Fraunhofer IAO Fuhrpark unter Strom

Foto: Fraunhofer IAO

Das Fraunhofer IAO hat ausschließlich E-Autos im Fuhrpark. Die Buchung ­erfolgt über eine selbst entwickelte Mobilitätsmanagement-Software. Ein ­eigenes Kraftwerk liefert den Strom.

Wer den Fuhrpark anderer Firmen elektrifiziert, der fährt natürlich selbst nur mit Strom: Im Erdgeschoss des Stuttgarter Fraunhofer-Parkhauses ­stehen über 20 E-Autos. Vom kleinen Renault Twizy über den BMW i3 bis zum Elektro-Transporter Renault Kangoo.
30 Parkplätze hat das Fraunhofer IAO mit Stromsäulen ausgerüstet. Jeweils mit Schuko- und Typ-2-Anschluss. 3,6 bis maximal 22 kW Strom pumpen die Zapfsäulen in die E-Autos. "Im Schnitt dauert es vier Stunden, bis die Akkus der Fahrzeuge wieder voll sind", erklärt Sonja Kraus, Flottenmanagerin am Fraunhofer IAO. Der Fuhrpark kommt mit lediglich einer Schnellladesäule aus. "Die Schnellladesäule ist selten belegt. Meist nutzen diese nur Besucher oder unsere auswärtigen Kollegen, wenn sie bei uns für
Meetings vorbeischauen", sagt Kraus.

Die E-Autos wurden 2011 für das Projekt "elektromobilisiert.de" angeschafft, um anderen Firmen die E-Mobilität näherzubringen (Seite 24). 18 E-Autos sind es aktuell. Es waren schon bis zu 25. ­Alle wurden mit dem Kooperationspartner, dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart, gekauft. Wenn die Fahrzeuge nicht gerade bei Fremdfirmen im Probeeinsatz sind, werden sie von den 40 Projektmitarbeitern des Instituts genutzt.

"Die E-Autos sind voll ausgelastet. Unsere Kollegen legen fast jede Dienstfahrt mit ihnen zurück. Außerdem werden Versuchsfahrten durchgeführt. Die Kollegen müssen die Fahrzeuge schließlich auf ihre Alltagstauglichkeit testen", erklärt Kraus. Während der Großteil der Mitarbeiter dabei auf den seitlich offenen Stadtflitzer Renault Twizy abfährt, hat sich Kraus in den Opel Ampera verguckt: "Er gefällt mir einfach optisch gut."

Der BMW i3 mit Range Extender kommt bis zu 300 Kilometer weit

Lange Strecken legen die Mitarbeiter mit dem BMW i3 zurück. Durch seinen Range Extender schafft er bis zu 300 Kilometer ohne Tankstopp. "Der BMW i3 ermöglicht es uns, auch weite Strecken mit den eigenen E-Autos zurückzulegen. Wobei unsere Mitarbeiter bei langen Dienstreisen aus Komfortgründen auch auf die Bahn ausweichen", sagt Kraus. Die Fahrzeugbuchung läuft vollautomatisch über die von den Fraunhofer-Wissenschaftlern selbst entwickelte Software Eco Guru. Die Mitarbeiter müssen lediglich Start, Ziel und Datum ihrer geplanten Dienstreise in das Programm eintippen. Da Eco Guru alle Standorte, aktuelle Routen und Akku-Ladezustände der E-Autos in Echtzeit kennt, spuckt er nur die dafür geeigneten Poolfahrzeuge aus.

Damit die Mitarbeiter nicht nur vom eigenen Fuhrpark abhängig sind, verknüpft Eco Guru im Buchungsprozess auch weitere Mobilitätsdienste wie eben die Bahn, aber auch Carsharing-Anbieter, Mitfahrbörsen, Fahrradverleiher und den ÖPNV. Ein weiterer Vorteil: Eco Guru integriert auch weitere Flottenmanagement-Programme wie etwa eine automatische Schlüsselvergabe oder die Führerscheinkontrolle in sein System.

Für Kraus fällt dadurch lästige Arbeit weg. "Früher musste ich mir noch von allen Kollegen die Führerscheine vorzeigen lassen und die Schlüssel verwalten. Das läuft jetzt alles automatisch." Damit sie wusste, wann die E-Autos wieder einsatzfähig waren, musste sie vor Eco ­Guru die notwendige Ladezeit der E-Autos anhand des aktuellen Ladezustands der Akkus hochrechnen.

Eigenes kleines Stromnetz

Mit Eco Guru könnte Kraus ihrem Energieversorger vorgeben, ob die E-Autos möglichst zu günstigen Ladezeiten oder aber umweltschonenden Ökostrom laden. Außerdem verhindert das System Ladungs­spitzen, also eine Überlastung des Stromnetzes. Saugen nämlich alle 18 E-Autos gleichzeitig Strom, würden in den Fraunhofer-Büros die Lichter ausgehen.

Denn das Fraunhofer IAO ist schon einen Schritt weiter. Das Institut baut derzeit sein eigenes Stromnetzwerk auf, ein sogenanntes Micro Smart Grid. Ein Windrad vor dem Parkhaus und Solarplatten auf dem Parkdeck erzeugen dabei regenerativen Strom. Die gewonnene Energie fließt dann in eine Batterie im Keller. Das Micro Smart Grid ist also ein lokales Stromnetz, welches je nach Bedarf an das normale Ortsnetz angeschlossen ist oder autark im Inselbetrieb arbeitet.

Klingt nach Zukunftsmusik und ist auch noch im Forschungsstatus. Genau wie Eco Guru will das Fraunhofer IAO das Micro Smart Grid nach der Test­phase am eigenen Standort anderen Fuhrparkbetreibern anbieten. Dann steht ihr Fuhrpark im wahrsten Sinne des Wortes unter Strom.