Fahrbericht Mercedes SLS AMG E-Cell

Mercedes SLS AMG E-Cell Foto: Archiv 5 Bilder

Die Mercedes-Tochter AMG rüstet den Retro-Sportwagen SLS zum batteriebetriebenen Dragster um. ecoFleet konnte den millionenteuren Prototyp zur Probefahrt ausführen.

Der Elektroantrieb ist auch bei Super-Sportwagen angekommen. Beeindruckendes Beispiel: der AMG SLS ECell. Vor allem bei voller Beschleunigung, wobei Beschleunigung das falsche Wort ist. Von Abschuss zu sprechen, ware angebrachter. Der Flugelturer im Retro- Look macht so erbarmungslos Druck, dass die Magennerven vibrieren und der Beifahrer blass wird. Nun sind 4,0 Sekunden fur den Sprint auf 100 km/h fur einen SLS nicht ungewohnlich. Aber die Art, wie ihn dieser Elektro-Zweitonner zustande bringt, schon. Katapultartig, ohne Vibrationen, ohne kreischende Rader, ohne Schubunterbrechung und beinahe lautlos. Eine surreale Art, Fahrt aufzunehmen, welche die Grenze des Ertraglichen streift. Zum Gluck ist bei 200 km/h Schluss.

Bei voller Leistung ist es mit der Reichweite nicht weit her

Schon der erste Federstrich fur den SLS sah E-Antrieb vor. AMG ware nicht AMG, hatte man dabei nicht gleich an hohe Leistung und Drehmoment gedacht. Satte 533 PS erzeugen die vier Synchron-Elektromotoren. Sie sitzen weit ausen auf den Achsen und wirken auf jedes Rad mit gleicher Kraft, wobei der Differenzialeffekt elektronisch erzeugt wird. Trotz sagenhafter 880 Newtonmeter Drehmoment, die quasi aus dem Stand zur Verfugung stehen, tritt so gut wie kein Radschlupf auf. Die Mercedes-Tochter AMG rustet den Retro-Sportwagen SLS zum batteriebetriebenen Dragster um. ecoFleet konnte den millionenteuren Prototyp fahren.

Die 400-Volt-Batterie in Modulbau weise macht den Flugelturer etwa 300 Kilogramm schwerer und fullt genau den Raum aus, den sonst V8-Motor und Transaxle- Antriebsstrang beanspruchen. Sie besteht aus 324 Lithium-Ionen-Polymer- Zellen mit 48 kWh Energiegehalt. Bei jedem Gaswegnehmen und Bremsen wird sie durch Rekuperation aufgefrischt. 200 Kilometer soll der SLS E-Cell damit schaffen. Vorausgesetzt, der Fahrer schaltet aufs leistungsreduzierte Economy-Programm. Doch wer will das schon in so einem Auto? Im Powermodus durfte die Reichweite wie Butter an der Sonne dahinschmelzen. Schon deswegen ist fraglich, ob dieser mindestens 200.000 Euro teure Super-Stromer ausreichend zahlungskraftige Liebhaber finden wird, wenn er wie geplant 2013 in Kleinserie geht. Was nutzt Leistung, wenn man sie besser nicht ausnutzt?

Getankt beziehungsweise aufgeladen werden kann der SLS an jeder normalen Steckdose. Eine volle Ladung dauert acht Stunden. AMG schafft das zwar auch wesentlich schneller, verrat die Methode aber noch nicht. Schlieslich ist der E-Cell ein millionenteurer Prototyp. Die hochkaratige PS-Schmiede aus dem schwabischen Affalterbach will damit beweisen, dass sie fur die Elektrozukunft gerustet ist, ohne von ihrer Firmen-Philosophie abweichen zu mussen. Wenn dabei noch ein wenig Oko-Image entsteht - umso besser.

Technische Daten

Karosserie

  • Zweitüriger Sportwagen mit zwei Sitzplätzen
  • Länge/Breite/Höhe: 4.638/1.939/1.262 mm
  • Gewicht: 1.995 kg
  • Kofferraumvolumen: 176 Liter

Motor/Batterie/Antrieb

  • Vier radnah angebrachte Synchron-Elektromotoren
  • Zwei Fahrstufen (380/533 PS)
  • maximale Gesamtleistung: 392 kW/533 PS
  • Drehmoment: 880 Nm
  • Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit 48 kWh Kapazität
  • Ladezeit: 8 Stunden bei 220 Volt
  • Stufenloses Getriebe, Allradantrieb

Fahrleistungen

  • 0–100 km/h in 4,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
  • Reichweite 200 km

Markteinführung

  • 2013