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Elektropläne von Nissan Hybrid als Brücke zum Elektroauto

Foto: Nissan 8 Bilder

Nicht jeder Neuwagenkäufer greift zum E-Auto. Mit einem neuen Hybridmotor will Nissan die Kunden aber an die Technik heranführen. Außerdem erweitert Nissan das Angebot an E-Autos.

Der eine oder andere Flottenmanager will es zwar nicht wahrhaben, doch die Tage des Verbrenners in Europa sind gezählt. Bei Nissan sogar weltweit. Bis 2030 will sich die Marke vom Verbrennungsmotor verabschieden und nur noch E-Autos bauen.

Foto: Nissan
Ab April kann man den Ariya bestellen. Die Preisliste dürfte bei rund 38.000 Euro netto starten, minus 9.000 Euro Umweltprämie.

Doch einfach vom Diesel oder Benziner auf ein E-Auto umsteigen klappt häufig nicht. Die Reichweitenangst können Fuhrparkverantwortliche ihren Mitarbeitern vielleicht nehmen, und auch in Sachen Ladeinfrastruktur tut sich viel. Trotzdem passt ein vollelektrisches E-Auto als Geschäftswagen eben nicht in allen Fällen. Das weiß man auch bei Nissan und setzt auf Hybridmotoren als Brückentechnologie. Die neuen e-Power-Modelle sollen sich wie E-Autos fahren, müssen aber nicht an die Steckdose.

Qashqai e-Power: Hybrid mit E-Antrieb

Als erstes Modell bekommt der Qashqai im Herbst den e-Power-Antrieb, danach folgt der neue X-Trail. Von einem Vollhybriden unterscheidet er sich dadurch, dass grundsätzlich der E-Motor den Wagen anschiebt. Die Energie des 156 PS starken Turbobenziners, einem Dreizylinder mit 1,5 Litern Hubraum, wird via Generator und Inverter in Strom verwandelt. Eine Batterie mit 2,1 kWh Kapazität speichert ihn und versorgt damit den 140 PS starken Antriebsmotor.

Foto: Nissan
Der Quashqai bekommt einen Hybriden mit einem E-Motor als treibender Kraft.

Im Prinzip funktioniert der e-Power-Motor also ähnlich wie ein Range Extender. Nur dass ihm die Möglichkeit fehlt, den Akku an der Steckdose zu laden. Außerdem ist seine Batterie wesentlich kleiner, weshalb der Qashqai rein elektrisch kaum mehr als ein paar hundert Meter weit kommt. Bei Bedarf allerdings auch auf Knopfdruck, etwa in verkehrsberuhigten Zonen.

Nissan Qashqai 1.3 Xtronic Allrad Test (2022)
Lass’ rollen

Da der Benziner keine direkte Verbindung zu den Antriebsrädern hat, kann er ständig im drehmoment- und verbrauchs-optimalen Bereich mit dem besten Verdichtungsverhältnis laufen. Je nach geforderter Leistung sind dies 1.600, 2.000 oder 2.400 Touren. Das hat den Vorteil, dass vom Benziner im Stadtverkehr und beim Rollen ohne hohe Last kaum etwas zu hören ist. Hier ähnelt sich das Fahrgefühl mit dem Qashqai e-Power dem eines E-Autos tatsächlich sehr. Auch, weil der E-Motor beim Anfahren und Beschleunigen sofort das maximale Drehmoment zur Verfügung stellt. Klassische Hybridmodelle haben oft mit einer verzögerten Drehmomentannahme zu kämpfen, während der Motor plötzlich aufjault und hochtourig dreht.

Nissan Juke 2020 Foto: Nissan
Elektrifizierung heißt im Fall des Nissan Juke: Vollhybridmotor

Über den Preis des Systems schweigt sich Nissan noch aus. Klar ist nur: Die aufwendige Technik des e-Power wird mehr kosten als der zweite Hybridantrieb, den Nissan im Kompakt-SUV Juke ab Sommer anbietet. Den 143 PS starken Antrieb mit einer Kombination aus Benziner, Startergenerator und E-Motor übernehmen die Japaner von Konzernpartner Renault, die ihn bereits im Arkana einsetzen.

Bis 2023 75 Prozent der Modelle elektrifiziert

2023 will Nissan von allen Baureihen zumindest ein teilelektrifiziertes Modell anbieten. 2026 sollen bereits 75 Prozent aller weltweit verkauften Autos einen E-Motor haben. Auf der Roadmap zum rein elektrischen Fahren nehmen die E-Autos aber schon heute eine Schlüsselrolle ein. Genügend Erfahrung hat die Marke ja. Schon 2010 überraschten die Japaner die Autowelt mit dem Leaf. Er war das erste Großserien-Auto, das von Anfang an für E-Antrieb entwickelt wurde, und eine Zeitlang das weltweit meistverkaufte Elektroauto. Fast zehn Milliarden Kilometer legte die Leaf-Flotte bisher weltweit zurück, rund 600.000 Stück wurden verkauft.

Ariya: Konkurrenz zu VW ID.4 und Skoda Enyaq

Auf diesen Erfahrungen soll der Nissan Ariya aufbauen. Er nutzt die von Nissan entwickelte CMF-EV-Plattform, die auch Mitsubishi und Renault als Basis für insgesamt 15 E-Modelle dient.

Foto: Nissan
Der Kofferraum des Ariya ist tief, aber nicht allzu hoch.

Beispielsweise für den neuen Renault Mégane E-Tech. Mit 4,59 Metern ist der Nissan aber fast 40 Zentimeter länger als der Renault und hat zehn Zentimeter mehr Radstand. Von Größe und Platzangebot entspricht der Ariya ungefähr VW ID.4 oder Skoda Enyaq. Ab April können Flottenbetreiber den SUV bestellen. Die Preise dürften sich an denen in den Niederlanden orientieren, wo der Stromer zu Preisen zwischen 38.430 Euro und 54.132 Euro netto schon jetzt verkauft wird.

Foto: Nissan
Cockpit des vollelektrischen Ariya

Das Programm umfasst zwei Akkugrößen, 66 oder 91 kWh, zwischen 217 und 394 PS starke Motoren mit Front- oder Allradantrieb und bis zu 500 Kilometern Reichweite. Anders als der Renault Mégane E-Tech wird der Ariya nicht von einem Android-Betriebssystem gesteuert und nutzt deshalb auch nicht Google Maps als Navisystem. Trotzdem soll der Wagen bei der Routenplanung den Ladestand berücksichtigen, Ladestopps einbauen und die Route anpassen, wenn plötzlich eine Station belegt ist.

Nissan Juke (2020) im Fahrbericht
Rabauke wird zahmer

2028: Erster Einsatz Feststoffbatterie

Der Ariya wird zwar in Japan gebaut, doch parallel erweitert Nissan das Werk in Sunderland/Großbritannien. Dort soll ein weiteres, kleines E-Auto vom Band laufen und zudem eine Batteriefabrik entstehen. Im neuen EV-Kompetenzzentrum arbeiten die Ingenieure mit Hochdruck an der Technik der Stromspeicher. So will man bis 2028 den Kobaltanteil in Lithium-Ionen-Akkus um 65 Prozent senken. Parallel soll 2028 der ersten Serien-Nissan mit effizienterer Feststoffbatterie auf den Markt kommen. 7,8 Milliarden Euro hat Nissan bereits in die E-Mobilität investiert. Weitere 15,6 Milliarden sind für die nächsten fünf Jahre eingeplant. Neue Benziner stehen dagegen nicht auf der Agenda. Bei Nissan ist der Verbrenner also tatsächlich angezählt.