Firmenwagen-Klassiker Renault Alpine im Dienst der Polizei

Renault Alpine A110 Foto: Renault 6 Bilder

Autos, die jeder kennt. Fahrzeuge der Kindheit, erstes eigenes Auto, unvergessener Dienstwagen: Renault Alpine A110.

Die deutsche Polizei leistete sich früher ja einige Skurrilitäten. Schicke Porsche oder coole Capri waren sicher extravagant, boten aber die Alltagstauglichkeit einer Badehose am Nordpool. Alles nichts gegen das, was die französische Gendarmerie vor gut 40 Jahren ihren Beamten zumutete. Die mussten mit mehreren Renault Alpine A110 im Staatsdienst Verkehrssünder auf der Autobahn zwischen Paris und Lyon jagen. Fuhrparkkosten und Bußgelder standen endlich im Einklang. Teurer ging’s nirgendwo.

Sportwagen auf einfacher technischen Basis

Den Ruf als französischer Sportwagen schlechthin verdiente sich der A110 allerdings auch ohne Staatshilfe. Vater der Marke war Jean Rédélé. Der Sohn eines Renault-Händlers aus Dieppe hatte zunächst in bester Daniel Düsentrieb-Manier biedere Cremeschnittchen zu Rennwagen umgemodelt, ehe er die Automanufaktur Alpine gründete.

Von der ersten Exemplaren sind kaum noch welche übriggeblieben

Die Erstlingswerke A106 und A108 aber waren selbst in Frankreich echte Exoten. Der große Wurf folgte im Herbst 1962. Die Fachwelt huldigte auf dem Pariser Salon einer blau eingefärbten, extrem flachen Natter namens Alpine A110, die mit ihrer Kunststoffkarosserie über einem Mittelrohrrahmen Rennsport-Feeling auf solider Basis bot. Denn unter der Plastikhülle dröhnten von Anfang an bewährte Vierzylinder von Renault, die auch den 4CV, die Dauphine sowie den Renault 8 oder 16 antrieben.

Das Fahrwerk stammte ebenfalls vom Staatsbetrieb aus Billancourt. Vorne Einzelradaufhängung, hinten Pendelachse, rundum Scheibenbremsen: So wurde die Donnerbüchse aus Dieppe 15 Jahre lang gebaut. Die Motorenleistung schraubte Alpine von 42 PS aus anfangs 950 Kubik bis auf stramme 170 PS aus 1,8 Litern Hubraum zum Schluss. „Die Fahrleistungen der Alpine lassen unsere gängigen Sportwagen beinahe wie zweisitzige Attrappen erscheinen“, adelte auto motor sport das Konzept 1969. Ein Auto für Menschen mit belastbarer Physis, so schien es. Die drangvolle Enge, die dünn bespannten Schalensitze mit dem Komfort von Holzbrettern, vor allem aber der infernalische Lärm waren dennoch die richtigen Verkaufsargumente.

Renault hat Alpine übernommen

Der (Vor-) Name Renault bescherte der Alpine in Deutschland ein vertrauenserweckendes Image und dank entsprechendem Händlernetz auch nennenswerte Absatzzahlen. Ab 1973 war Renault endgültig Mehrheitsbesitzer bei Alpine. Dort sah man den Wagen als Konkurrenten zu Porsche, was offenbar zu einer abenteuerlichen Preispolitik ermunterte. Die Zielgruppe gewerblicher Nutzer ließ sich somit klar definieren: Bar zahlende Freiberufler mit Vorlieben für unvernünftige Autos. Nachtclubbesitzer, Karateschulbetreiber und Börsenmakler blubberten gerne in der Alpine über Kö und Ku’damm. Alles nur Klischees, klar. Trotzdem kursierte dieser Witz: „Was ist aus Plastik, flach und animiert zum Geldvernichten?“ Der Gegenüber tippte meist auf die Kreditkarte seiner Frau. „Falsch“, so der Fragesteller: „Ein Renault Alpine.“