablauf vom Reservieren bis hin zum Erstellen der Rechnung.

Neben der Möglichkeit, Premiumautos zu fahren, steht bei Drive Now nach Ansicht der Kooperationspartner der Umweltaspekt im Fokus. So verbrauche der BMW 118d im Durchschnitt nur 4,5 Liter, was einem CO2-Ausstoß von 119 Gramm pro Kilometer entspricht. Der Mini gebe sich mit 3,8 Litern auf 100 km (99 g CO2/ km) noch ökologischer. In Zukunft sollen weitere Modelle hinzukommen, auch der Einsatz von Elektrofahrzeugen ist geplant. Zudem will man mit dem Projekt – Car2Go lässt grüßen – zunächst in weitere deutsche Städte und anschließend auch ins Ausland expandieren. So soll nach München bald Berlin in den Genuss von Drive Now kommen, dort wollen Sixt und BMW gleich 500 Autos ins Rennen schicken.

Ein Kommentar

Jetzt ist also bereits der zweite deutsche Automobilhersteller ins Carsharing-Geschäft eingestiegen – zumindest nach eigenem Verständnis. Wie Daimler bei Car2Go spricht auch BMW von Drive Now als einem innovativen Carsharing-Konzept: zwei Widersprüche in einem Satz. Zum einen geben die Münchener zu, dass der einzige Unterschied zum 2009 etablierten schwäbischen Pendant der ist, dass man bei Drive Now Premiumfahrzeuge nutzen könne. Zum anderen darf man infrage stellen, ob es sich bei dem neuen Mobilitätsangebot tatsächlich um Carsharing handelt.

Oberflächlich betrachtet ja, schließlich teilen sich mehre Nutzer ein Fahrzeug. Legt man allerdings die Definition des Bundesverbands Carsharing zugrunde, fallen beide Konzepte durch. Denn Carsharing im Sinne des Erfinders beinhaltet ein Tarifsystem, das aus einer Zeitkomponente und einem entfernungsabhängigen Preis besteht, also keine Freikilometer zulässt. Das soll Carsharing-Kunden dazu bewegen, Autos möglichst sparsam einzusetzen.

Bei den Flatrate-Modellen liegt der Verdacht nahe, eher das Gegenteil zu bewirken. Denn sie verführen dazu, für Strecken, die man mit dem Fahrrad oder der Bahn zurücklegen könnte, der Bequemlichkeit halber das Auto zu nehmen – zumal es keine fixen Standorte gibt. Worum es wirklich geht, formuliert BMW-Vorstand Ian Robertson so: "Wir wollen dadurch ein profitables Geschäftsfeld eröffnen und zugleich neue potenzielle Kunden an unsere Marke heranführen." Sollten in Zukunft tatsächlich auch Elektroautos im Angebot stehen, wäre wenigstens der ökologische Aspekt ein klein wenig gewahrt.