Fahrzeugentwicklung bei VW Vom Computer in die Serie

VW Virtual Engineering Lab Foto: VW

Virtuelle Konzepten helfen den Ingenieuren, neue Autos zu entwickeln – und sich sogar in die künstliche Fahrzeugwelt hineinzuversetzen. VW entwickelt so beispielsweise den Golf VIII.

Die Fahrzeugentwicklung ist ein mühseliges Geschäft. Unter anderem müssen in aufwendiger Handarbeit 1:1-Prototypen gebaut werden, an denen die Ingenieure testen, ob ihre Ideen auch in der Praxis in gewünschter Weise funktionieren. Bei der Entwicklung des Golf 8, der in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen dürfte, setzt VW auf virtuelle Konzeptfahrzeuge. Obwohl der Prototyp im Rechner existiert, können die Entwickler ums Fahrzeug gehen oder sich hineinsetzen und die neue Technik praktisch testen.

Virtual Engineering Lab heißt der Ort, an dem VW diese Fahrzeugentwicklung umsetzt. In einem Labor überträgt ein Programm sämtliche Konstruktions- und Simulationsdaten eines virtuellen Konzeptfahrzeugs (vKF) in eine Grafik-Engine, wie sie auch bei Spielekonsolen zum Einsatz kommen. Mit VR-Brillen bewaffnete Ingenieure können so ein Modell, welches nur sie sehen, von außen betrachten. Dabei lässt sich unter anderem Stromlinienverlauf betrachten, was bei der aerodynamischen Optimierung hilfreich ist. Ebenfalls praktisch testen können die Ingenieure die Bedienlogik von Klima oder Navigation.

"Mit dem virtuellen Konzeptfahrzeug gehen wir über die rein dreidimensionale Betrachtung hinaus", sagt Frank Ostermann, Leiter des Virtual Engineering Lab in Wolfsburg. „Wir führen vollwertiges Raumgefühl und Funktionalität zusammen. Denn ein Autofahrer schaut sich sein Fahrzeug ja nicht nur an, er steuert es auch. Also machen wir das im virtuellen Fahrzeug genauso. Ganz einfach mit Handbewegungen, ohne Controller. Wie in einem echten Auto."

Der große Vorteil virtueller Konzeptfahrzeuge liegt in der Reduzierung der Entwicklungskosten. Die Zahl physischer Prototypen, die aufwendig einzeln gefertigt werden, lässt sich so reduzieren. Das spart auch Zeit. Da neue oder modifizierte Bauteile digital konstruiert werden, lassen sich ihre Daten einfach ins Programm übertragen. So entsteht ein virtuelles, funktionsfähiges Fahrzeug, an dem alle Beteiligten gemeinsam und zeitgleich arbeiten können. Die konkrete inhaltliche Diskussion wird entsprechend früher geführt.

Bislang existieren virtuelle Konzeptfahrzeuge allerdings nur grafisch. Künftig sollen sie aber auch fühlbar werden. VW arbeitet bereits an einer Technik, die noch realistischere Eindrücke vermitteln soll. Möglich machen soll das ein System, bei dem feine, druckempfindliche Stäbchen (Pins) alle Formen und Konturen des Interieurs nachbilden. Der Nutzer spürt so Oberflächen und Bedienelemente, obwohl es sie eigentlich gar nicht gibt.