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Elektroauto VW ID.3 bestellbar Preise starten bei 25.000 Euro

VW ID.3 2020 Foto: VW 10 Bilder

Volkswagen startet Frühbucheraktion fürs E-Auto ID.3. Wer schnell ist, kann sich registrieren – und muss dann doch lange warten. Warum, erklärt Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann

Tesla lässt grüßen. Volkswagen hat ein europaweites Vorbuchungssystem für das erste Modell seiner neuen Elektroauto-Familie gestartet. Das heißt nun nicht nur offiziell ID.3, sondern wie beim US-Pendant Model 3 können sich Interessenten gegen 1.000 Euro Anzahlung ab sofort online für ein Exemplar aus dem ersten Produktionsabschnitt registrieren. Die Sonderedition ID.3 1st ist auf 30.000 Fahrzeuge limitiert, die Preise starten unter 33.600 Euro. Ein im Sommer 2020 folgendes ID.3-Basismodell soll auch schon unter 25.200 Euro zu haben sein.

Doch trotz der Parallelen zum US-Elektroauto-Pionier: Bei VW geht es nicht um ein Lifestyle-Accessoires für einige sehr vermögende Gutmenschen, sondern um den Anlauf einer Großserienproduktion. Bis zu 100.000 Exemplare sollen jährlich aus dem Werk in Zwickau rollen, viele davon direkt in Unternehmens-Fuhrparks. »Mit dem ID.3 machen wir Elektromobilität massentauglich«, sagt VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann. »Nach Käfer und Golf öffnen wir das dritte große Kapitel in der Geschichte unserer Marke.«

9 Milliarden Euro für die E-Mobilität

Und darin steht zu lesen, dass die Elektromobilität für VW zu Leittechnologie werden soll. So will VW nach den Vorgaben des Pariser Klimabkommens bis 2050 einen klima-neutralen Mobilitäts-Fußabdruck erlangen. Dazu setzen die Wolfsburger konsequent auf den batterie-elektrischen Antrieb, ist er doch »die effizienteste und für die Industrie am schnellsten umsetzbare Technologie, um die anspruchsvollen Ziele zur CO2-Reduzierung zu erfüllen«, wie Stackmann sagt. Dafür richtet der Konzern seine Ressourcen neu aus. Allein die Marke VW will in den nächsten vier Jahren rund 9 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren.

Diese Summe ist zudem für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur gedacht, als Partner und Teilhaber von Ionity. Bis Ende nächsten Jahres soll eine europaweite Schnellladeinfrastruktur an den Hauptachsen der Autobahnen mit sechs Ladesäulen alle 120 Kilometer entstehen. Außerdem baut VW bis 2025 mehr als 3.500 Ladepunkte auf seinen Werksgeländen auf. Darüber hinaus entwickelt die erst im Januar für Ladelösungen gegründete Konzerntochter Elli – Electric Life ein Portfolio aus Tarifen für Strom aus regenerativen Quellen, Wallboxen für Privat- und Firmenkunden sowie einem IT-basierten Energiemanagement inklusive entsprechenden Beratungs- und Installationsleistungen.

10 Miliionen E-Autos bis 2030

Der Schlüssel, der das E-Auto tatsächlich aus der Nische holen und für die breite Masse erschwinglich machen soll, ist der modulare E-Antriebsbaukasten, kurz MEB. Er verbilligt die Produktion und ermöglicht die schnelle Entwicklung neuer Modelle. »Wir werden mehr vollelektrische Modelle anbieten können als jeder andere Hersteller«, versichert Stackmann. Mehr als 20 seien schon jetzt in Planung. In den nächsten zehn Jahren sollen mehr als 10 Millionen E-Autos in den Werken in Europa, China und den USA vom Band rollen.

Sie alle werden das Kürzel ID im Namen tragen. Es stehe für intelligentes Design und visionäre Technologien. Den Anfang macht nun der ID.3. Die Ziffer 3 steht dabei zum einen in der konzerninternen Projektnomenklatur für die Kompaktklasse, zum anderen soll sie die Ausbaufähigkeit der ID-Familie signalisieren: »Da ist noch ordentlich Luft nach oben, aber auch nach unten«, sagt VWs oberster Vertriebschef.

Doch bis der erste ID auf öffentlichen Straßen fährt, wird noch viel Zeit vergehen. Mindestens ein Jahr werden sich die Pre-Booking-Kunden gedulden müssen. Die Produktion der Sondermodelle wird Ende des Jahres beginnen, die ersten Fahrzeuge aber erst Mitte 2020 ausgeliefert werden.

Ab Werk wird der Stromer in drei Batteriegrößen mit 45, 58 oder 77 kWh und 330 bis 550 Kilometer Reichweite nach WLTP angeboten. Die Sonderedition ID.3 1ST ist mit der mittleren und voraussichtlich am meisten nachgefragten Batterie ausgerüstet und hat nach WLTP eine Reichweite von 420 Kilometern. Sie wird in vier Farben und drei Ausstattungen angeboten, in der Basis immer mit Navigationssystem und Sprachbedienung. In der höchsten Version Max gibt es dann auch ein Augmented Reality Head-Up-Display in der Windschutzscheibe. Es nutzt die ganze Scheibe als Projektionsfläche und spiegelt wichtige Informationen großformatig direkt ins Fahrersichtfeld.

Neben der guten Ausstattung des Editionsmodells schenkt Volkswagen den Schnellentschlossenen ein Jahr lang Strom bis maximal 2.000 kWh. Den gibt es dann an allen öffentlichen Ladesäulen, die an die Volkswagen Lade-App We Charge angeschlossen sind sowie im Ionity-Schnellladenetz. Mit diesem Geschenk fährt der neue ID.3 dann immerhin über 10.000 Kilometer ohne Ladekosten.

Gespräch mit VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann

Foto: Volkswagen
Aktuell hat der ID.3 ein Jahr Lieferzeit. Wie wird sich das in Zukunft entwickeln?

Die einzig verlässliche Aussage, die ich machen kann, ist, dass die Pre-Booking-Kunden ihr Fahrzeug im Sommer nächsten Jahres haben werden. Wir werden die regulären Bestellbücher zur IAA in Frankfurt öffnen und dann sehen, wie die Nachfrage aussieht. Wir fahren das System, inklusive Batteriezellenfertigung, neuer Werke und Technologien, jetzt parallel hoch. Dabei ist uns ein stabiler Hochlauf wichtig, mit der Qualität, die der Kunde von uns erwartet. Wir sind halt kein Start-up. Der Kunde erwartet von uns einen Volkswagen, keine Start-up-Qualität.

Welchen Anteil sollen Flottenkunden beim neuen ID.3 ausmachen?

Wir sind da im intensiven Dialog und sprechen mit vielen unserer großen Flottenkunden. Alle haben gerade ein großes Interesse daran, ihren CO2-Abdruck zu verändern. Aber natürlich sind immer die Total Cost of Operation im Hintergrund. Unser Ziel ist hier ganz klar, dass die TCO eines ID.3 sich schon zu Beginn in der Höhe eines normalen Golf bewegen. Auch wenn die Kaufpreise vielleicht noch unterschiedlich sind, auf der TCO-Basis muss das wie ein Golf funktionieren.

Wie sieht es mit den Langstreckenfahrern aus?

Damit muss man transparent umgehen. Wir werden sicher nicht jedem Langstreckenfahrer einen ID nahelegen, wenn es für ihn keinen Sinn ergibt. Ein Kunde, der jeden Tag 500 Kilometer unterwegs ist, fährt auch in Zukunft besser, zeitsparender und effizienter in einem sauberen Euro-7-Diesel. Wir wollen die Welt nicht in allen Dimensionen bekehren, aber da wo das Auto und das Laden im Alltag passt, da wollen wir den Weg so leicht wie möglich machen.

Gibt es neue Vertriebskonzepte für Flotten und Fuhrparks?

Als größter Flotten-Ausrüster in Europa haben wir einen großen Vorteil: Die Flotten vertrauen uns als Partner. Sie fragen deshalb nicht allein nach dem Auto, sondern ebenso nach dem richtigen Weg. Und der Weg, den wir bei vielen Flotten sehen, ist der gleiche, den auch wir versuchen: den CO2-Abdruck zu senken und ihre Mobilität umweltschonender zu machen. Dabei spielt Elektromobilität für viele Einsatzzwecke sicher eine große Rolle. Neben dem Auto selbst ist auch auch das Ladekartensystem des Fahrers wichtig. Eben dafür haben wie Firmen aufgebaut wie Elli oder We Charge, um unseren Flotten Gesamtsysteme anzubieten. Auch unsere Bank-Kollegen spielen hier eine große Rolle, um den Übergang auch in der Flotte zu gestalten.