Ergonomie Die richtige Sitzposition hinterm Steuer

Foto: Fotolia

Vielfahrer klagen oft über Nacken- oder Rückenbeschwerden. Dabei hilft es schon, den Sitz des Firmenwagens richtig einzustellen. Oder gleich einen Ergonomiesitz zu bestellen.

Als vor sieben Millionen Jahren die Evolution des Menschen begann, kamen unsere Vorfahren noch ziemlich gebückt daher. Das änderte sich im Lauf der Jahrtausende, der Gang wurde aufrechter. Und heute? Sind viele aufgrund ihrer schlechten Haltung wieder gebückt unterwegs. Antrainiert haben sie sich diese Haltung durch stundenlanges Sitzen am Rechner und fehlende Bewegung. "Unser Körper ist nicht fürs Sitzen gemacht", erklärt Detlef Detjen, Geschäftsführer des Vereins Aktion Gesunder Rücken (AGR). "Neun Stunden Sitzen am Tag lassen sich auch durch Sport nicht mehr ausgleichen."

Am schlechtesten sitzt man im Auto. "Wir haben kaum Bewegungsspielraum und einen Knick im Fuß beim Bedienen der Pedale", sagt Ergonomie- und Gesundheitsexpertin Sabine Neumann. "Außerdem lümmeln wir hinter dem Steuer  mit vorgezogenen Schultern und krummem Rücken." Dadurch stockt die Durchblutung des gesamten Körpers. Das zieht eine lange Liste möglicher Folgen nach sich, wie zum Beispiel Thrombosen, Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme. Besonders viele Autofahrer klagen über Nacken- und Rückenschmerzen. "80 Prozent der Menschen sind im Laufe ihres Lebens von Rückenproblemen betroffen", sagt Detjen.

Ergonomische Autositze helfen

Die Lösung: Ergonomie. Darunter versteht man die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen und nicht umgekehrt. Im Falle des Autofahrens also ein an die Bedürfnisse des Menschen angepasstes Fahrzeug. Das betrifft natürlich vor allem die Sitze. "Ein moderner Sitz ist mittlerweile das Teuerste im Auto", erklärt Andrew Leuchtmann, Leiter der Sitzentwicklung bei Opel. Einen Sitz zu entwickeln, dauere bei Opel genauso lange wie die Entwicklung des gesamten Autos, nämlich fünf Jahre. "Eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass die Menschen durchschnittlich alle zehn Jahre um zehn Millimeter wachsen", sagt Leuchtmann. Auch die durchschnittliche Hüftbreite wächst: um 14 Millimeter in neun Jahren. Opel hat die Werte von 1999 bis 2008 gemessen. Regulierbare Seitenwangen werden daher immer wichtiger, um dem variierenden Hüftumfang der Menschen gerecht zu werden. Diese finden sich zum Beispiel in den AGR-Sitzen von Opel. Seit 2008 hat Opel zwei Millionen dieser Sitze verbaut, die vom AGR als besonders rückenfreundlich ausgezeichnet wurden. Die neueste Variante kommt unter anderem im Opel Astra zum Einsatz und kostet in der Basisversion 328 Euro. Eine Lendenwirbelstütze lässt sich vorwärts-, rückwärts-, hoch- oder runterfahren. Die Neigung der Sitzfläche lässt sich ebenso verstellen wie die Länge der Oberschenkelauflage. Die Sitzform folgt der Kontur der menschlichen Wirbelsäule.

Aber in Sachen Ergonomie geht noch mehr: Die Premiumversion wartet mit seitlich verstellbaren Seitenwangen und einer Massagefunktion auf. Die Memory-Funktion speichert die Sitzeinstellung. Praktisch für Fahrer, die sich ein Auto teilen. Diese Leistungen gibt es aber nur für die Ausstattungen Dynamic und Innovation, sofern man mindestens rund 2.000 Euro in das Premium-Leder-Paket investiert. Gesundheit hat ihren Preis.

Spätestens nach zwei Stunden Autofahrt Pause machen

Doch auch ohne ergonomischen Autositz lässt sich einiges für die Haltung beim Fahren tun. Wichtig sind bei längeren Autofahrten Pausen. Nach eineinhalb Stunden, spätestens aber nach zwei Stunden Fahrt, benötigen Körper und Geist eine Regenerations- und Bewegungsphase. Der AGR hat zudem Tipps zur richtigen Sitzeinstellung parat (siehe Kasten). Wer sich daran hält, tut sich und seinem Rücken etwas Gutes.

Sieben Tipps für eine gute Haltung

  1. Mit dem Gesäß ganz an die Sitzlehne heranrücken, die Beine sollten bei durchgetretenen Pedalen leicht angewinkelt sein.
  2. Sie sollten das Lenkrad mit leicht angewinkelten Armen erreichen können. Auch bei Lenkbewegungen sollte der Schulterkontakt zur Lehne erhalten bleiben.
  3. Sitzen Sie so hoch wie möglich. Zwischen Kopf und Dach sollte eine Handbreit Platz sein.
  4. Stellen Sie die Sitzflächenneigung so ein, dass die Oberschenkel locker auf der Sitzfläche aufliegen. Zwischen Kniekehle und Vorderkante sollten zwei bis drei Fingerbreit Platz bleiben.
  5. Bei der Kopfstütze gilt die Faustregel: obere Kopfstütze gleich Oberkante Kopf. Der Kopf sollte geschützt sein, der Nacken jedoch nicht. Eine zu tief eingestellte Kopfstütze kann bei einem Heckaufprall schwere Kopf- und Halswirbelverletzungen hervorrufen.
  6. Sind einstellbare Seitenwangen vorhanden, sollten Sie darauf achten, dass diese am Körper anliegen, ohne einzuengen.
  7. Eine Lordosestütze unterstützt die natürliche Form der Lendenwirbelsäule. Führen Sie die Anpassung von unten nach oben durch. Der wichtigste Abstützbereich ist der des Beckens (Gürtellinie).