Firmenauto Sind die Benzinpreise gerechtfertigt?

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Die Autofahrer in Deutschland müssen für den LiterBenzin mehr als 1,40 Euro bezahlen, so viel wie im Herbst 2008. Schonflammt wieder die Diskussion auf, ob der Wettbewerb auf demMineralölmarkt funktioniert oder die Konzerne an den Tankstellenüberhöhte Preise verlangen. Am weitesten aus dem Fenster lehnte sich am Donnerstag derPräsident des Automobilclubs ACE. Er forderte von BundeskanzlerinAngela Merkel eine europaweite Aktion der EU, um einen tatsächlichenWettbewerb zwischen den großen Kraftstoffanbietern herzustellen. «Esmüssen durchgreifende Konsequenzen durchgesetzt werden, die bis hinzu einer Aufhebung des mächtigen Oligopols der Ölmultis gehenkönnen», sagte ACE-Chef Wolfgang Rose. Er begründete seine Forderungmit dem Hinweis, dass Benzin im Rekordsommer 2008 bei einemRohölpreis von knapp 150 Dollar je Barrel nur 1,30 Euro je Litergekostet habe, heute dagegen bei einem Ölpreis von 80 Dollar teurersei. Als Gewinn bleibt ein Cent Diese Behauptung ist allerdings falsch. «Das ist Unsinn», sagteRainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Im Sommer2008 kostete Superbenzin in Deutschland bis zu 1,59 Euro je Liter,also rund 18 Cent mehr als heute. Beim Mineralölwirtschaftsverband(MWV) ist man entsprechend empört über den ACE. «Der Deckungsbeitraglag im Juli 2008 bei 10,4 Cent je Liter und liegt heute bei 10,6Cent», sagte Sprecherin Karin Retzlaff in Berlin. Das ist der Betrag,der übrig bleibt, wenn Mehrwert- und Mineralölsteuern und die Kostenfür den Einkauf des Kraftstoffs bezahlt sind. Davon müssen dieUnternehmen die Kosten für Transport, Logistik, Energie, Personal undanderes abdecken. Als Gewinn bleibt am Ende ungefähr ein Cent jeLiter nach Steuern. Für die Ölfirmen liegen die Ursachen für die hohen Preise an denTankstellen vor allem bei den Preissteigerungen auf dem Ölmarkt inRotterdam. Der Euro ist nicht mehr so stark wie im vergangenen Jahrund die Preisbewegungen des europäischen Ölmarktes schlagenungedämpft bis auf die Zapfsäulen durch. «Der Preis für eine TonneSuperbenzin hat sich in Rotterdam im Laufe eines Monats von 480 auf580 Euro erhöht», sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg.«Entsprechend gestiegen sind auch die Preise an der Tankstelle.» DieMärkte erwarten, dass die Nachfrage nach Benzin weiter steigt, wennin den USA im Frühjahr die Fahrsaison einsetzt. Kartellamt untersucht Tankstellenmarkt Das Bundeskartellamt in Bonn beobachtet die Branche besondersgenau, weil sich dort täglich Verbraucher über den vermeintlichenMissbrauch der Marktmacht durch die Ölkonzerne beschweren. Doch eineHandhabe hat die Behörde nicht, weil die Ölfirmen nicht gegen dasKartellrecht verstoßen. «Die Preisgestaltung an den Tankstellen istsehr transparent», stellte das Amt fest. Durch die großen Preistafelnkönnten sich die Tankstellen jeweils an das Preisniveau ihrerWettbewerber anpassen. «Abgucken ist erlaubt, absprechen nicht.» Esläuft allerdings seit Mai 2008 eine sehr gründliche und tiefgehendeSektoruntersuchung, bei der die Wettbewerbsverhältnisse in derBranche bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet werden. Die Ergebnissesollen im Sommer vorliegen. Für die Firmen sind gerade die täglichen Preisänderungen einZeichen intensiven Wettbewerbs. Auf regionalen Märkten könne espassieren, dass der Benzinpreis an einem Tag um bis zu fünf Cent jeLiter falle - und entsprechend wieder heraufgesetzt werde. «DieSchwankungen sind häufiger und stärker geworden, der Wettbewerb istextrem hart», sagte der Aral-Sprecher. Europaweit am Ende der Skala Im europäischen Vergleich gibt es für die deutschen Autofahrerjedenfalls keinen Grund zur Klage. Ohne Steuern liegen nach einerTabelle des EID die deutschen Preise unter 27 europäischen Staatenauf Platz 25. Da verdienen die Ölkonzerne in Dänemark, Malta oderItalien deutlich mehr. Mit Steuern sieht das anders aus; dann sinddie deutschen Preise die sechshöchsten in Europa. Rund zwei Dritteldes Benzinpreises sind Mineralöl- und Mehrwertsteuern.