Explodierte Spritpreise Tiefes Loch in der Firmenkasse

Foto: Matthias Rathmann

Die Zeche zahlt eh der Verbraucher? Von wegen. Die explodierenden Dieselpreise belasten die Speditionen immens. Hier die Kalkulation eines Mittelständlers.

Dieselpreise von 2,20 Euro und mehr – was bedeutet das für die Transport- und Logistikunternehmen eigentlich konkret? Fest steht: eine immense Belastung und erheblichen Druck auf die Liquidität. Ein mittelständischer Logistikdienstleister mit 130 eigenen Lkw aus dem Raum Stuttgart berichtet gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell von horrenden Mehrbelastungen. Das Unternehmen verbraucht monatlich 300.000 Liter Diesel. Bei einem Aufschlag von „nur“ zehn Cent wären monatlich bereits 30.000 Euro fällig. Bei einem aktuellen Preisaufschlag von rund 70 Cent sind es 210.000 Euro monatlich zusätzlich.

"Geschwächt aus der Corona-Krise gekommen"

Die Spedition hat ihren Verträgen Diesel-Floater zugrunde gelegt, die allerdings alle drei Monate – also mit zeitlichem Versatz – greifen. In diesem Fall wären 630.000 Euro vorzufinanzieren. „Da viele Unternehmen geschwächt aus der Corona-Krise kommen, trifft sie das nun mit voller Härte“, sagt der Unternehmer. „Das geht voll auf die Liquidität.“

Nach den Fahrerlöhnen, die etwa 35 Prozent der Kosten bei dem Mittelständler ausmachen, schlagen Dieselkosten inzwischen mit etwa 25 Prozent bei den Gesamtkosten zu Buche. Der Diesel-Floater hilft zwar, allerdings erst zeitverzögert. Hinzu kommt nach Angaben des Spediteurs, dass sich die Indizes, auf die sich die Dieselgleitklauseln beziehen – wie von BGL, CNR oder MWV –, oft erst einen Monat verzögert veröffentlicht werden und sich die Kunden oft auf länderbezogene oder europäische Indizes zum Beispiel in Frankreich oder Belgien beziehen. Diese berücksichtigen wiederum keine deutschen Besonderheiten (etwa den CO2-Preis). „Folglich müssen wir dann auch hier noch in Vorleistung treten“, sagt der Unternehmer. „Und schließlich führen die Zahlungsziele von 30 oder 45 Tagen zu einem weiteren Liquiditätsabfluss.“

Der mittelständische Unternehmer befürchtet, dass einige seiner Kollegen die neueste Preisentwicklung zum Anlass nehmen, um aus dem Geschäft auszusteigen. „Erst haben wir in der Corona-Zeit Geld mitgebracht, dann müssen wir viel in die Fahrer-Akquise investieren und nun kommt das Energiethema on top.“