Firmenauto Opel Zafira: Erdgas gegen Diesel

Mit dem Zafira 1.6 CNG Turbo bringt Opel als erster Hersteller ein aufgeladenes Erdgasauto – wenn auch nur knapp früher als VW den Passat 1.4 TSI EcoFuel. Bisher machte das Fahren eines CNG-Autos so viel Spaß wie Mülltrennung oder Lohnsteuerjahresausgleich. Als Musterbeispiel dafür gilt die weiter angebotene Saugversion des Zafira CNG, die sich zu 94 PS und 133 Newtonmeter aufrafft. Damit müht sich der Minivan so lethargisch vorwärts, dass man glaubt, durch die Kontinentalverschiebung schneller voranzukommen. Selten war Geld besser angelegt als die 2.529 Euro, welche die Turboversion extra kostet. Mit bis zu 1,5 bar Überdruck plustert der Lader das Triebwerk auf 150 PS und 210 Nm. Trotz der Leistungssteigerung bleibt der Zafira ein monovalentes Erdgasauto – also auf den Betrieb mit CNG (Compressed Natural Gas) optimiert. Das zeigt sich schon im Verhältnis der Tankvolumina: Insgesamt 21 Kilogramm Erdgas bunkern die vier Stahltanks, die sich jeweils als Pärchen vor und hinter der Hinterachse zusammenkuscheln. Für Benzin bleibt nur ein Notreservoir von 14 Litern. So empfiehlt die Betriebsanleitung auch, »den Benzintank alle sechs Monate bis zum Leuchten der Kontrollleuchte leerzufahren und zu betanken. Dies ist erforderlich, um die für den Benzinbetrieb erforderliche Systemfunktion und Kraftstoffqualität aufrechtzuerhalten«. Und tatsächlich kommt der Zafira CNG bis auf Extremfälle ohne Benzin aus. Wegen der hohen Verbrennungstemperaturen des Erdgases konstruierten die Opel-Entwickler einen Zylinderkopf aus hochfestem Aluminiumguss, verstärkten die Ventile, versahen die Kolben mit einer hochfesten Legierung und wählten wegen der höheren Zündspannung iridium- und platinbeschichtete Zündkerzen. Lohn des Aufwands: Im Gegensatz zu anderen Erdgasautos muss der Zafira selbst bei hoher Belastung nicht selbsttätig auf Benzinbetrieb umschalten, um durch Kraftstoffanreicherung für Innenkühlung zu sorgen. So bestimmt allein der Fahrer über einen Schalter in der Mittelkonsole, in welchem Modus er fährt. Und wird so lange wie möglich auf Erdgasbetrieb bleiben. Da schafft der CNG nicht nur minimal bessere Fahrleistungen als mit Benzin, sondern verbraucht vor allem sehr wenig. Minimal sind es 4,9 Kilogramm pro 100 Kilometer, im Schnitt 6,3 – macht lediglich 6,70 Euro Kraftstoffkosten. Nachteil für Außendienstler: Das Gas reicht nur für 330 Kilometer. Zur Überbrückung der Lücken im Erdgas-Tankstellennetz muss der Dienstwagenfahrer dann doch auf Benzin umschalten. Aus dem kleinen Tank bedient sich der Motor selbst bei sensiblem Gasfuß gefräßig und verdirbt die günstige Kostenbilanz. Die fällt beim CNG schon bei 8.000 Kilometer pro Jahr besser aus als bei dem in den Fahrleistungen vergleichbaren 1.7 CDTi. Der konventionelle Selbstzünder kostet 596 Euro weniger als der 25 PS stärkere Erdgas-Turbo und verspricht ebenfalls zeitgemäße Sparsamkeit und druckvolles Temperament. Anders als der CNG erfüllt der CDTi bereits die Abgasnorm Euro 5, was aber nichts daran ändert, dass die Erdgas-Variante rund 80 Prozent weniger Schadstoffe emittiert. Der umweltfreundlichere Antrieb ist also der CNG. Aber nicht der entspanntere. Während der Diesel schon knapp über Leerlaufdrehzahl vehement anschiebt und im hohen Gang auf seiner Drehmomentwoge gleitet, hängt der CNG bis 2.300 Touren in einer Turbo-Schlucht, aus der er nur mühsam herausklettert. Deswegen klappt es auch mit der Elastizität nicht recht. Nach einer Tempo-80-Autobahnbaustelle zieht sich der CDTi locker wieder auf Richtgeschwindigkeit und erledigt auch im Stadtverkehr alles niedertourig. Damit es im CNG ähnlich souverän vorangeht, muss er sich engagiert durch seine sechs etwas langwegig, aber präzise schaltbaren und gut abgestuften Gänge drehen. Zumindest bleibt er dabei kultivierter und leiser als der rumpelige Diesel. Der bietet dagegen den besseren Federungskomfort. Wegen der 140 Kilogramm schweren Gasanlage bekam der CNG nicht nur eine angepasste ESP- und ABS-Regelung, sondern auch eine straffere Hinterachsabstimmung. Vor allem über kurze Stöße holpert er deutlich herber als der Diesel. Mit der verschobenen Gewichtsverteilung (CNG: 54:46, CDTi: 60:40) scheint sich der Zafira in der Erdgas-Version bewusst zu werden, dass er einen Hintern hat, mit dem er in Kurven zucken könnte – harmlos, aber unterhaltsamer als der kopflastig untersteuernde Selbstzünder.

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