BMW schneidert die Mittelklasse nach Maß: neben klassischer 3er Limousine und sportlichem 4er Gran Coupé gibt es den geräumigen 3er Gran Turismo. Was er kann, zeigt der Fahrbericht.
Gut, er sieht etwas pummeliger aus, als die 3er-Limousine oder gar das 4er Gran Coupé. Spätestens beim Entern des 3er GT sehen Sie in ihm aber einen waschechten, sportlichen BMW: Gestützt von den Seitenwangen gleiten wir im schmal geschnittenen Sportsitz tief auf den weichen Stoffplatz. Der rechte Arm liegt auf der nah am Körper angedockten Armauflage der Mittelkonsole. Wie maßgeschneidert schnürt sich das Cockpit BMW-typisch um den Fahrer. Die rechte Hand endet genau am iDrive-Drehdrücksteller des Infotainmentsystems. Die linke Hand umschließt das dicke, in sanftes Leder gewickelte Lenkrad.
Drei Personen auf der Rückbank? Kein Problem
Die Unterschiede und somit die Vorzüge des 3er Gran Turismo erkennen wir erst beim Blick in den Rückspiegel. Drei hochgewachsene Kollegen sind hinten hineingeschlüpft, sitzen seelenruhig auf den Fondplätzen. Kein Gejammer über zu wenig Beinfreiheit. Keine eingeknickten Köpfe auf den Außenplätzen. Und kein Ellenbogengerangel. Der GT bietet Platz ohne Ende. Was aber auch kein Wunder ist. Er hat elf Zentimeter mehr Radstand als die Limousine, überragt diese mit 4,82 Metern sogar um 20 Zentimeter in der Länge und ist zudem acht Zentimeter höher. Der Zustieg ist hinten wie vorne ebenfalls leichter, da auch die Sitze im GT sechs Zentimeter höher positioniert sind.
Neun Zentimeter des Längenvorteils kommen dem Kofferraumvolumen zugute, das mit 520 Litern 25 Liter größer ausfällt als beim 3er Kombi. Weil die Heckklappe des Schräghecks zudem weit aufschwingt, nimmt der 3er GT maximal stolze 1.600 Liter Gepäck auf. Kleiner Nachteil: Der Kofferraum ragt weit ins Fahrzeug hinein. Wer seinen GT ordnungsgemäß belädt und schweres Gepäck bis an die Rückenlehnen hineinschiebt, muss dies später beim Ausladen mit viel Kraftaufwand wieder hervorzerren. Beim Preis müssen Flottenmanager einen Aufschlag hinnehmen: 2.268 Euro netto kostet der 320d GT (ab 33.824 Euro netto) mehr als die Limousine und 840 Euro mehr als der Kombi
Rahmenlose Fenster und ein ausfahrbarer Spoiler
Das buckelige Heck lässt den GT ganz schön wuchtig wirken. Damit er filigraner daherkommt, hat ihm BMW rahmenlose Fenster wie bei einem Coupé eingebaut. Bei schnellen Autobahnfahrten fährt automatisch ein Spoiler aus dem Heckdeckel heraus, der den BMW stabilisieren soll. Ob‘s was bringt, wissen wir nicht. Die Performance des 320d GT ist jedenfalls beachtlich. Das mag natürlich auch am M-Sportfahrwerk im Testwagen liegen.
Im Comfort-Modus schlucken die adaptiven Dämpfer selbst grobe Unebenheiten weg – obwohl der 3er mit 18-Zöllern antritt – und gefallen mit weichem Abrollkomfort. Der perfekte Langstreckengleiter eben. Zumal der 190 PS starke Vierzylinder-Diesel stets genügend Kraftreserven parat hält. Die Achtgang-Automatik wechselt derweil sowohl zackig als auch unmerklich die Gänge. Im Sportmodus fegt der 3er am Asphalt klebend über Landstraßen, lässt trotz des längeren Radstands keinerlei Agilität vermissen. Das geschärfte Getriebe serviert derweil die Gänge im optimalen Tourenbereich. Kraftvoll stürmt der BMW aus den Kurven heraus. Den pummeligen Hintern haben wir dabei längst schon vergessen