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Flottentest ePowered Fleets Hamburg Tor zur Elektrowelt

Hamburg Foto: Fotolia

ePowered Fleets Hamburg brachte 500 E-Autos in Fuhrparks der Hansestadt und baute ein
Online-Tool auf, das Flottenbetreibern den Einstieg in die Elektromobilität erleichtert.

Hamburg – die Stadt der Kaufleute: Genau 771.573 Fahrzeuge zählte das KBA am Jahresanfang in der Hansestadt. Mit 149.694 waren knapp 20 Prozent davon im gewerblichen Einsatz. Im Jahr 2015 machten gewerbliche Halter 87 Prozent der Neuzulassungen an der Elbe aus. Beide Werte liegen deutlich höher als der Bundesdurchschnitt. Der gewerbliche Verkehr in Hamburg hat aber nicht nur aufgrund seiner Größe eine bedeutende Lenkungswirkung, vor allem wenn man die Elektromobilität ankurbeln will: Unternehmensflotten haben im Gegensatz zum privaten Autobesitzer mehr finanzielle Spielräume, um eine Ladeinfrastruktur zu etablieren und Reichweitenprobleme über Poolfahrzeuge auszugleichen.

Das dachten sich auch die Macher des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit geförderten Gemeinschaftsprojekts ePowered Fleets Hamburg. Das ambitionierte Ziel, mit dem Alphabet Fuhrparkmanagement, das Öko-Institut und Hy-Solutions im Jahr 2014 angetreten sind: bis zu 450 E-Fahrzeuge in Fuhrparks der Region Hamburg integrieren, das Potenzial von Elektromobilität in Flotten bewerten und ein Beratungstool für die Beschaffung von E-Fahrzeugen entwickeln. Mission accomplished?

Smart Foto: Hersteller

17 Millionen Elektro-Kilometer

Ende Juni zogen Alphabet und die Partner nach drei Jahren Bilanz: 495 Elektrofahrzeuge wurden in 239 Unternehmensflotten integriert und gefördert. Über 17 Millionen Kilometer haben sie elektrisch zurückgelegt. Damit sind nun in den beteiligten Flotten bereits sechs Prozent der Fahrzeuge elektrisch unterwegs, mehrheitlich in Fahrzeugpools, in denen die Stromer mittlerweile elf Prozent Anteil haben. Bei den echten Dienstwagen ist der E-Auto-Anteil dagegen nur auf drei Prozent gestiegen. Fuhrparkgröße und Branche der beteiligten Firmen, darunter Aida Cruises, Beiersdorf, Jungheinrich, Lufthansa Systems und Otto, variieren stark.

Parallel erfassten die Verantwortlichen Bewegungs- und Ladungsdaten von 120 elektrischen und 40 konventionellen Vergleichsfahrzeugen und befragten online, in Interviews und Fokusgruppengesprächen Fuhrparkverantwortliche und Nutzer von E-Dienstwagen und -Pool­fahr­zeugen. Ergänzt wurde die Erhebung durch eine Befragung von 400 Unternehmen in der Modellregion, die noch keine Erfahrungen mit Elektromobilität gesammelt haben.

Im direkten Vergleich der beiden Gruppen – Unternehmen, die am Projekt teilgenommen haben, versus Referenzunternehmen ohne E-Erfahrung – stellten die Studienmacher unter anderem fest, dass die Hemmnisse, auf Stromer zu setzen, offenbar nachlassen, sobald man erstmal eigene Erfahrungen gesammelt hat. Anschaffungskosten, Reichweite im Winter, Zugang zu öffentlichen Ladestationen und fehlende attraktive Fahrzeugmodelle sind die Top 4 der Bedenken. Sie  werden von den E-Erfahrenen durchgängig als geringer problematisch eingestuft.

25 Prozent weniger CO2-Ausstoß, zehn Prozent weniger Kosten

Ein weiteres zentrales Ergebnis: Berücksichtigt man die Beschaffungszyklen und ein intelligentes Fuhrparkmanagement, können knapp zwei Drittel der konventionellen Fahrzeuge in den gewerblichen Fuhrparks mittelfristig elektrifiziert werden, so die Verantwortlichen eines Parallel-Projekts der Technischen Uni Hamburg. Ein großes Potenzial. Beispielrechnungen aus ePowered Fleets Hamburg zeigen, dass E-Mobilität wirtschaftlich CO2 einsparen kann. Konkret: Eine Teilelektrifizierung in einer typischen Beispielflotte soll bei rund fünf Prozent Mehrkosten den Ausstoß von Treibhausgas um zehn Prozent reduzieren.

Geringe Mehrkosten? Laut Öko-Institut-Untersuchungen sind die Kosten immer noch das führende Kriterium bei der Fahrzeubeschaffung, auch wenn der Umweltaspekt in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Erst kürzlich kam die Mobilitätsplattform Ubeeqo in einer Untersuchung zum Schluss, dass die Gesamtkosten der E-Autos auch nach zehn Jahren höher ausfallen als die von Benzinern (FIRMENAUTO 07/2017, Seite 14). ePower Fleets Hamburg resümiert dagegen: Nutzt man weitere Potenziale wie eine bessere Fahrzeugauslastung durch intelligentere Disposition oder setzt man auf alternative Verkehrsmittel, könnte man den CO2-Ausstoß um ein Viertel verringern und gleichzeitig zehn Prozent der Fuhrparkkosten einsparen.
Wie viel Unternehmen tatsächlich einsparen, hängt natürlich immer von den individuellen Einsätzen der Fahrzeugflotte ab. Wer nachrechnen und seine Flotte auf den E-Prüfstand stellen will, kann den im Rahmen von ePowered Fleet Hamburg entstandenen kostenlosen Online-Elektromobilitätsrechner für gewerbliche Fahrzeugflotten nutzen.

Rechner für Elektromobilität

Wie wirkt sich der Einsatz von E-Fahrzeugen in der Flotte auf die Gesamtkosten und die CO2-Emissionen aus? Bietet es sich an, alternative Verkehrsmittel zu nutzen oder Kilometer einzusparen – und was passiert, wenn sich Modellangebot, Batterie-, Fahrzeug- und Energiekosten anders entwickeln als gedacht?

Unter emob-flottenrechner.oeko.de lässt sich eine Flotte mit bis zu fünf optimierten Fuhrparks vergleichen und E-Autos, Carsharing, E-Bikes und Bahnfahrten integrieren. Für Parameter wie Leasingrate respektive Anschaffungspreis, Restwert, Kosten für Ladeinfrastruktur, Kraftstoffe, Strom, Werkstattbesuche, Steuern und Versicherungen lassen sich dabei Wir haben nachgerechnet: Unsere fiktive Ausgangsflotte besteht aus sechs Fahrzeugen, einem Pkw für die Geschäftsführung, drei Diesel-Poolfahrzeugen und zwei kleinen Diesel-Transportern. Gesamtfahrleistung: 140.000 Kilometer im Jahr.
Die optimierte Flotte fährt genauso viele Kilometer im Jahr, besteht nun aber aus zwei Elektro-Poolfahrzeugen und einem Elektro-Transporter, wobei die zwei konventionell betriebenen Pkw für die Geschäftsführung und den Pool bestehen bleiben. Dafür nehmen wir zusätzlich ein E-Bike in den Fuhrpark auf. Ergebnis: Die TCO der alternativen Flotte liegen mit 90.151 Euro unter der Ausgangsflotte (113.466 Euro), die CO2-Emissionen der gesamten Flotte sinken von 134 auf 90 Tonnen.