Freie Werkstätten für Firmenwagen Freiheit für die Flotte

Hands of car mechanic with wrench in garage.

Freie Werkstattketten sind günstiger als Herstellerbetriebe. Aber sind sie alleine deshalb eine Alternative für die Fuhrparkwartung?

Kleine Kratzer am Kotflügel, Unfallschäden, jährliche Inspektionen: Fuhrparkmanager brauchen Werkstattpartner, denen sie vertrauen können. Fragt sich nur: Finden sie die in den teureren Herstellerbetrieben oder auch in den günstigeren freien Werkstätten? Letztere mussten häufig Kritik einstecken, da sie angeblich unzuverlässig seien, Mängel übersähen. Das kratzte massiv am Image.

Dass dieses Image der Vergangenheit angehört, zeigt ein Vergleich der DAT-Reports von 2008 und 2018: Zwölf Prozent mehr Fahrer bringen ihren Privat-Pkw zur Wartung in eine freie Werkstatt als noch vor zehn Jahren. Fragt man bei den freien Ketten nach, so finden die Vertreter genügend Argumente, warum die nicht herstellergebundenen Betriebe auch für Fuhrparkmanager eine attraktive Alternative zur Markenwerkstatt darstellen.

80 Prozent der Firmenkunden bei Herstellerbetrieben

Tatsächlich vertrauen immer noch 80 Prozent der Unternehmen ihre Firmenwagen Vertragswerkstätten an. Das fand Dataforce in einer aktuellen Umfrage unter 20.000 Flottenbetreibern heraus. Die freie Werkstatt folgt mit 38 Prozent, für die Karosseriewerkstatt entscheiden sich nur 16 Prozent der Befragten. Kleine Flotten bevorzugen nicht nur bei der Wahl der Werkstatt im Falle eines Unfallschadens, sondern auch beim Thema Reifenbezug die Vertragswerkstatt. Allerdings ändert sich das Bild in größeren Fuhrparks deutlich: Fast die Hälfte kauft hauptsächlich bei Reifen- und Werkstattketten, wobei sich Euromaster hier als Marktführer etabliert.

Nun sind knapp 40 Prozent kein schlechter Wert, und Euromaster, ATU oder Vergölst machen von Jahr zu Jahr mehr Geschäft mit Flottenkunden. Schließlich bieten auch sie ein flächendeckendes Filialnetz. Damit sind sie immer in der Nähe des Kunden. Einerseits erspart das lange Anfahrtswege. Andererseits kann der Geschäftswagenfahrer auf der Dienstreise jeden Standort anfahren, falls der Firmenwagen Zicken macht.

Lässt man den Fuhrpark bei einer freien Werkstatt durchchecken und reparieren, winken zudem günstige, einheitliche Preise für Arbeitsstunden und Ersatzteile. Aber zieht das bei den Firmenkunden? Die Dataforce-Umfrage jedenfalls kommt zu dem Schluss, dass Flottenverantwortliche vor allem schnellere Abwicklungen und Reparaturen bevorzugen. Erst auf Platz zwei folgen günstigere Preise. Dafür spricht auch, dass sich nur ein Drittel aller Fuhrparkleiter Vergleichs­angebote zur Reparatur einholt.

Jedenfalls bieten die meisten Werkstattketten alles, was auch die Hersteller im Portfolio haben. Eine zentrale Rechnungsstellung beispielsweise mit dezidiertem Reporting. "Die kalkulierbaren Kosten und die übersichtliche, einheitliche Rechnungsstellung sind für B-to-B-Kunden ein großer Vorteil", sagt Thomas Tietje, Leiter Geschäftskunden bei ATU.

Außerdem sind die Werkstätten der Freien auf fast jedes Fahrzeugmodell eingestellt. ATU kann nach eigenen Angaben sogar seltene Modelle in den Werkstätten warten und reparieren. Dazu fordere die Filiale Leihwerkzeug in der Zentrale an, erklärt Tietje. Dass die Freien auf die meisten Fahrzeugmodelle vorbereitet sind, bedeute für den Fuhrparkleiter auch einen geringeren Arbeitsaufwand. Er lässt alle Autos in derselben Werkstatt warten und hat zudem feste Ansprechpartner. Das schafft Übersicht.

Was die Qualität angeht, versichern die Freien, dass sie konkurrenzfähig seien. Tatsächlich schulen sie ihre Mitarbeiter genauso wie die Herstellerbetriebe. Auch im Kundenservice erkennt man keine Unterschiede: Online-Terminvereinbarung, Hol- und Bringdienst, Ersatzwagen, elektronische Führerscheinkontrolle, alles bekommt der Kunde auch bei den Freien.

Was also hält trotzdem noch viele Geschäftskunden davon ab, zu wechseln? Eine Umfrage von ATU zeigt: 46 Prozent der Pkw-Käufer mit Garantieerfahrung wissen nicht, dass sie das Recht auf freie Werkstattwahl haben, ohne dass die Herstellergarantie verfällt. "ATU führt alle Wartungen nach Herstellervorgaben durch. Das wird protokolliert und kann im Garantiefall nachgewiesen werden. Wir führen hierzu eine Werbekampagne, die diesen Irrtum aufklären soll", erklärt Tietje.

Fragen an Thomas Tietje, Leiter Geschäftskunden bei ATU

Wer sind die Kunden von ATU?

Natürlich haben wir viele Kauffuhrparks als Kunden. Der Flottenmanager ist in dem Fall viel freier in seiner Entscheidung. Dem Fuhrparkleiter einer Full-Service-Leasingflotte wird vorgeschrieben, wohin die Fahrzeuge zur Wartung und Reparatur gehen. Wir stellen aber auch fest, dass sich viele Fuhrparkmanager für ein Finanzleasing entscheiden, um die Werkstatt selbst wählen zu können.

Wie sieht es bei den Non-Captives aus?

Auch bei den unabhängigen Leasinggesellschaften gibt es eine Entwicklung. Diese können natürlich genauso von unseren Leistungen profitieren, die alle aus einer Hand kommen. Früher haben sie auf Spezialisten für Reifen, Glasreparaturen oder Karosserieschäden gesetzt. Genau hier steuern die Gesellschaften heute um und versuchen, mit so wenigen Partnern wie möglich zusammenzuarbeiten. Das kann eine freie Werkstattkette wie ATU abbilden.

Wie bleibt ATU am Puls der Zeit?

Momentan fokussieren wir uns auf die E-Mobilität. Viele ATU-Filialen sind schon geschult. Außerdem haben wir zwei Standorte, die auch in der Werkstatt auf E-Autos umgerüstet sind. Bundesweit ist das Thema Hybrid ja schon seit über zehn Jahren präsent. Wir haben deshalb in jeder Filiale einen darauf geschulten Mitarbeiter.

Gibt es Lademöglichkeiten für E-Autos?

Mittlerweile stehen an 90 Standorten Ladesäulen, an 40 davon werden momentan zusätzlich Schnellladesäulen errichtet, und es sind noch mehr geplant. Wenn die Nachfrage da ist, wird das Netz ausgebaut. Wir wollen signalisieren, dass wir uns bei diesem Thema nicht zurückhalten und bereit sind. Wir senden damit ein Zeichen an die Flottenkunden, die aufgrund der Dieselaffäre eine Umstellung Richtung E-Mobilität in Betracht ziehen.