SUV können toll aussehen, gut fahren und sogar ein bisschen öko sein, wie der neue Range Rover Evoque zeigt.
Für 250 Euro könnten Sie am Wochenende nach Rom jetten. Oder bei Starkoch Tim Raue zu zweit fünf Gänge samt kleinem Fläschchen Wein lecker lunchen. Sie können aber auch den neuen Evoque leasen. Der kommt am 6. April zu Preisen ab 31.387 Euro beziehungsweise einer Monatsrate von 250 Euro auf den Markt (alle Angaben ohne Mehrwertsteuer).
Hohen Genussfaktor versprechen alle drei Aktivitäten. Doch während Sie in Rom vermutlich viele alte Gemäuer bewundern, bietet Ihnen Land Rover mit der zweiten Generation des Evoque eine völlig neue Architektur. Die Briten ließen sozusagen keinen Stein auf dem anderen, übernahmen vom Vorgänger lediglich die Türscharniere. Kaum zu glauben. Denn man muss schon zweimal hinschauen, um das neue Modell zu erkennen. Andererseits: Wozu ein Design ändern, das nach acht Jahren noch so revolutionär aussieht wie am ersten Tag und das für die meisten der weltweit 770.000 Evoque-Fahrer kaufentscheidend war?
Das aktuelle Modell übernimmt das Konzept des abfallenden Dachs samt den schmalen Fensterluken, baut jedoch auf einer neuen Plattform auf. Die bringt mehr Radstand und somit etwas mehr Platz im Innenraum, was besonders die hinten sitzenden Mitfahrer gut finden. Zudem konnten die Briten mit der neuen Architektur technisch einiges ändern und vieles in die umfangreiche Preisliste aufnehmen, was mittlerweile in einen modernen Firmenwagen gehört. Matrix-LED-Scheinwerfer etwa, Head-up-Display oder ein digitales Cockpit.
Zusätzlich hat sich bei den 150 bis 300 PS starken Motoren einiges getan. Abgesehen vom Basisdiesel mit Handschaltung sind alle als Mild-Hybriden mit 48-Volt-Netz ausgelegt. Später sollen Dreizylinder folgen, darunter ein Plug-in Hybride. Alles natürlich, um den Verbrauch und den für die Hersteller wichtigen CO2-Flottenausstoß zu senken. Dass das in Praxis funktioniert, konnte die erste Testfahrt jedoch nicht bestätigen. Trotz ruhiger Fahrweise meldete der Bordcomputer des allradgetriebenen 240-PS-Diesels einen Schnitt von üppigen neun, der des 250-PS-Benziners über elf Liter. Und das, obwohl die 48-Volt-Systeme den beim Bremsen gewonnen Strom zum Boosten verwenden, die Motoren beim Beschleunigen also elektrisch unterstützen. Außerdem wird bei geringer Last die Hinterachse abgekoppelt.
Dass man mit rund 250 PS unter der Haube flott vorwärtskommt, versteht sich von selbst. Harmonischer klappt das mit dem Diesel. Weil er untenrum anständig schiebt, während die Automatik im Benziner noch ihre neun Gänge sortiert, und weil er auch im mittleren Drehzahlbereich einfach mehr Bums hat. Alternativ gibt’s noch zwei Diesel 150 und 180 PS sowie Benziner mit 200 und 300 PS. Die drehmomentstarken Diesel sind für Vielfahrer und Anhängerzieher erste Wahl, auch auch bei eventuellen Offroadausflügen.
Schließlich wirkt ein Land Rover erst mit den obligatorischen Dreckspritzern auf dem Hochglanzlack wirklich authentisch. Dazu verhelfen ihm jede Menge elektronische Fahrhilfen. Der Fahrer muss nur die richtigen Knöpfe drücken, schon tastet sich der Wagen in der vorgewählten Geschwindigkeit selbstständig durch Matsch und Morast, klettert steile Berge hoch und runter oder watet durch bis zu 60 Zentimeter tiefe Bäche. Damit der Fahrer auf dem Bildschirm immer sieht, was er unter die Räder nimmt, haben die Briten gleich noch eine nach unten gerichtete Kamera unter den Kühler geschraubt.
Apropos Knöpfe: Abgesehen von Klima- und Lautstärkeregler gibt’s die nicht mehr. Das Cockpit wirkt zeitgemäß aufgeräumt, alles wird über den breiten, aber etwas zu flachen Bildschirm gesteuert. Hier lautet die Empfehlung: Unbedingt das virtuelle Cockpit ordern, das eine vernünftige Straßenkarte hinters Lenkrad projiziert. Dass der Zentralbildschirm auf unserer Testfahrt mehrfach aussetzte, sich nicht scrollen ließ und wir etwas unbeholfen darauf herumtatschten, schulden wir dem frühen Serienstand. Vielleicht brauchte die Systemsteuerung auch einfach nur ein Update, das der Evoque jetzt über die integrierte Sim-Karte over the air aufspielt.
Zusätzlich bietet Range Rover einen digitalen Rückspiegel. Es ist zwar anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wenn dort ein gestochen scharfes Kamerabild läuft. Aber besser, als sich bei dachhoher Beladung oder mit drei Personen auf der Rückbank nur auf die beiden Außenspiegel zu verlassen.
Ganz im Trend der Zeit nimmt sich die Marke nun verstärkt dem Öko-Thema an. So soll der SUV bis zu 33 Kilo Material aus recycelten Quellen an Bord haben, bis hin zum Lederimitat, in dem 53 geschredderte Halbliter-Kunststoffflaschen verarbeitet werden. Oder wie wär’s mit einem Eukalyptus-Bezug aus Naturfasern, die besonders wenig Wasser brauchen? Beide sehr ansehnlich und angenehm anzufassen. Man muss kein Veganer sein, um die neuen Bezüge gut zu finden.
Eine wirklich schlechte Nachricht können wir Ihnen aber doch nicht ersparen. Schon bislang rollte kaum ein Evoque für weniger als 50.000 Euro vom Band. Mit 250 Euro Leasingrate werden Sie also nicht auskommen. Bei Tim Raue in Kreuzberg ist das nicht anders: Das große Menü samt Wein für zwei kostet da auch locker das Doppelte.