Ist die Lücke auch noch so klein, passt immer noch ein SUV hinein. Mit dem Stonic will Kia im boomenden Markt der Mini-Crossover-SUV weit nach vorne fahren
Erst Mini-SUV, jetzt Mini-Crossover-SUV. Nachdem das Kompaktsegment inzwischen mit Asphalt-Hochsitzen gesättigt ist, bocken die Hersteller nun ihre Kleinwagen auf. Opel Mokka X, Ford Eco Sport, Peugeot 2008 und Renault Captur sind bereits auf der Straße, Seat Arona, VW T-Roc und Hyundai Kona stehen in den Startlöchern. Vorher aber noch steigt am 30. September 2017 dessen koreanisches Schwestermodell Kia Stonic in das boomende Segment ein – mit durchaus großen Erwartungen. Der nur 4,14 Meter kurze Stonic "wird das nächste Flaggschiff von Kia", prognostiziert der europäische Marketing-Chef Artur Martins.
Design aus Frankfurt
An der Optik wird es sicher nicht scheitern. Der Crossover-Ableger des Kleinwagens Rio wurde in europäischen Kia-Designzentrum in Frankfurt ganz auf den hiesigen Geschmack zugeschnitten. Scharfe Linien und Kanten sowie sanft geschwungene Oberflächen prägen die kräftig modellierte Karosse, die mit niedriger Dachlinie und sehr kurzen Überhängen vorne wie hinten sportlich proportioniert ist. Die betonten Radläufe und schwarz abgesetzte Karosseriesäume samt angedeutetem Unterfahrschutzleisten geben einen rustikalen Touch. Breit macht sich die Front mit dem hoch angesetzten "Tigernasen"-Kühlergrill, flankierenden Scheinwerfern und dem schwarzen Lufteinlass-Latz. Cleverer optischer Kniff: die breiten C-Säulen erscheinen in einigen Zweifarblackierungen wie ein sportlicher Targa-Bügel.
20 Farbkombinationen von Dach und Karosserie
Apropos Bicolor: Das Marketing von Kia hat entdeckt, dass Käufer von kleinen Crossover-Modellen wenig auf Marke und Markentreue geben, dafür umso mehr auf Styling und Individualisierung. Deshalb lässt die Marke dem Käufer so viele Gestaltungsmöglichkeiten wie bei keinem anderen Modell. Mit neun einfarbigen Lackierungen und fünf farblich kontrastierenden Dächern sind so bis zu 20 verschiedene Zweiton-Kombinationen möglich.
Auch der Innenraum kann mit bunten Blenden in Grau, Orange und Hellgrün aufgepeppt werden (Serie ab Spirit). Was aber auch dringend nötig ist, wirkt das Interieur im Vergleich zum auffälligen Äußeren doch allzu nüchtern und sachlich. Im Großen und Ganzen dominiert schwarzes Hartplastik, Cockpit und Armaturen sind aber aufgeräumt und übersichtlich gestaltet. Nicht zuletzt, weil alle wesentlichen Funktionen über einen aus der Mittelkonsole ragenden sieben Zoll großen Touchscreen gesteuert werden. Der gehört ebenso zum Serienstandard wie ein Audiosystem mit Smartphone-Integration via Apple Car Play und Android Auto.
Viel Platz für ein so kleines Auto
Der Radstand von 2,58 Meter räumt ordentlich Platz ein. Vorne genießt man üppige Bewegungsfreiheit, hinten sitzen zwei Passagiere bequem, zu dritt wird’s etwas eng. Der Kofferraum mit doppeltem Ladeboden fasst vergleichsweise bescheidene 352 Liter, werden die asymmetrisch teilbaren Rücksitzlehnen zur annähernd ebenen Fläche umgeklappt, passen maximal 1.155 Liter rein.
Drei Benziner, ein Diesel – aber kein Hybride
Auch die Motorenauswahl ist ein wenig mager. Drei Benziner und ein Diesel sind im Angebot. Wobei die Turbo-Topversion 1.0 T-GDI mit 120 PS den beiden 1,2-Liter- und 1,4-Liter-Saugmotoren mit 84 PS und 99 PS vorzuziehen ist. Selbstverständlich reichen auch letztere für die Bummelei in der Stadt, vorausgesetzt man bedient fleißig des gut gestufte Sechsgang-Schaltgetriebe (Basis-Benziner nur mit Fünfgang-Schaltung).
Deutlich spritziger bei Ampelstart und urbanem Spurengeschlängel ist jedoch der aufgeladene Dreizylinder-Direkteinspritzer, der auch schon die Modelle Ceed, Rio und Picanto antreibt. Charakteristisch schnarrend beschleunigt das muntere Motörchen den Stonic in 10,3 Sekunden auf Tempo 100. Wie das Design wurden auch Fahrwerk und Lenkung bewusst auf den europäischen Geschmack zugeschnitten. Mit dem Ergebnis, dass der Wagen präzise und schnell einlenkt sowie auffällig straff gestimmt ist, was einen stabilen Lauf und agiles Handling beschert, aber auch hie und da den maroden Zustand deutscher Straßen spürbar werden lässt.
Im kommenden Jahr wird es den 1.0 T-GDI auch noch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe geben. Ein Allradantrieb jedoch, wie ihn Konzernschwester Hyundai für den Kona anbieten wird, wird nicht kommen. Kia rechnet dennoch damit, dass die meisten Kunden sich für den Einliter-Turbo entscheiden werden. Weniger als zehn Prozent erwartet der deutsche Importeur hingegen von der einzigen Dieselversion. Auch wenn der 1.6 CRDi mit seinen 110 PS die zugkräftigste (260 Nm Drehmoment), sparsamste (4,2 Liter nach Norm) und sauberste (109 g/km CO2) Vorstellung abgibt. Doch der Diesel ist gerade weder politisch korrekt noch im Segment der Mini-Crossover gefragt.
Gute Sicherheitsausstattung
Bemerkenswert ist die Sicherheitsausstattung. Serienmäßig an Bord ist neben sechs Airbags die Anti-Schleuderhilfe ESC inklusive Gegenlenkfunktion und erweiterter Bremselektronik. Dazu kommt, je nach Ausstattung oder gegen Aufpreis, eine große Schar an aktiven Sicherheitssystemen. Sie halten den Wagen in der Spur, warnen vor Verkehr im toten Winkel oder beim Rückwärtsfahren, erkennen drohende Kollisionen, auch mit Fußgängern ziehen im Notfall die Notbremse. Außerdem erkennt ein neues Kamerasystem müde Fahrer und schaltet das Fernlicht automatisch ein- und aus.
Der Stonic wird in den vier Ausführungen Edition 7, Vision, Spirit, Platinum Edition angeboten. Schon die Basis bietet für 13.269 Euro (alle Preise netto) neben dem bereits erwähnten 7-Zoll-Touchscreen und der Smartphone-Integration ein Audiosystem inklusive Bluetooth und USB, Klimaanlage, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Dämmerungssensor, Start-Stopp-System und 15-Zoll-Leichtmetallfelgen. Nicht unter 14.697 Euro startet die nächst höhere Stufe Vision, unter anderem mit Klimaautomatik, Sitzheizung, heizbares Lederlenkrad, Regen- und Parksensoren sowie 17-Zoll-Alu-Felgen. In der Spirit-Ausstattung (ab 15.958 Euro) gibt es zusätzlich ab Werk die bunten Interieur-Akzente sowie Rückfahrkamera, Fernlichtassistent und Tempomat mit Begrenzer. Die Top-Version Platinum Edition, die es nur für die Turbo-Benziner und -Diesel gibt (ab 20.076 Euro), kommt serienmäßig mit Kartennavigation (inklusive sieben Jahre Karten-Update), Smart-Key, Lederimitat, elektrisches Glasschiebedach und LED-Rückleuchten. Standard ist darüber hinaus die gesamte Assistenz-Armada, die für die anderen Versionen nur teilweise und/oder gegen Aufpreis zu haben sind. Der Einliter-Turbobenziner startet ab 15.454 Euro, der Turbodiesel ab 16.882 Euro. Serie für alle Stonic sind wie bei jedem Kia-Neuwagen die nach wie vor einzigartigen 7 Jahre Garantie.