Firmenauto Bye, bye, Chrysler PT Cruiser!

„Too cool to categorize“: Mit diesen Worten enthüllte der damalige Chrysler-Chef Bob Eaton auf der Automesse in Detroit den Chrysler PT Cruiser. Das war im Januar 1999, zu einem Zeitpunkt, als in der Ehe zwischen Daimler und Chrysler noch eitel Sonnenschein herrschte. Das Rumoren hinter den Kulissen war allerdings schon hörbar: Weil der PT Cruiser in vielen Punkten nicht den Vorstellungen der Daimler-Ingenieure entsprach, war 1998 vorübergehend ein Entwicklungsstopp verfügt worden. Erst im Herbst 2000 kam das Auto zu den Händlern. Eigentlich sollte der PT Cruiser als Plymouth auf den Markt kommen. Die Tochtermarke hatte 1997 eine Studie namens Pronto gezeigt, die bereits in vielen Punkten den PT Cruiser vorwegnahm; 1999 wurde mit dem zweitürigen Pronto Cruizer nachgelegt. Beide Modelle waren vom Seriensportwagen Plymouth Prowler inspiriert, der wie ein Hot Rod aus den dreißiger Jahren wirkte. Als sich der PT Cruiser der Serienreife näherte, hatten sich jedoch bereits die Daumen über der Marke Plymouth gesenkt. Die kleine Gangsterlimousine kam als Chrysler auf den Markt. Damals, um die Jahrtausendwende, traf der PT Cruiser ziemlich exakt den Zeitgeschmack. Retro-Modelle wie der VW New Beetle oder der Ford Thunderbird begeisterten die Autokäufer. Der PT Cruiser war jedoch nicht nur cool, sondern auch praktisch. Er bot den Innenraum eines Minivan - ohne das betuliche Auftreten dieser modernen Familienkutschen. Und mit dem Chrysler Neon, auf dessen Plattform der PT Cruiser basierte, hatte das Retro-Design nichts gemein. Vom Start weg feierte der PT Cruiser große Erfolge, und wenn man die Fertigungskapazitäten in Mexiko entsprechend geplant hätte, wären vermutlich noch erheblich mehr als die insgesamt 1.355.484 Einheiten von den Bändern gerollt. Europäische PT Cruiser kamen übrigens eine ganze Zeit lang aus dem Magna Steyr-Werk in Graz. Im Laufe der Bauzeit versuchte Chrysler, das Modell mit neuen Varianten attraktiv zu halten. Das glückte zumindest teilweise. Turbo-Versionen halfen dem Leistungsdefizit der Einstiegsvariante ab, und ein zweitüriges Cabrio trat gegen das New Beetle Cabrio an. Die formale Umsetzung der offenen Variante mit breitem Überrollbügel und kastenförmigem Heck sorgte in Designerkreisen allerdings für Spott. Unverständnis rief im Herbst 2005 auch ein Facelift hervor. Ab diesem Zeitpunkt endete der vormals charakteristische Kühlergrill an der Oberkante einer jetzt völlig konventionellen Stoßstange; die Scheinwerfer erhielten eine eingebeulte Kontur, die sich jeder Beschreibung entzieht. Während der Appeal des PT Cruiser abnahm, kam mit dem Chevrolet HHR (Heritage High Roof), der von Bryan Nesbitt, dem von Chrysler abgeworbenen Designer des PT Cruiser, gezeichnet worden war, ein direkter Konkurrent auf den Markt. Dieser boshaft als „Me Too Cruiser“ bezeichnete Crossover-Kombi übertraf den PT Cruiser vielleicht noch in seiner Klischeehaftigkeit - aber er konnte Ende 2005 seinen Neuigkeitsfaktor ins Treffen führen. Die zuletzt bescheidenen Verkaufszahlen hielten Chrysler nicht davon ab, den PT Cruiser bis Juli 2010 weiterzuproduzieren. Die Investition hatte sich längst ausgezahlt, und von einem konsistenten Markenbild ist Chrysler ohnehin weit entfernt. Jetzt wird das Werk im mexikanischen Toluca umgebaut, um zukünftig den Fiat 500 vom Band rollen zu lassen. Die Retro-Welle geht also weiter.