Firmenauto ROUNDUP: SGL baut künftig Rotorblätter für Windräder - Zuversicht für 2009

WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Kohlenstoffspezialist SGL Group <SGL.ETR> will in Zukunft stärker vom weltweiten Windenergieboom profitieren und steigt in die Herstellung von Rotorblättern ein. Mit 51 Prozent werde der Wiesbadener Konzern die Mehrheit an dem Rotorblatthersteller Abeking & Rasmussen Rotec aus Lemwerder übernehmen, teilte der Konzern am Mittwoch in Wiesbaden mit. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Mit dem neuen Partner baut der Konzern sein Geschäft mit Carbonfasern und Verbundwerkstoffen (CFC) weiter aus, in dem er sich in den nächsten Jahren ein kräftiges Wachstum verspricht.

Insgesamt strotzt der Wiesbadener Konzern vor Zuversicht: Der SGL-Chef sagte der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, er rechne auch dank der Preiserhöhungen bei den Kernprodukten im nächsten Jahr mit einem zweistelligen Umsatzplus und einer unveränderten Marge - aller gesamtwirtschaftlicher Risiken zum Trotz.

Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen "SGL Rotec" wagt sich die SGL Gruppe in einen für sie neuen Bereich vor. "Wir haben bis dato Vorprodukte für die Windenergiebranche geliefert, jetzt gehen wir in die nächste Veredelungsstufe und machen die Rotorblätter selbst", sagte Koehler im Gespräch mit dpa-AFX. Der SGL-Chef sieht in dem neuen Bereich großes Wachstumspotenzial. A&R Rotec erwarte für dieses Jahr einen Umsatz von etwa 50 Millionen Euro - mittelfristig könnten sich diese Erlöse "verdoppeln und verdreifachen", betonte der SGL-Chef.

ZWEISTELLIGE ZUWACHSRATEN BEI WINDENERGIE

Die Windenergiebranche befindet sich vor dem Hintergrund der CO2-Diskussion und hoher Ölpreise in einer Wachstumsphase. Experten erwarten, dass die zweistelligen Zuwachsraten auch in den kommenden Jahren anhalten werden. Neben dem Export ruhen die Hoffnungen der Branche auf dem Bau von Windrädern vor der deutschen Küste, da auf dem Land geeignete Standorte knapp werden. Der Betrieb der Anlagen auf hoher See birgt allerdings auch Risiken, da es bislang kaum Erfahrungen damit gibt, wie Wind und Wasser auf die Windräder wirken. Als mögliche Schwachpunkte gelten vor allem die Rotoren und Getriebe, da diese auf See stärker beansprucht werden.

SGL wird die Rotorblattherstellung ab Übernahme voll konsolidieren. Damit trägt das Unternehmen zum erwarteten Wachstum im Geschäft mit Carbonfasern und Verbundwerkstoffen bei. Da die Fabriken dort entstehen sollen, wo die Kunden die Rotorblätter brauchen, rechnet Koehler damit, dass zum bisherigen Standort Lemwerder für SGL Rotec innerhalb der kommenden Jahre "durchaus ein halbes Dutzend" neuer Produktionsstandorte dazukommen könnte. Zielregionen seien vor allem die USA, China und Indien, aber auch die iberische Halbinsel oder die Türkei

'SEHEN KEINE WOLKE AM HIMMEL'

A&R Rotec hat laut SGL langfristige Lieferverträge mit führenden Herstellern von Windenergieanlagen. Zudem hält das Unternehmen eine Beteiligung an Powerblades, einem Joint Venture mit REpower <RPW.ETR> zur Produktion von Offshore-Rotorblättern mit Längen von über 60 Metern. Bislang lieferte SGL Carbonfasern und Verbundwerkstoffe an die Windindustrie. Kunden sind zudem die Flugzeug- und Autoindustrie. SGL setzt mit dem Wachstumssegment CFC auf den zunehmende Ersatz von klassischen durch leichtere Werkstoffe und will die Produktionskapazität von Carbonfasern bis 2012 auf 12.000 Tonnen verdreifachen.

Allein in diesem Jahr soll die Carbonfaser-Sparte beim Umsatz um rund 30 Prozent zulegen und damit die Mittelfristprognose von mehr als 15 Prozent übertreffen. Für den Gesamtkonzern rechnet SGL mit Zuwächsen bei den Erlösen von 10 bis 15 Prozent, der operative Gewinn (EBIT) soll um rund 20 Prozent steigen. Der Start ins dritte Quartal belege die Zuversicht. "Wir sehen im Moment keine Wolke am Himmel", sagte Koehler.

Der konjunkturelle Abschwung treffe SGL derzeit nicht. Die weltweiten Infrastrukturinvestitionen kompensierten mögliche Ausfälle. Um die steigende Nachfrage nach den Kathoden und Graphitelektroden befriedigen zu können, baut SGL in Malaysia ein neues integriertes Werk, das Anfang 2011 an den Start gehen soll. Der Bau laufe schneller als geplant, sagte Koehler. Die Investitionen für dieses Jahr beziffert Koehler nun auf insgesamt rund 220 Millionen Euro - bisher waren 200 Millionen Euro angepeilt.