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Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch Hängepartie

Dudenhöffer Foto: Gugu Mannschatz

Die Preise für Elektroautos sollen fallen, gleichzeitig aber wird Strom teurer. Der Kunde zeigt sich verunsichert und wartet erst mal ab. Der Automobilexperte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer sieht noch keinen Aufschwung für Elekroautos.

Deutschland wollte in Sachen Elektromobilität ganze vorne fahren. Mit sauberem Strom, in bezahlbaren Autos. Das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf der Straße zu sehen, scheint allerdings ferner denn je. Die Kunden bleiben aus. Elektroautos sind den meisten schlicht zu teuer. Als Argument führten die Hersteller in der Vergangenheit die hohen Kosten zur Batterieherstellung ins Feld. Sie verhinderten einen konkurrenzfähigen Preis.

Zumindest damit könnte es mittelfristig vorbei sein. Im vergangenen Sommer veröffentlichte die Unternehmensberatung McKinsey eine Einschätzung der drei amerikanischen Experten Russell Hensley, John Newman und Matt Rogers, die für 2020 stark gesunkene Kosten für die Batterie eines Elektroautos prognostizieren. "Unsere Analyse kommt zu dem Schluss, dass der heutige Preis von 500 bis 600 US-Dollar je Kilowattstunde für einen Lithium-Ionen-Akku auf 200 Dollar fallen wird", so ihr Fazit.

2025 solle der Preis sogar bei nur noch 160 Dollar liegen. 

Bis dahin dauert es allerdings noch eine Weile. So bleibt dem bislang wenig geneigten Interessenten in Deutschland Zeit, über einem weiteren Problem zu grübeln: Dem Preis für Strom. Dass der so langsam Schnappatmung verursacht, liegt am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und einer darin im § 19 festgehaltenen Umlage. Diese zahlt der Verbraucher mit seiner Stromrechnung für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Derzeit beträgt sie 3,59 Cent pro Kilowattstunde (kWh), was den Strom entsprechend verteuert. Der vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft errechnete Durchschnittspreis für 2011 liegt einschließlich der Umlage bereits bei 25,74 Cent je kWh. Für die nun von der Politik angestrebte Beschleunigung der Energiewende aber reicht selbst die bisherige Umlage nicht mehr aus. Im kommenden Jahr wird deshalb noch mehr auf die Stromrechnung gesattelt – voraussichtlich fünf Cent pro kWh.

Elektroautos lassen sich nicht einfacher vermarkten

Elektroautos lassen sich dadurch nicht einfacher vermarkten. Der Kunde rechnet schließlich mit jedem Cent, wenn der Stromzähler erst mal in Bewegung gerät. Ein Beispiel: Die Batterie eines Volvo C30 Electric hat eine Nennkapazität von 24 kWh. Nutzbar fürs Fahren sind davon 22,7 kWh. Einmal Volladen kostet beim derzeitigen Strompreis 5,77. Euro. Sollte der Wagen damit die angegebene Reichweite von 150 km schaffen, so kostet der Strom für 100 km (als Vergleichsgröße) etwa 3,84 Euro. Ein Anstieg des Strompreises um zwei Cent je kWh würde die Kosten für 100 km schon auf etwa 4,20 Euro heben. Im Vergleich zu Preisen für Diesel und Benzin ist das zwar immer noch verschwindet gering. Dennoch dürften Kunden höchst sensibel reagieren. Schließlich haben Sie die Erfahrung machen müssen, dass die Strompreise in Deutschland seit 2000 um 85 Prozent gestiegen ist. Die Angst, beim Umstieg vom Regen in die Traufe zu kommen, ist daher nachvollziehbar.

Steigende Strompreise könnten zu Wegbreitern anderer Technologien werden

So könnten die steigenden Strompreise zu Wegbereitern anderer, davon weniger abhängigen Technologien werden: Brennstoffzelle, Erdgas, Flüssiggas.Verglichen wird freilich noch lange mit konventionellen Antrieben: "Um konkurrenzfähig zu sein, müssen die Anschaffungskosten von Elektroautos schon deutlicher runter. Mit billigeren Batterien allein ist es ganz sicher nicht getan", sagt der Automobilexperte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen.


Im Gespräch mit EcoFLEET online nimmt er Stellung zur Ladehemmung der E-Mobilität:

"Völlig weltfremd"

ecofleet
Die Kosten für die Akkus sollen bald fallen, prognostizieren Studien von Unternehmensberatungen und Stromkonzernen. Elektroautos werden dann preislich konkurrenzfähig. Teilen Sie diese Auffassung?

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer
 "Nein, vor 2020 bewegt sich da nicht allzu viel. Und selbst wenn eine Batterie noch vorher um 500 Euro billiger wird, ist wenig gewonnen. Das ist der Gegenwert eines Autoradios. Da bedarf es schon anderer Anstrengungen."

ecofleet
Droht der Elektromobilität nicht an anderer Stelle Ungemach? Die angestrebte Energiewende verteuert doch den Strom und damit die Betriebskosten.

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer
 "Die Energiewende ist sicher kein Killerargument gegen die Elektromobilität und schon gar nicht gegen alternative Antriebe im Allgemeinen. Der steigende Strompreis betrifft ja vorrangig batterieelektrische Autos. Die Brennstoffzelle bleibt vom Problem der Ladestromkosten unberührt, andere Techniken wie Erdgasantriebe ebenfalls."

ecofleet
Wie realistisch ist denn noch das Ziel für 2020 von einer Million Elektroautos in Deutschland?

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer
"Völlig weltfremd. Wenn wir in Deutschland zehn Prozent davon erreichen, wäre das schon ein Riesenerfolg."