Wer auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen ist, kennt die hohen und oft intransparenten Preise. Doch das ist nicht das einzige Problem. Die vier wichtigsten News.
Wer sein Elektroauto generell oder auf längeren Reisen nicht zu Hause laden kann, ist auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Das Netz ist in den meisten deutschen Regionen dicht genug und funktioniert zuverlässig. Häufiger Kritikpunkt bleiben aber die hohen und oft intransparenten Preise. Der Markt ist weiterhin stark in Bewegung, was einen Überblick zusätzlich schwer macht. Vier wichtige Neuigkeiten.
Neue Betrugsmasche "Ladesäulen-Quishing"
Die Zeitschrift Auto Motor und Sport warnt unter Bezug auf Leser-Meldungen vor einer neuen Betrugsmasche namens "Ladesäulen-Quishing". Für E-Fahrer, die per Ad-hoc-Verfahren einen Ladevorgang bezahlen wollen, besteht demnach die Gefahr, ihre Kreditkartendaten irrtümlich an Betrüger weiterzugeben. Diese überkleben dazu die an vielen Ladesäulen angebrachten QR-Code-Aufkleber mit einem eigenen QR-Code, der Nutzer auf nachgemachte Webseiten des Ladesäulenbetreibers leitet. Auf der Fake-Seite hinterlassen Kunden ihre Kontodaten, mit denen die Betrüger dann versuchen, Geld abzubuchen. Für den zweiten Versuch werden die Kunden dann übrigens auf die korrekte Webseite weitergeleitet, was sie den anfänglichen Fehlversuch vergessen lässt. Bei Manipulationsverdacht sollten E-Autofahrer einen anderen Zahlungsweg wählen, einige Ladesäulenhersteller verhindern mit dynamischen QR-Codes auf dem Säulen-Display diese Art des Betrugs. Das klappt bei vielen Schnellladesäulen. Normalladesäulen haben in der Regel jedoch keinen Bildschirm. Erste Anbieter wie Amperfied bieten aber auch AC-Säulen wie das Modell Connect Public mit einem Farbdisplay an, das die Darstellung von Einmal-Codes erlaubt. Diese sollen eine sichere Ad-hoc-Bezahlung ermöglichen und dabei einen zusätzlichen Manipulationsschutz bieten.
Neue Roaming-Alternative
Der Elektro-Lkw soll beim Fahrstromladen an der Autobahn nicht in die Roaming-Falle fahren. Statt des vom E-Pkw bekannten intransparenten Tarifsystems plant die Nationale Leitstelle Elektromobilität für den Güterverkehr ein sogenanntes Durchleitungsmodell. Speditionen können dann an allen öffentlichen Ladesäulen ihren eigenen Stromvertrag nutzen, unabhängig vom jeweiligen Ladesäulenbetreiber. Dieser soll durch ein Infrastrukturentgelt ebenfalls auf seine Kosten kommen. Bekannt ist das Durchleitungsmodell vom Markt für Haushaltsstrom. Kunden sind mit ihrem Stromvertrag dort nicht an den örtlichen Lieferanten gebunden. Die Übertragung auf die Lkw-Ladestationen soll vor allem Preiswucher verhindern, erhöht aber auch Transparenz und Kostenkontrolle. E-Auto-Fahrer leiden aktuell stark unter teils sehr hohen Roaming-Aufschlägen, wenn sie an Säulen laden, die nicht direkt von ihrem E-Mobilitätsprovider betrieben werden. Neben dem Nutzen des eigenen Stromvertrags sollen an Lkw-Ladesäulen auch das Ad-hoc-Laden sowie das Laden über einen eigenen Fahrstromvertrag möglich sein. Beide Modelle kennt man auch vom E-Pkw.
Neuer ADAC-Ladetarif
Der Ladetarif des Automobilclubs ADAC zählt zu den kundenstärksten in Deutschland – weil er für Mitglieder bislang handfeste Preisvorteile bot. Nun wechselt der Münchner Verein den Kooperationspartner für seinen "eCharge"-Ladetarif – von EnBW zu Aral Pulse. Mitglieder können dann für zunächst 51 Cent pro Kilowattstunde an Säulen von Aral Pulse laden, ab Oktober werden 57 Cent fällig. Im Roaming kostet die Kilowattstunde einheitlich 75 Cent. Die Preise gelten jeweils sowohl für AC- als auch für DC-Laden, Anmelde- und Monatsgebühren gibt es nicht. Aral bietet in Deutschland vor allem das Schnellladen an, hat nach eigenen Angaben rund 2.700 Punkte in Betriebe. Bis 2030 sollen 20.000 Anschlüsse installiert sein. Entsprechend ist der neue Kooperations-Tarif vor allem für Nutzer Schnellladern interessant.
Neue Attraktivität von Herstellertarifen
Deutlich günstigere kWh-Preise an Aral-Säulen als ADAC-Mitglieder erhalten aktuell Fahrstromkunden von Kia und Hyundai. Kein Einzelfall: Die Hersteller-Preismodelle für ihre Pkw-Kunden werden tendenziell immer attraktiver. Im vergangenen Jahr nutzten 32 Prozent der Elektromobilisten am häufigsten den Ladetarif des Fahrzeugbauers, wie eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens UScale ergibt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Plus von sieben Prozentpunkten. Bei einem Test von "Auto Bild" schnitt zuletzt der "Me Charge L"-Dienst von Mercedes am besten ab, was die Preisstruktur angeht. Auch bei Netzgröße und App-Funktionalität lagen die Stuttgarter vorn. Ähnlich gut schnitten die Angebote von BMW ("Charging Active Ionity Plus") und Audi ("E-Tron Charging Service Pro") ab. "Gut" sind "VW We Charge Plus", "Porsche Charging Service" und "Hyundai Smart" ab. Die Tarife stehen allerdings nur Kunden der jeweiligen Marken zur Verfügung. Das Problem dabei: Nutzbar sind die Angebote nur für die Halter von Pkw der Hersteller. Das ist auch der Grund für ihre Attraktivität – die Autobauer wollen mit interessanten Tarifen Kunden gewinnen und binden.