Der Maserati Ghibli Diesel soll der Marke das Tor zum Flottenmarkt öffnen. Die italienische Business-Limousine ist eine richtige Diva: wunderschön, aber ganz schön zickig.
Es sind wahrscheinlich genau diese Momente, die Maserati-Fahrer erleben wollen: Eine Gruppe Jugendlicher kreuzt unseren Weg, als wir mit dem Ghibli durch die Stuttgarter Innenstadt cruisen. Erst fragende Blicke: „Hä, was kommt denn da?“ Dann aber ein breites Grinsen, die Finger zeigen auf den dicken Dreizack im Kühler. Anschließend gehen die Daumen hoch und die Jungs geben uns kopfnickend zu verstehen, wie cool sie den Ghibli finden.
Feine Materialien, mangelhafte Technik
Ganz klar: Wer Maserati fährt, fällt auf. Das gilt auch für den Ghibli. Obwohl er nur das Einstiegsmodell aus Modena ist, sticht der Fünf-Meter-Italiener neben E-Klasse, 5er und A6 deutlich hervor. Auch der Innenraum macht auf den ersten Blick was her: bequeme, handgearbeitete Ledersitze vom Designer Poltrona Frau (2.053 Euro), der Dachhimmel in weichem Alcantara (1.275 Euro) und offenporiges Holzdekor wirken sehr schick.
Der Ghibli hat aber auch Schattenseiten: Die Premium-Hifi-Anlage (966 Euro) will so gar nicht rocken. Und das fest integrierte Garmin-Navi (nur im Paket ab 1.806 Euro) bringt uns mit bescheidener Kartendarstellung und fehlender Orientierung mehr schlecht als recht ans Ziel. Genauso wie die plumpe Menü-Aufmachung des Touchscreens wird sie dem Premium-Anspruch nicht gerecht. Und warum haben die Designer für die Achtgang-Automatik so große Schalt-Paddles hinters Lenkrad gebaut? Die wichtigeren Hebel für Blinker und Scheibenwischer sind deshalb nur schwer zu greifen. Zu gebrauchen sind die Paddles sowieso nicht, da sie nicht mit dem Steuer mitdrehen.
Leistung ist da, Fahrspaß fehlt
Egal, konzentrieren wir uns aufs Fahren. Per Knopfdruck erwacht der 275 PS starke V6-Turbodiesel zum Leben. Nanu, wir haben die vierflutige Abgasanlage vor Augen und erwarten ein tiefes Röcheln. Stattdessen brummelt der Ghibli verhalten. Auch nach ein paar Kilometern bringt er unsere Mundwinkel nicht mehr nach oben. Sein Fahrwerk ist viel zu hart. Hinten poltert der Ghibli vernehmlich, vorne fängt er schon bei kleinen Schlaglöchern an zu tänzeln. Seine 20-Zöller folgen jeder Spurrille. Der Fahrer muss ständig arbeiten, immer wieder leicht korrigieren, um den Italiener in der Spur zu halten. Da ist uns auch die Lust auf schnelle Kurven schnell vergangen. An entspanntes Reisen ist im Ghibli aber auch nicht zu denken.
Erst recht nicht im Sport-Modus der Achtgang-Automatik. Wenigstens hängt der Maserati jetzt gierig am Gas. Und auch die beiden Soundgeneratoren an den Doppelendrohren machen endlich ihren Job. Heißer röhrend lauert der Ghibli nun auf unsere Kommandos. Das ist dann wieder ein Moment, über den sich der Maserati-Fahrer freuen kann.