Neue Motoren, digitale Instrumente, mehr Business-Anwendungen. Noch nie wurde die C-Klasse so umfangreich überarbeitet.
Wird ein Auto nach der Modellpflege gut zehn Prozent teurer, muss das Facelift mehr als nur ein kosmetischer Eingriff gewesen sein. Das Einstiegsmodell der Mercedes C-Klasse jedenfalls war bisher für 26.780 Euro zu haben (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Jetzt verlangt Mercedes für den C 160 knapp 2.700 Euro mehr. Die Erklärung liefert die Marke gleich mit: Bei der umfassendsten Überarbeitung der 37jährigen Geschichte des „Baby-Benz“ seien über 6.500 Teile und damit mehr als 50 Prozent des Wagens überarbeitet worden.
Mit der Überarbeitung kommen neue Features wie Luftfederung, Head-up-Display oder digitaler Fahrzeugschlüssel. Außerdem können Fahrer von Geschäftswagen sich jetzt unterwegs Mails und andere Bürofunktionen auf den Bildschirm spielen lassen, der telefonisch erreichbare Assistenzdienst gibt Restauranttipps oder reserviert Hotelzimmer und über eine App sind alle Fahrzeuginformationen auch aus der Ferne abrufbar.
Ein Klick, schon sehen die Instrumente anders aus
Wirklich sehen kann man das aber nur auf den zweiten Blick und eher innen als außen. Zwar wird die C-Klasse standardmäßig weiterhin mit klassischen Rundinstrumenten ausgeliefert. Doch die meisten Käufer dürften 750 Euro in das trendige, volldigitale Cockpit investieren. Große oder kleine Instrumente, analog oder digital, rot, gelb oder blau, alles lässt sich über kleine Touchpads am Lenkrad einstellen. Der 12,3 Zoll große Bildschirm hinterm Lenkrad ist großes Kino, das sich mit einem zweiten Display bis in die Mitteilkonsole zieht. Das allerdings sitzt weiterhin etwas unmotiviert ganz oben über den Belüftungsdüsen. Erst in der nächsten Generation der C-Klasse werden die Bildschirme optisch wie in E- und S-Klasse miteinander verschmelzen. Dafür gibt es das gut zehn Zoll große zweite Display jetzt bereits für die Einstiegsnavigation mit SD-Karte.
Die meisten Umbaumaßnahmen fanden unter dem Blech statt. Dort arbeiten nun stärkere, teilweise auch elektrifizierte Motoren, die allesamt die ab 2019 vorgeschriebene Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen. Dafür bekamen alle Benziner Partikelfilter.
48-Volt-Technik spart Sprit
Außerdem führt Mercedes eine neue Generation von Vierzylinder-Benzinmotoren ein. Deren Einstiegsversion ist der C 200 (33.570 Euro), der jetzt aus nur 1,5 Litern Hubraum 184 PS herauskitzelt. Schwächlich wirkt das kleine Triebwerk trotzdem nicht, denn der Motor ist mit einem 48-Volt-System gekoppelt. Ähnlich wie ein Hybride erzeugt der Motor über einen Starter-Generator beim Bremsen Strom, den eine Batterie speichert. Beim Beschleunigen unterstützt das EQ Boost genannte System den Verbrenner mit zusätzlichen 14 PS und 160 Nm Drehmoment. Da immer genügend Strom für Klimaanlage, Lenkung und andere Verbraucher zur Verfügung steht, schaltet sich der Motor im Schubbetrieb aus. Der Wagen rollt ungebremst weiter, bis der Fahrer wieder Gas gibt. Ärgerlicherweise muss man aber nach jedem Neustart manuell in den Eco-Modus schalten, um den Segelbetrieb zu aktivieren. Wer daran denkt, kann kräftig Sprit sparen. Im Normverbrauch begnügt sich der 1,5-Liter-Motor mit nur 6,0 Litern (148 g CO2), obwohl der Motor bereits nach dem strengeren WLTP-Verfahren gemessen wurde. In der Praxis wirkt der C 200 besonders im unteren Drehzahlbereich erstaunlich agil. Nur oben herum geht im bald die Puste aus.
Daneben gibt es eine Variante des neuen Motors mit zwei Litern Hubraum: Der souveräne, 258 PS starke C 300 (6,9 l/100 km, 157 g CO2, 36.900 Euro) wird allerdings erst später elektrifiziert. Weiter im Programm bleiben C 400 4matic (333 PS, 45.190 Euro) sowie der um 23 auf 390 PS erstarkte AMG C 43 (51.975 Euro). Und auch die Basismotoren C 160 (129 PS, 29.440 Euro) sowie C 180 (156 PS, 31.115 Euro) mit dem bekannten 1,6-Liter-Benziner werden weiter angeboten.
Plug-in-Diesel kommen 2019
Die fürs Firmenwagengeschäft wichtigen Dieselmotoren wurden ebenfalls auf Verbrauch und Abgasverhalten hin überarbeitet. Außerdem führt Mercedes eine 1,6-Liter-Variante der aktuellen Dieselfamilie ein. Den C 180 d gibt es zum Start nur mit Neungang-Automatik. Mit 31.400 Euro kostet er genauso viel wie die zweite Version des 1.6 Diesels, dem manuell geschalteten C 200 d mit 160 PS. Aus der E-Klasse bekannt ist die Zweiliter-Version des Motors im C 220 d mit 194 PS, das sind 24 PS mehr als bisher (33.440 Euro). Die auf der IAA angekündigten Diesel-Plug-in-Motoren sollen 2019 eingeführt werden, und auch der 120 PS starker Einstiegsdiesel kommt erst Ende 2018.
Auch am Fahrwerk und den Assistenzsystemen haben die Techniker Hand angelegt. Kameras und Radarsysteme überwachen 500 Meter Straße vor dem Auto, davon 90 Meter in 3D. Hochleistungs-Scheinwerfer (1.650 Euro) leuchten die gesetzlich erlaubten 650 Meter weit und knipsen jede ihrer 84 LED nach Bedarf an und aus. Über Car-to-X-Kommunikation warnt das Auto andere Verkehrsteilnehmer im Umkreis vor Gefahren und zeigt Meldungen anderer Car-to-X-User in der Navigation an. Natürlich sind auch alle Bordsysteme miteinander vernetzt, und wie schon in E- und S-Klasse kann der Fahrer für kurze Zeit das Steuer dem Autopiloten überlassen.
Navi und Tempomat arbeiten Hand in Hand
Auf Wunsch greift der Tempomat auf die Daten des Navisystems zurück, übernimmt Tempolimits und passt die Geschwindigkeit an die Topographie an. Im Eco-Modus geschieht das aber sehr verhalten. Wer also die Autobahnauffahrt nicht mit 25 km/h nehmen will, schaltet besser ins Sportprogramm. Dann pfeift der Wagen ziemlich dynamisch auf die Kurve zu, bremst spät und beschleunigt zügig wieder raus. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, nur noch lenken zu müssen, mag man die Distronic Plus nicht mehr missen.
Die umfangreiche Preisliste ist allerdings mindestens einen zweiten Blick wert. Der als Firmenwagen besonders häufig georderte C 200 d mit Automatik kostet nur 560 Euro mehr als bisher. Dafür gibt’s nicht nur Euro 6 d-Temp, sondern 14 PS mehr Leistung und 40 Nm mehr Drehmoment – passt.