Firmenauto INTERVIEW: Experte fordert stärkeres politisches Engagement für Finanzplatz

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Politik muss sich nach Einschätzung eines Experten stärker für den Finanzplatz Frankfurt einsetzen als bisher. "Damit Frankfurt seine Stellung als wichtigster Finanzplatz in Kontinentaleuropa behält, müssen die führenden Politiker diesen besser vermarkten", sagte Branchenkenner und Veranstalter der "Euro Finance Week", Nader Maleki, der Finanz -Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montag in Frankfurt. So wünscht er sich zum Beispiel, dass der amtierende Bundeskanzler die wichtigste Veranstaltung der Finanzbranche in Deutschland jedes Jahr besucht. In diesem Jahr muss Maleki bei der "Euro Finance Week" (19. bis 23. November) auf die Kanzlerin verzichten.

2006 hatte Angela Merkel (CDU) beim "European Banking Congress" (EBC), der Abschlussveranstaltung der "Euro Finance Week", teilgenommen und damit bundesweite Beachtung gesichert. In diesem Jahr fehlt die erste bundespolitische Reihe. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat immerhin gemeinsam mit dem hessischen Ministerpräsident Roland Koch (CDU) die Schirmherrschaft übernommen. Als beispielhaft in puncto politischer Unterstützung nannte Maleki Frankreich. Dort unterstützten die Politiker eine vergleichbare Branchenveranstaltung sowohl finanziell als auch durch Anwesenheit.

VOLLE UNTERSTÜTZUNG DER FINANZINDUSTRIE

Solange die führenden deutschen Politiker fehlten, sei es schwer auch ausländische Staatsmänner zur "Euro Finance Week" zu bewegen. In diesem Jahr kommen aber immerhin mit Elvira Nabiullina und Dimitrij Kosak zwei amtierende russische Minister sowie der ungarische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány, der die Eröffnungsrede des EBC hält. Dort tritt auch wieder der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet auf. Dieser hatte vor zwei Jahren für einen Paukenschlag gesorgt, als er beim EBC vollkommen überraschend die erste Zinserhöhung der europäischen Währungshüter seit Jahren ankündigte. Spätestens seitdem ist der "European Banking Congress" weit über die Grenzen Europas bekannt.

Während die Möglichkeiten der "Euro Finance Week" für die Vermarktung des Finanzplatzes Frankfurt bei der Politik noch nicht voll erkannt worden seien, unterstütze die Wirtschaft das Branchentreffen voll und ganz, sagte Maleki. Neben dem Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sind auch seine Pendants der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, sowie der Allianz-Tochter Dresdner Bank, Herbert Walter, wieder aktiv dabei. Alle drei werden mehrmals in der Woche als Redner und Gastgeber präsent sein. Auch Spitzenvertreter der genossenschaftlichen Banken sowie der Sparkassenorganisation geben sich bei dem Branchentreff die Klinke in die Hand.

10.000 BESUCHER ERWARTET

Die "Euro Finance Week" findet in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal statt und hat sich seitdem fest im Terminkalender der europäischen Finanzindustrie etabliert. In diesem Jahr finden rund 30 Konferenzen und 150 Workshops statt, bei denen insgesamt 550 Referenten sprechen werden. Maleki rechnet damit, dass die "Euro Finance Week" zusammen mit der "European Banking & Insurance Fair" (E.B.I.F.) insgesamt rund 10.000 Besucher in die Finanzmetropole Frankfurt locken wird. Frankfurt werde damit für eine Woche zum Nabel der "internationalen Finanzkarawane". Malekis Ziel ist es die Woche als eine Art "Finanz-Davos" im Terminkalender der Wirtschaft und Politik zu verankern.

Das Spektrum der verschiedenen Konferenzen reicht dabei von eher politischen Themen wie Finanzstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb oder dem russischen Wirtschaftstag bis hin zu Spezialgebieten wie der Banken- und Versicherungsaufsicht oder dem einheitlichen europäischen Zahlungsraum. Maleki beschreitet in diesem Jahr bei der Vermarktung des Finanzplatzes Frankfurt auch neue Wege. So startet am Montag (5.11.) "das erste Web 2.0-Portal" für die Finanzindustrie. Alle Teilnehmer der "Euro Finance Week" erhalten Zugang zu dem Portal (www.define-finance.com), das sowohl als Plattform für Kontakte innerhalb der Branche als auch zum gezielten Meinungsaustausch über bestimmte Themen dienen soll. Zudem wird es dort Text- und Videobeiträge zu Finanzmarktthemen geben.