Mini war mal anders, das zeigt gerade der Clubman. Aus dem Lifestyle-Kombi ist ein
gereifter Kompaktwagen geworden. Ein paar Spielereien behält er sich aber.
Wie jetzt, das soll noch ein Mini sein? Der Clubman ist 4,25 Meter lang! Damit raubt er dem Namen Mini im übertragenen Sinn endgültig seine Bedeutung. Aus dem Clubman ist ein ausgewachsener Kompaktwagen im Format eines BMW 2er Active Tourer geworden. Okay, er ist Minis größtes Modell. Kaum eine andere Marke aber stretcht seine Autos in letzter Zeit so sehr wie die Briten. Der Vorgänger war schließlich noch 30 Zentimeter kürzer.
Woher der Wachstumsschub kommt, ist schnell erklärt. Vor dem Modellwechsel im vergangenen Jahr mussten Fondpassagiere noch über eine schmale, gegenläufig öffnende Luke auf der Beifahrerseite in den Mini klettern. Sehr umständlich. Die Briten tauschten sie deshalb gegen eine vollwertige Tür und bauten auf der gegenüberliegenden Fahrerseite gleich eine weitere ein. Dort war der Zugang früher ganz versperrt.
Lademeister mit Tücken
Breite Fondtüren beanspruchen mehr Platz in der Karosserie, was automatisch auch den Innenraum vergrößert. Hinten die Beine leicht ausstrecken? Geht. Kopffreiheit? Für einen Kompaktwagen okay. Richtig üppig ist gar der Kofferraum (360 Liter). Reisegepäck für vier passt spielend hinein. Mit einer Zuladung von gut 500 Kilo ist sich der Clubman auch als Transporteur nicht zu schade. Für Sperriges faltet er die Lehnen sogar zu einem ebenen, 1.250 Liter großen Laderaum zusammen.
Per Tastendruck auf der Fernbedienung oder per Fußschwenk unterm Heckschweller schnellen die dicken Ladetüren auf. Bitte in engen Parklücken daran denken: Die Split-Doors beanspruchen gut einen Meter Platz nach hinten. Nicht die einzige Schwierigkeit beim Beladen. Elektrisch fährt er die Falttüren nämlich nicht ein. Wer mit vollen Händen die Heckflügel mit dem Fuß zudrücken will, muss selbst mit ausgeprägter Beinmuskulatur gegen kräftige Hydraulik ankämpfen. Türen zu, jetzt wollen wir endlich fahren.
BMW in den Genen
Wie nett. Zur Begrüßung wirft uns der Clubman an der Fahrerseite das Mini-
Logo per LED-Projektion vor die Füße. Ein Gimmick, mehr nicht. Zeigt aber, wie die Ansprüche von Mini gestiegen sind. Tür auf, Tür zu. Oha. Der Clubman hat sich richtig rausgeputzt. Wobei erwähnt werden muss, dass unser Testwagen nahezu alles mitbringt, was Mini in der Preisliste aufführt. Hartes Plastik ist hier jedenfalls keines zu finden. Selbst in hintersten Winkeln ist der Kunststoff weich unterschäumt. Mini schmückt den Clubman mit reichlich Chrom – nicht das billige, der Wagen wirkt edel. Wirklich top sind die bequemen Sportsitze, die mit weichem Leder überzogen sind. Sie lassen sich vielfach verstellen, passen sich jeder Statur an und geben hervorragenden Seitenhalt.
Typische Mini-Elemente hat sich der Clubman bewahrt. Die Kippschalter wie im Flugzeug-Cockpit beispielsweise. Oder der Bildschirm des InfotainmentSystems, der im großen Chromring eingebettet optisch hervorsticht. Sieht typisch Mini aus, drunter steckt aber BMW. So leuchten schon die Instrumente in dem gleichen wohligen Orange wie bei BMW. Auch das Navi mit Splitscreen oder der Schalter für die Fahrerassistenten sind uns von den Modellen der Konzernmutter her bekannt.
Genauso wie der Zweiliter-Benziner, der mit 192 PS und 300 Nm genau das umsetzt, was Mini verspricht – Fahrspaß. Auf den rot leuchtenden Start-Button gedrückt, springt der Vierzylinder an. Obwohl der Clubman gut 1,5 Tonnen auf die Waage bringt, zieht er flott davon, klingt dabei im oberen Tourenbereich angenehm kernig. Etwas albern sind allerdings die künstlich erzeugten Fehlzündungen beim Runterschalten – klingt mehr nach Kinderfasching als Motorsport. Solch ein Machogehabe hat der Clubman doch gar nicht nötig. Direkte Lenkung, straffes Fahrwerk, kurze Schaltwege und die tiefe Sitzposition: Wir fühlen uns wie im Gokart. Doch, wir erkennen ihn wieder: Er ist ein Mini.