Opels kompakter Kombi kann mehr als Sport, wie eine erste Ausfahrt mit dem neuen, 160 PS starken Astra Sports Tourer 1.6 CDTI zeigt.
Vorhang auf für den neuen Opel Astra Car…äh, Sports Tourer. Sorry, schließlich hatte es sich ja schon beim letzten Astra ausgecaravanert. Doch irgendwie passt Opels Nomenklatura erst jetzt beim neuen Modell so richtig. Zumindest optisch. Und irgendwie steht Sports Tourer auch ein wenig für den neuen Wind, der nach der großen Krise den Muff aus den Werkshallen weht. So wie damals, als aus dem Kadett der Astra wurde.
Egal, ob Kadett, Astra, Caravan oder Sports Tourer: 24 Millionen Kombis seit 1963 sind ein Wort und die dahinter stehende Erfahrung spürt man sofort, wenn man in den neuen Astra einsteigt. Der steht ab 9. April 2016 zu Preisen ab 15.344 Euro netto bei den Händlern. Obwohl das 4,70 Meter lange Auto nur minimal größer wurde, wirkt es innen luftiger als der Vorgänger. Speziell für die Rückbänkler und das mitreisende Gepäck hat sich etwas getan. Wer längere Zeit hinten sitzen muss, freut sich nun über fast drei Zentimeter mehr Beinfreiheit. Und 80 Liter mehr Kofferraumvolumen können in der Praxis eine Welt, mindestens aber eine große Tasche bedeuten. 540 Liter bis 1.630 Liter fasst das bei umgeklappter Rücklehne komplett ebene Heckabteil und ist damit sogar minimal größer als das des VW Golf Variant. Wenn’s sein muss, kann man eine 1,87 Meter lange Leiter hinter den Vordersitzen unterbringen.
Fernsteuerung für die Hecklappe
Dazu gibt’s eine niedrige Ladekante, eine große Öffnung sowie eine Klappe, die gegen Aufpreis elektrisch betätigt aufschwingt. Wobei der Fahrer die Höhe bequem vorne an der Tür einstellen kann. Bei oberstem Anschlag können jedenfalls selbst 1,90 Meter große Menschen darunter stehen.
Doch die Ingenieure haben weiter gedacht. So öffnet und schließt der mit Tüten und Taschen bepackte Fahrer die Heckklappe mit einer Wischbewegung des Fußes. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Kollegen auf dem Firmenparkplatz demnächst komische Kickbewegungen hinter ihren Astras machen.
Auch sonst merkt man, dass Alltagstauglichkeit bei der Entwicklung des Sports Tourer oben auf der Agenda stand. Der Außendienstler sichert sein Gepäck mit Schienen, Stangen und seitlichen Haken, die Rückbank ist doppelt geteilt und lässt sich nun endlich auch vom Heck aus elektrisch entriegeln.
Neue Plattform spart Gewicht
Wie schon der im Herbst 2015 eingeführte, 840 Euro billigere Fünftürer steht der Sports Tourer auf einer neuen Plattform, die flexiblere Innenmaße zulässt. Dazu neue Techniken, die der Kombi ebenfalls vom Fünftürer übernimmt. Darunter das hervorragende Matrix-LED-Licht, der Zugriff auf die Servicedienste von On Star sowie zeitgemäße Fahrassistenten.
Vor allem aber spart die neue Plattform Gewicht. Dank kompakter Bauweise, leichteren Achsen und der Verwendung hochfester Stähle verlor der Kombi bis zu 190 Kilogramm. Das Einstiegsmodell samt Fahrer wiegt nur 1.273 Kilo, kann aber 557 Kilo zuladen.
Auf den Verbrauch hat das allerdings kaum Einfluss. 3,5 beziehungsweise 3,8 l/100 Kilometer (92/101 g CO2) verbrauchen die im Flottengeschäft am häufigsten georderten Diesel mit 110/130 PS. Das ist wenig, aber nur minimal weniger als beim Vorgänger. Wer sich aber für den neuen 160-PS-Dieselmotor entscheidet, profitiert vom Leichtbau. Denn auch bei diesem doppelt aufgeladenen 1.6 CDTI setzt Opel auf einen hohen Aluanteil. Im Vergleich zum Vorgänger mit zwei Litern Hubraum sinkt der Verbrauch um über einen halben Liter auf 4,1 l/100 km (109 g CO2).
Neuer Diesel mit 160 PS
Der neue Diesel ist am günstigsten in der empfehlenswerten Business-Ausstattung und kostet dann ab 21.300 Euro. User-Chooser dürften aber damit ihren Spaß haben. Bei offenem Fenster hört man den Biturbo ordentlich schnaufen und Luft in die Brennkammer schaufeln. Fast aus dem Leerlauf heraus macht der Diesel mächtig Druck und lässt sich angenehm schaltfaul fahren. Hohe Drehzahlen mag er zwar nicht so sehr, doch im lang übersetzten sechsten Gang stehen selbst bei schnellen Autobahnpassagen selten mehr als 3.000 Touren auf der Uhr. Was wieder eine neue Erkenntnis bringt: Auch ein Astra kann wirklich leise sein. Erwähnenswert ist auch, dass er seinem Namen alle Ehre macht: Der Kombi liegt wie ein Brett, ohne dabei irgendwelche Härte zu zeigen.
Vor allem gewerbliche Kunden will Opel mit dem Sports Tourer überzeugen. Als Argumentationshilfe ziehen die Händler eine Restwertprognose aus der Schublade. Nach drei Jahren und 90.000 Kilometern soll der 110 PS starke 1.6 CDTI nur 51,2 Prozent an Wert verlieren, zwölf Prozent weniger als der Vorgänger. Das würde seinem Besitzer beim Verkauf fast 3.000 Euro mehr bringen als mit dem letzten Modell.
Mit seinen vielen Extras und Ausstattungsvarianten deckt der Sports Tourer alle Anforderungen eines Fuhrparks ab. Als nacktes Basismodell passt er als nutzwertiges, geräumiges Servicefahrzeug ebenso wie in Vollausstattung samt rückenschonendem Ergonomiesitz für den gehobenen Außendienst. Auch das ist ein Zeichen für den Imagewandel, den Opel gerade durchmacht. Astra fahren kann wieder angesagt sein und Spaß machen, denn Verarbeitung, Materialien und Fahrverhalten sind top. Das war in fast 50 Jahren kompakter Opel-Kombis nicht immer so.