Fahrbericht Porsche Cayman S Kleiner Sportler für die Chef-Etage

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Weniger Gewicht, dafür mehr Kraft und Dynamik lautet die Devise für den neuen Porsche Cayman. Mehr denn je ist er zu einem hochkarätigen Sportwagen emporgestiegen. Eine Erkenntnis, die der Cayman S auf Straße und Rennstrecke eindrucksvoll belegt.

Es gibt viele gute Gründe sich für einen Porsche mit dem Kürzel 911 zu entscheiden. Firmenbosse oder andere favorisierte Führungskräfte mit dem Privileg der freien Dienstwagenwahl werden wohl gerade sicherlich anerkennend zustimmen. Dennoch sollten sie aber jetzt willensstark bleiben, denn mit dem künftigen Cayman ist die Konkurrenz nun hausgemacht. Das neue Mittelmotor-Coupé grenzt sich mit seinen fahrdynamischen Talenten nicht nur wesentlich nachdrücklicher vom Boxster ab, sondern rückt auch der Elfer-Ikone bedrohlich nahe auf die Pelle. Zweifler dürfen sich ab März gerne vom Gegenteil überzeugen. Dann steht die zweite Auflage des Cayman zur Probefahrt bereit.

Nun aber ran ans Objekt der Begierde, welches flach und breitschultrig über dem Asphalt kniet. Die Windschutzscheibe rückt im Vergleich zum Vorgänger etwas mehr nach vorn und das flach verlaufende Dach spannt sich weit in Richtung rundlich geformtem Heck. In Sachen Formensprache sammelt der Cayman auf jeden Fall schon mal fleißig Sympathie-Punkte. Die knackigen, wohlproportionierten Abmessungen erwecken den Anschein, als wolle das Reptil schon aus dem Stand kräftig zubeißen.

Agiler und effizienter

Lieber mehr Fakten? Bitteschön. Sechs Zentimeter mehr Radstand (2,47 Meter) und eine verbreiterte Spur an Vorder- wie Hinterachse sorgen für eine verbesserte Fahrdynamik. Gleichzeitig werfen die Porsche-Techniker unnötigen Ballast über Bord, indem sie die Türen und Hauben aus Aluminium fertigen. Der Einsatz von hochfesten Stählen verringert das Gewicht um 30 Kilo. Und trotzdem wurde die Steifigkeit der Karosserie sage und schreibe um 40 Prozent erhöht.

Fahrfertig wiegt der Cayman nur 1.310 Kilogramm, was ihn zu einem Leichtgewicht unter den Sportlern macht. Deshalb fiel die Leistungskur für die beiden Sechszylinder-Boxer relativ moderat aus. Der Cayman bringt es nun auf 275 PS (plus zehn PS), die schärfere S-Version mit 325 PS hat um fünf PS zugelegt. Dafür schlucken die beiden Benzin-Direkteinspritzer jeweils 15 Prozent weniger Sprit. Hauptverantwortlich für den Konsumverzicht sind eine Start-Stopp-Funktion, ein Rekuperationssystem sowie ein ausgeklügeltes Thermomanagement, welches den Motor schneller auf Betriebstemperatur bringt.

Genug der Theorie, reinsetzen. Freudig wird die angenehme Sitzposition hinter dem Lenkrad registriert. Wie alle aktuellen Porsche-Modelle, trägt auch der Cayman die inzwischen typische leicht ansteigende Mittelkonsole. Das Cockpit mit seinem zentral angeordneten Drehzahlmesser wirkt vom Aufbau vertraut, so wie man es aus Zuffenhausen kennt.

Klanggewaltig und druckvoll giert der Boxer nach Drehzahlen

Am Zündschlüssel gedreht (natürlich weiterhin links) und los. Hungrig wie ein Beutetier hängt der 3,4-Liter Boxer am Gas und stellt Kraft im Überfluss bereit. Zunächst verhalten, danach aber umso eindrucksvoller. Zudem begeistert das Triebwerk mit hoher Elastizität und Drehfreude über ein breites Drehzahlband bis 7.800 Umdrehungen. Deftige Beschleunigungsorgien sind aber auch akustisch ein wahrer Genuss. Dabei wechselt der facettenreich klingende Boxer die Tonlage von dumpf brabbelnd hin zu kehlig kreischend und macht Lust auf mehr.

Unbedingt mitbestellen: das neu abgestimmte PDK-Getriebe

Innerhalb von fünf Sekunden presst sich der Cayman S auf Tempo 100. Wird das im Testwagen installierte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe PDK samt optionalem Sport Chrono-Paket gewählt, schafft der Porsche die Hundertermarke sogar drei Zehntel schneller. Aber nicht nur deshalb erhält das überarbeitete PDK-Getriebe von uns das Prädikat empfehlenswert. Weitere Gründe liegen klar auf der Hand: Zum einen passen die Gangwechsel im Automatikmodus perfekt, zum anderen sind die Schaltzeiten im manuellen Sport-Modus spürbar schneller geworden. Und im Gegensatz zum konventionellen Handschalter, verfügt das PDK-Getriebe über eine spritsparende Segelfunktion. Bei leichtem Gefälle oder unter Gaswegnahme fällt die Motordrehzahl gen Leerlauf, die Vorteile machen sich an der Zapfsäule bezahlt. Zum Vergleich: Während für den Handschalter die Werksangabe bei 8,8 Litern liegt, ist das PDK mit exakt acht Litern im Schnitt wesentlich genügsamer. Bei ruhiger Fahrweise lässt sich die Acht vor dem Komma problemlos umsetzen.

Beim Ausloten des Grenzbereichs entpuppt er sich als großer Dynamiker

Nächster Punkt im Programm: eine abgesperrte Rennstrecke in Portugal. Hier muss der Cayman zeigen, was er unter verschärften Bedingungen im Grenzbereich so drauf hat. Die Traktion und Querdynamik, die das Coupé auf kurvigem Terrain aufbaut, beeindrucken. Der Porsche lenkt dank einer neuen, elektromechanischen Servounterstützung messerscharf ein und bleibt lange, sehr lange neutral. Kritische Reaktionen sind ihm völlig fremd er ist sicher und verhält sich gut berechenbar. Bei aller Sportlichkeit zeigt der fahraktive Cayman aber auch Nehmerqualitäten und rollt im adaptiven Sportdämpfer-Modus wesentlich geschmeidiger über Unebenheiten ab. Kein Vergleich zum kompromisslos, harten Vorgänger.

Der Fahrspaß im Cayman beginnt bei 43.181 Euro. Der besser ausgestattete Cayman S kostet fasst 11.000 Euro mehr. Wie gewohnt exklusive Mehrwertsteuer, erfreulicherweise aber auch – und jetzt liebes Finanzamt bitte kurz weghören – ohne Vergnügungssteuer.
Natürlich kann, wie bei unserem Testwagen, die Performance noch individuell gesteigert werden. Deshalb sollten sportlich ambitionierte Piloten schon mal bei folgenden Features ein Häkchen in ihrer Must-have-Liste machen. Als da wären: das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe (2.375 Euro), die Hinterachs-Differentialsperre (1.100 Euro) das adaptive Dämpfersystem (1.200 Euro) sowie das Sport-Chrono-Paket inklusive dynamischer Getriebelager und Launch Control für 1.340 Euro. So aufgerüstet, verwandelt sich der Porsche in eine Fahrmaschine par excellence, ohne dabei wirklich an Alltagsnutzen einzubüßen. 911er oder Cayman: Nun sind sie dran, liebe Entscheidungsträger, sie haben die Wahl.

Betriebskosten
Porsche Cayman Cayman S 20.000 km/60 Monate 40.000 km/36 Monate
Basisdaten
Grundpreis ohne MwSt. 53.880 Euro 53.880 Euro
Teuerung während der Nutzungsdauer 8.582 Euro 4.996 Euro
Gebundenes Kapital 40.522 Euro 41.130 Euro
Feste Kosten pro Jahr
Kapitalverzinsung 3.404 Euro 3.455 Euro
Abschreibung 7.281 Euro 10.878 Euro
Kfz-Steuer 262 Euro 262 Euro
Typklasse HP/TK/VK 13/28/27 13/28/27
Haftpflichtversicherung * 1.510 Euro 1.510 Euro
Kaskoversicherung * 2.842 Euro 2.842 Euro
Unterstellung/Garage 541 Euro 541 Euro
Summe feste Kosten/Jahr 15.840 Euro 19.488 Euro
Summe feste Kosten/km 79,2 ct 48,7 ct
Variable Kosten pro km
Kraftstoff 15,9 ct 15,9 ct
Reifen 3,4 ct 3,4 ct
Wartung und Reparatur 13,0 ct 7,5 ct
Summe variable Kosten/km 32,3 ct 26,8 ct
Gesamtkosten
Gesamtkosten pro km 111,5 ct 75,5 ct
Quellenangabe Betriebskosten
Daten berechnet von Dekra Dekra
Stand 9/2013 9/2013
Versicherung * Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung.
Technische Daten
Porsche Cayman Cayman S
Karosserie
Aufbau Coupé
Zahl der Sitzplätze 2
Motor/Antrieb
Kraftstoff Super Plus
Anzahl Zylinder 6
Hubraum 3.436 cm³
Leistung 239 kW (325 PS) bei 7.400/min
Drehmoment 370 Nm bei 4.500/min
Getriebe vollsynchronisiert
Antrieb Hinterrad
Preis
Grundpreis ohne MwSt.Herstellerangabe 53.880 Euro
Abmessungen/Gewichte/Reifen
AußenmaßeLänge x Breite ohne Spiegel x Höhe 4.380 x 1.801 x 1.295 mm
Radstand 2.475 mm
Zuladung 345 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 1.665 kg
Fahrleistung und Verbrauch
CO2-AusstoßHerstellerangabe WLTP 206 g/km
Effizienzklasse G
 
Slnr 56250