Groß, edel und vor allem praktisch: Der neue Renault Mégane Grandtour rundet nicht nur das Angebot um den kompakten Fünftürer ab, sondern will die Lust am Laden steigern.
Wer hätte das gedacht, er ist das beliebteste Pferd im Stall: Nicht Twingo oder Clio, nein, der kompakte Mégane ist der meistverkaufte Wagen von Renault in Deutschland. Seit seiner Markteinführung 1996 konnten sie von ihrem Kompaktmodell fast 639.000 Einheiten bei uns absetzen. Dabei spielt natürlich der Mégane Grandtour eine besonders wichtige Rolle, von dem rund 30 Prozent aller Verkäufe direkt in die Hände von Gewerbekunden, Fuhrparks oder Großunternehmen gehen. Mit der Neuauflage der Kombiversion folgt nun, ein halbes Jahr nach der Einführung des Mégane Fließhecks, der pragmatischere Mégane-Ableger.
Gegenüber dem Fünftürer ist der Kombi mit 4,63 Metern um gut 27 Zentimeter in der Länge gewachsen und er kostet 840 Euro mehr (alle Preise netto). Los geht’s mit einem Einstiegspreis von 14.950 Euro für den Basisbenziner mit 100 PS. Damit liegt der Mégane Grandtour preislich im direkten Umfeld seiner Wettbewerber. Auftrumpfen kann er hingegen mit einer Neuwagengarantie von fünf Jahren (inklusive einer dreijährigen Anschlussgarantie). Lobenswert, denn solch einen hohen Vertrauensbeweis schenken uns normalerweise nur die Koreaner von Hyundai oder Kia (sieben Jahre). Andere europäische oder japanische Hersteller müssen da genauso passen wie der Rest der Deutschen rund um Ford Focus, Opel Astra oder VW Golf.
Ordentliches Kofferraumvolumen
Eine Fernsteuerung für die Heckklappe? Nichts da, so einen elektrischen Schnick-Schnack braucht der Mégane-Fahrer nicht – weder per angedeutetem Fußkick oder auf einfachem Knopfdruck. Der erledigt das mit einem galantem Handgriff und mit minimalem Kraftaufwand. Als Entschädigung schwingt die Pforte beim Grandtour sehr weit nach oben und gibt eine breite Ladeluke mit 521 Liter großem Kofferraum frei. Ein anschließender Zug an den Hebeln links und rechts der Bordwände und die Rücksitzlehnen falten sich zu einer ebenen Ladefläche zusammen. Insgesamt stehen 1.504 Liter an Stauraum bereit – das ist zwar kein Gardemaß, aber ein ordentlicher Wert. Zum Vergleich: ein Golf Variant bietet großzügige 605 bis 1.620 Liter.
Variabel, aber nur geringe Zuladung
Gut dagegen: Der doppelt unterteilte Ladeboden kann im Renault zur Gepäcksicherung hochkant aufgestellt werden. Für besonders sperrige Gegenstände von bis zu 2,70 Meter Länge wird einfach der Beifahrersitz nach vorn umgelegt. Die maximale Zuladung könnte aber ruhig höher sein, denn lediglich 466 Kilogramm sind für den gefahrenen 130 PS-Diesel nicht gerade üppig. Mit fünf Personen könnte das in Sachen zulässiges Gesamtgewicht selbst ohne Gepäck enger werden. Dafür ist ein Bandscheibenvorfall beim Franzosen nicht zu befürchten, denn die Ladekante ist erfreulich niedrig.
Massagesitze sorgen vorne für Entspannung
Sollte sich der Außendienstler dennoch beim Be- und Entladen einmal verhoben haben, werden die Verspannungen mit den Massagesitzen im Mégane Grandtour wirksam wieder heraus geknetet. Apropos Mobiliar: Die an sich gut konturierten Vordersitze des Franzosen sehen besser aus als sie es in Wirklichkeit sind. Ihnen fehlt es vor allem an Schulterabstützung, darum ist der Seitenhalt auch nur mäßig. Licht und Schatten auch beim Platzangebot. Während vorne alles soweit passt, fehlt es Langbeinigen hinten schlichtweg an genügend Kniefreiheit.
Gediegenes Interieur mit vertikalem Touchscreen
Schade, denn eigentlich erwartet der Renault seine Gäste in einer sehr wohnlichen Atmosphäre. Das Interieur schmeichelt mit vielen aufgeschäumten Kunststoffen und die Verarbeitung ist solide. Wie bei vielen modernen Autos gibt es auch im Renault nur noch relativ wenige Schalter. Die meisten Funktionen übernimmt das auf den Namen „R-Link 2“ getaufte Multimediasystem, das ab der Intens-Ausstattung Serie ist.
Wer 252 Euro drauflegt, erhält den Touchscreen in 8,7- statt 7-Zoll. Darüber hinaus ist der größere Monitor dann vertikal statt horizontal angeordnet. Die Menüführung ist leicht verständlich, jedoch versteckt der Bildschirm so manche Funktionen wie das Navi in diversen Untermenüs. Einen direkten Zugang gibt es nicht. Wenig überzeugen kann auch das Bedienfeld rechts daneben, da die Tasten zum Ein- und Ausschalten, für die Lautstärkeregelung oder das Hauptmenü auf der Beifahrerseite sind und dadurch schlechter erreichbar sind. Und eine praktische Smartphone-Anbindung via Mirrorlink wollen die Franzosen erst im nächsten Jahr nachreichen.
Der Mégane Grandtour ist leise und kultiviert
Der Mégane Grandtour fährt sich erfreulich handlich und legt selbst auf schlechten Straßen keine unerbittliche Härte an den Tag, sondern bleibt lässig geschmeidig. Für das Wohlfühlambiente an Bord sorgen zudem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik (Serie ab Intens) und eine erfreulich niedrige Geräuschkulisse. Dazu tragen neben einer guten Dämmung auch der 1,6-Liter dCi mit 130 PS bei. Er ist der stärkste Dieselmotor, den es derzeit für den Franzosen gibt.
Zu seinen Stärken zählen eine hohe Laufkultur, darüber hinaus kann der elastische Selbstzünder höchst schaltfaul bewegt werden. Die Sechsgang-Box gefällt zwar mit leichtgängiger Handhabung, ein Automatikgetriebe steht für den beliebten Top-Diesel dennoch nicht im Angebot. Wer einen Selbstzünder will und nicht auf den Automaten verzichten mag, muss den schwächeren dCi-Selbstzünder mit 110 PS nehmen. Hier kostet das sogenannte EDC-Doppelkupplungsgetriebe, ebenfalls mit sechs Gängen, 1.429 Euro Aufpreis. Aber vielleicht haben die Franzosen ja ein Einsehen, denn das modernere Siebengang-EDC aus dem nagelneuen Kompaktvan Scénic würde einem Mégane Grandtour dCi 130 ebenfalls gut passen. Warten wir es mal ab.