Fahrbericht Jaguar F-Type Coupé Wilde Mieze

Das Cabrio war nur der Vorgeschmack. Erst mit dem F-Type Coupé hat Jaguar endlich wieder einen richtigen Sportwagen in den Reihen. Eine langersehnte Ausfahrt mit 550 PS.

Sorry, für Small Talk haben wir jetzt keine Zeit. "Enjoy" kann uns der britische Jaguar-Kollege noch zurufen. Alle weiteren Worte prallen am zügig hochfahrenden Seitenfenster ab. Ja, das war nicht ganz die feine englische Art. Wir haben‘s aber eilig. Warum? Wir sitzen wieder in einem F-Type. Diesmal im neuen Coupé. Und die Ohren haben wir uns heute Morgen extra für den V8 geputzt. Der hat uns schon vor sechs Monaten im Cabrio mit seinem satten Sound umgehauen. Nun soll er das bitte im Coupé nochmal tun.

Die Voraussetzungen sind schon mal gut: Im geschlossenen Zweitürer pappt ein "R" am Kühler, was bedeutet, dass der Achtzylinder mit 550 PS sogar 55 Pferdchen mehr mitbringt als im Cabrio. Das Radio stellen wir vorsorglich stumm, die Auspuffklappen auf Sturm. Danach geht der Zeigefinger direkt auf den kupferfarbenen Start-Button. Tief bassernd grüßt uns der 5,0-Liter-Kompressor-V8. Die Nadeln von Drehzahlmesser und Tacho schnellen kurz in die Höhe und der Jaguar legt sich leise röchelt in Lauerstellung.

In 4,2 Sekunden geht es von null auf Tempo 100

Wir legen den Joystick der Achtgang-Automatik auf D. Tippen mit der rechten Zehenspitze das Gaspedal sachte an. Der F-Type springt sofort auf das Kommando an, stellt sich auf die Hinterbeine und faucht, als ob wir gerade in sein Revier eingedrungen wären. Gut, sind wir ja auch, aber wir können uns ja arrangieren: Wir dirigieren und er gibt bitte weiter den Ton an.

Wir lassen dem F-Type erst einmal Freilauf auf der Landstraße. Nach und nach verputzt er einen Schleicher nach dem anderen. Für den Sprint auf Tempo 100 braucht er lediglich 4,2 Sekunden. Die elektronische Geschwindigkeitsbegrenzung fängt ihn bei 300 km/h wieder ein. Bei jedem Überholvorgang drückt es uns in die dicken Sportledersitze und der F-Type brüllt lauthals aus der vierflutigen Auspuffanlage, um beim Wiedereinfädeln seine Spielgefährten sprotzelnd und heißer knisternd hinter sich zu lassen.

Torque Vectoring und Differenzialsperre

Genug warm gemacht. Auf den kurvigen Bergstraßen im spanischen Hinterland muss das F-Type R Coupé beweisen, was Jaguar uns versprochen hat: Fahrspaß pur – auch für den ungeübten Racer. Die Fingerkuppen liegen an den Schaltpaddel an und wir daddeln uns von Kurve zu Kurve. Der Jag krallt sich in den Asphalt, wedelt ohne zu wanken Serpentinen hoch und runter. Ein durchgehender Alu-Träger von A bis D-Säule macht das Coupé deutlich steifer als das Cabrio, was vor allem bei der Kurvenhatz spürbar wird.

Erstaunlich, wie leicht der F-Type zu handeln ist. Obwohl der Jag mit seinen 1.665 Kilogramm im Vergleich zu anderen Sport-Kollegen ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hat, neigt er nicht zum Untersteuern. Wie auf Schienen schlägt er den vorgegebenen Pfad ein. Die R-Variante profitiert dabei von der Torque-Vectoring-Technologie, welche die inneren Räder in Biegungen ausbremst, sowie von der aktiven Hinterachsdifferenzialsperre.

Zwei Sechszylinder mit 340 und 380 PS

Der Jag kann aber noch bissiger – im Dynamik-Modus. Einmal am Schalter mit der Zielflagge drauf gezupft, reagiert der F-Type gieriger auf Gasbefehle, dreht die Gänge höher aus, brüllt dementsprechend auch lauter und strafft nochmals das ohnehin schon harte Fahrwerk. Die Stabilitätskontrolle lässt dem Fahrer mehr Freiraum, greift nur noch in richtig brenzligen Situationen regulierend ein – kontrolliert mit dem knackigen Hintern wackeln, ist jetzt schon mal drin. Allrad gibt es keinen. Seine 680 Nm Drehmoment stemmt der Jaguar ausschließlich auf die Hinterachse.

Sie bevorzugen lieber die sozialkonforme Variante? Kein Problem. Den Jag gibt es auch mit einem Sechszylinder unter der langen Haube, wahlweise mit 340 oder 380 PS. Der stärkere V6 S behält zumindest bei deaktivierter Soundtaste ganz Gentlemen-like die Contenance. So kann der Geschäftsmann mit dem F-Type problemlos beim Kunden bis vor die Tür fahren – ohne sich prollig einen Block weit entfernt vorher anzukündigen.

Sie sind auf den Geschmack gekommen? Dann haben wir noch eine frohe Botschaft: Seit Mitte April steht das F-Type Coupé beim Händler zur Probefahrt bereit. Außer "enjoy" wollen wir jetzt auch gar nichts mehr sagen.