Der BMW X5 setzt neue Schwerpunkte, die speziell bei Fahrern von Firmenwagen gut ankommen dürften. Dabei wird die Cloud zum Dreh- und Angelpunkt für alle Businesslösungen.
Die erste Überraschung beschert uns der X5, als der schwere Wagen im Unterholz eine steile Böschung hochklettert und in der Scheibe nur noch blauer Himmel zu sehen ist. Gut 30 Prozent Steigung, da hätte ein X5 der ersten Generation längst kapituliert. Doch 20 Jahre und drei Modellgenerationen später zeigt der SUV nicht nur enorme Offroad-Fähigkeiten, sondern steht für vernetzte Dienste wie kaum ein anderes Auto. Er lässt sich mit Smartphone, Computer und wenn es sein muss, sogar dem Fuhrparkmanagement verknüpfen, und selbstverständlich arbeiten auch alle Bordsysteme elektronisch vernetzt Hand in Hand.
Wir aber schalten erstmal die Kameras ein, damit sie auf dem großen Bildschirm das zeigen, was wir von unseren sofaähnlichen Luxussitzen im parfümierten und ionisierten Innenraum nicht sehen: Steine und fette Äste vor den Rädern sowie die Kuppe vor der mächtigen Motorhaube. Als erster BMW kann man für den serienmäßig luftgefederten X5 ein Offroad-Paket bestellen.
Dazu gehören neben einem robusten Unterboden sechs Kameras, vier Fahrprogramme und eine intelligente, vorausschauende Elektronik. Bei einer Bachdurchfahrt – bis zu einem halben Meter hoch darf das Wasser stehen - macht er automatisch die Schotten dicht. Und wenn sich im Kriechgang im Gelände ein hoher Stein vor dem Rad auftürmt, hebt die Elektronik den Wagen um drei Zentimeter an.
Preise starten bei knapp unter 60.000 Euro netto
Nun sind solche Kletterfähigkeiten eher in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder im fernen Sibirien als in unseren Gefilden gefragt. Doch bei einem SUV dieser Preis- und Größenordnung – der auf 4,92 Meter gewachsene X5 startet bei knapp unter 60.000 Euro netto – geht’s natürlich auch ums Prestige. Setzte der X5 1999 den Maßstab in Sachen Agilität und Fahrdynamik, will BMW der Konkurrenz nun abseits geteerter Straßen die Rücklichter zeigen.
Uns beschert der Blick in den großen Kofferraum die zweite Überraschung. Dort sind auf Wunsch nicht nur zwei zusätzliche Sitze untergebracht, sondern auch ein elektrisches Rollo. Wird es nicht gebraucht, öffnet sich auf Knopfdruck eine Klappe im Boden, in die das sperrige Teil elektrisch angetrieben hineinsurrt. Zusätzlich lässt sich der Wagen zum leichteren Beladen über den Schlüssel um vier Zentimeter absenken. Dann flutscht schweres Gepäck auf den im Boden verlegten Metallschienen fast wie von selbst in die Tiefe des 650 Liter großen Heckabteils. Damit die Fracht nicht durcheinanderpurzelt, stellen sich rutschhemmende Gummileisten auf, sobald der Wagen losfährt. Parkt der Wagen am Hang, bleiben die Leisten oben und fixieren Kisten und Koffer.
Ganz praktisch gibt sich das Auto auch weiter vorne. Denn die Bedienung des neuen iDrive-Systems klappt trotz der immer komplexeren Funktionen noch immer fast intuitiv. Zwar sind die klassischen Instrumente mittlerweile einem individuell konfigurierbaren digitalen Cockpit gewichen, das mit dem breiten Display über der Mittelkonsole zu einer Einheit verschmilzt. Aber auf dem 12,3 Zoll breiten Touchscreen sind alle digitalen Dienste wie Apps dargestellt und so leicht zu finden.
BMW-App vernetzt Fahrer und X5
Dass der Fahrer seine persönlichen Einstellungen und Ansichten abspeichern und bei der nächsten Fahrt wieder abrufen kann, ist nichts Neues. Schickt er sie aber zusätzlich in die Cloud, so kann er sie auch in jedem anderen BMW abrufen, ob Mietwagen oder Firmenwagen des Kollegen. So wird die Cloud zum Dreh- und Angelpunkt für alle Business-Lösungen, vernetzt Fahrer, Auto und Smartphone miteinander. Wer ihr seine Daten anvertraut, synchronisiert die BMW Connected App mit Outlook.
Dann greift die Navi automatisch alle Termine ab und das Smartphone warnt den Fahrer morgens, dass er morgens schneller frühstücken sollte, wenn er trotz des Staus noch pünktlich beim ersten Kunden ankommen will. Selbst der Fußweg zum parkenden Auto wird in der Zeitplanung berücksichtigt.
Im X5 zeigt BMW, welche Business-Lösungen Käufer aller neuen Modellen künftig erwarten. So kann der Fahrer per Skype in Konferenzschaltungen mit den Kollegen konferieren, sich Mails vorlesen lassen, Texte diktieren oder seine Tagestour per Spracheingabe um neue Termine ergänzen. Zusätzlich merkt sich die Navigation häufig angefahrene Ziele. Wer also jeden Montag um 17 Uhr im Fitness-Studio Hanteln stemmt, braucht die Adresse irgendwann nicht mehr einzugeben. Der BMW warnt gleich beim Einsteigen vor einem Stau auf der Strecke und sucht eine Alternative.
Wer braucht einen Schlüssel, wenn er ein Smartphone hat?
Da ist es nur konsequent, den klobigen Autoschlüssel abzuschaffen und auf Wunsch durch das Smartphone zu ersetzen. Hält der Fahrer sein Handy direkt ans Schloss, sendet der integrierte NFC-Chip ein verschlüsseltes Signal und öffnet den Wagen. Fürs Flottenmanagement praktisch: Der Fahrer kann seinen Schlüssel mit bis zu fünf Fahrern teilen. Und damit Hacker keine Chance haben, die Signale des digitalen Schlüssels abzufangen, schaltet der nach zwei Minuten in den Schlafmodus.
Wie aber fährt der X5? Überraschend leichtfüßig. Kaum zu glauben, dass dieses Auto schon leer über zwei Tonnen wiegen soll. Er ist agil wie ein 5er, federt aber dank des serienmäßig aktiven Fahrwerks trotzdem komfortabel. Sind zusätzlich Wankstabilisierung und die Aktivlenkung samt mitlenkenden Hinterrädern verbaut, geht’s wie auf Schienen um die Kurve.
Passend dazu hat BMW zwei kräftige Sechszylinder-Diesel im Portfolio. Die Mehrzahl der Firmenkunden wird den 30d (58.151 Euro netto) bestellen. Keine schlechte Wahl. Seine 265 PS sind für sehr souveräne Fahrleistungen gut und das satte Drehmoment von 620 Nm fast aus dem Stand heraus lässt kaum den Wunsch nach mehr aufkommen. Falls doch, findet sich der 78.067 Euro teure M50d in der Preisliste, ebenfalls mit drei Litern Hubraum. 400 PS, 760 Newtonmeter – noch Fragen? Dieselverächter finden im 40i (59.410 Euro) einen 340 PS starken Benziner, der schon wegen des etwas schwächeren Drehmoments nicht so dynamisch auftritt wie die Diesel. 2019 soll dann noch ein knapp 400 PS starker Plug-in Hybride mit 100 Kilometern elektrischer Reichweite folgen.
Die letzte Überraschung beschert uns der X5 in der Tiefgarage, wo wir uns in einer unübersichtlichen Ecke festgefahren haben. Moment Mal, der Wagen speichert doch permanent die letzten 50 Meter? Also Rückfahrhilfe drücken, Rückwärtsgang rein und sanft Gas geben. Das Lenken übernimmt der Assistent. Exakt auf der Linie, auf der wir uns ins Aus manövriert haben, steuert der X5 aus der engen Garage heraus.