Der Prius ist ein Spar- und kein Spaßauto, auch wenn die Neuauflage aggressiver ausschaut. Wer seinen Fahrstil an die Öko-Limousine anpasst, wird laut Hersteller mit drei Liter Verbrauch belohnt.
Toyota verkauft in Deutschland Hybride wie geschnitten Brot. Zwei von drei Kunden fahren schon jetzt geräuschlos vom Toyota-Händlerhof. Vom Kleinwagen bis zum SUV hat Toyota seine Palette elektrifiziert. Den Prius gibt es gar nur als Hybride. Und das schon seit 18 Jahren. Seit Februar in vierter Generation. Wie bei den Vorgängern stand Effizienz ganz oben auf der Agenda der Entwicklungsingenieure. Und das haben sie bis ins kleinste Detail befolgt. Der neue Prius soll nur drei Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von 70 Gramm entspricht.
Das kantige Design soll den Luftwiderstand optimieren
Den futuristischen Prius-Look schärfte Toyota nochmals nach. Das kantige Design ist zwar nicht jedermanns Sache, hat aber einen guten Grund. Der Prius ist von Frontlippe bis Heckspoiler auf Aerodynamik getrimmt. Die großen Lufteinlässe an den vorderen Radläufen beispielsweise leiten den Fahrtwind am komplett verkleideten Unterboden entlang. Das Dach hat Toyota um zwei Zentimeter gesenkt, die charakteristische Prius-Kuppel um 17 Zentimeter nach vorne auf Höhe der Vordersitze verlagert. Auch das macht den Prius windschnittiger.
Keine Sorge, hinten bleibt noch ausreichend Platz überm Scheitel. Den Hüftpunkt der Insassen hat Toyota nämlich ebenfalls um sechs Zentimeter nach unten verlagert. Und weil auch die Motorhaube ganze neun Zentimeter tiefer liegt und die A-Säulen schlanker sind, ist auch die Sicht besser geworden. Hinterm Steuer hat sich für den Fahrer dagegen nur wenig geändert. Die digitalen Instrumente erscheinen immer noch über der Mittelkonsole, sind aber schärfer geworden und zeigen mehr Informationen an. Darunter thront ein großer Bildschirm, über den der Fahrer die gesamte Infotainment-Einheit steuert. Das Head-up Display zeigt dem Fahrer nun in Farbe Tempo und Batteriestatus an und das Smartphone lädt der Prius neuerdings kabellos.
Der Prius ist das erste Modell auf der neuen TNGA-Architektur
Der Prius ist das erste Fahrzeug von Toyota, das auf der neuen TNGA-Plattform steht, auf der künftig alle Autos aufbauen und so die Produktionskosten um 20 Prozent senken sollen. Hochfeste Stahle machen den Hybriden 60 Prozent steifer. Der Fahrzeugschwerpunkt liegt 2,5 Zentimeter tiefer. An der Hinterachse kommt eine neue Doppelquerlenker-Achse zum Einsatz. Alles Maßnahmen, um auch den Spritverbrauch zu senken. Wie akribisch Toyota bei dieser Zielsetzung vorging, verdeutlicht die neue Klimaanlage. Sie erkennt, auf welchen Plätzen eine Person sitzt, um auch wirklich nur dort zielgerichtet zu kühlen. Auch das ergibt laut Hersteller eine Verbrauchsreduzierung um bis 2,4 Prozent.
Die halbe Miete des niedrigeren Verbrauchs fährt dennoch der neue Hybridantrieb ein. Den 1,8-Liter-Benziner krempelten die Motoren-Ingenieure komplett um. Das Aggregat ist kompakter und leichter geworden. Zudem wurden die Verbrennung und die innere Reibung optimiert. An der Nickel- Metallhydrid-Batterie hält Toyota fest. Weil sie aber kleiner ausfällt, passt sie nun unter die Rücksitzbank und schafft so mehr Platz im Kofferraum. Denn der Laderaumboden liegt nun elf Zentimeter tiefer, was das Gepäckvolumen auf 502 Liter erhöht. Die Zuladung fällt mit 340 Kilo zwar nicht gerade üppig aus, für vier Personen samt Reisetaschen genügt sich dennoch völlig. Und die Heckluke klappt nun extrem weit auf, Getränkekisten lassen sich so beispielsweise deutlich leichter hinein wuchten.
Der Fahrer muss sich auf den Prius einlassen
All die Änderungen am Antriebsstrang spürt der Fahrer auf der Straße kaum. Der Prius ist weiterhin ein Auto, das von dynamischen Fahraktionen nichts wissen will. Die Gesamtsystemleistung hat Toyota gar um 14 auf 122 PS gestutzt. Nur widerwillig kommt die Mittelklasse-Limousine mit seiner stufenlosen Automatik in Tritt. Wer das Gaspedal zu doll ins Bodenblech drückt, bringt den Motor zum Heulen – im Vergleich zum Vorgänger hält sich der Neue akustisch aber deutlich zurück.
Auch sonst hat sich Toyota Mühe gegeben, den Prius von störenden Außengeräuschen abzuschotten. Wer also versteht, dass der Prius kein Sport- sondern ein Sparauto ist und seinen Fahrstil anpasst, der hat durchaus Freude am Toyota. Denn so entspannt kommt man nur selten ans Ziel. Und sparsam eben auch. Die drei Liter schafften wir auf unserer dreistündigen Testrunde zwar nicht, mit viel Gefühl im Fuß spuckte der Bordcomputer immerhin eine Vier vor dem Komma aus.
Der neue Prius ist mit 23.655 Euro netto etwas teurer geworden, dafür bringt er auch mehr Serienausstattung mit. LED-Scheinwerfer und Assistenzsysteme wie Kollisionswarner mit Fußgängererkennung, Spurhalteassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung, Verkehrsschilderkennung und Müdigkeitswarner sind Standard. Wer sich beeilt und noch im ersten Quartal bestellt, der bekommt 2.000 Euro Rabatt. Wer allerdings auf den geräumigeren Prius+ wartet oder gar den Plug-in Hybriden im Auge hat, der muss sich noch bis 2017 beziehungsweise 2018 gedulden.