Fuhrparkversicherung Von der Krise profitieren

EnBW, Flotte, Fuhrpark, E-Autos, Elektroautos, VW e-Golf Foto: EnBW

Kfz-Versicherer fahren in der Coronakrise hohe Gewinne ein. Davon können Flottenbetreiber profitieren und günstige Prämien aushandeln. Allerdings nur, wenn ihre Schadenquote stimmt.

Das letzte Jahr war mehr als erfolgreich für die Autoversicherer. 2,2 Milliarden Euro bleiben laut der E+S Rück, dem größten Kfz-Rückversicherer, in der Bilanz 2020 in ihren Kassen hängen. 2019 betrug der technische Gewinn nur 0,4 Milliarden Euro. Für 2021 rechnet die E+S aber schon wieder mit einem technischen Verlust von rund 0,8 Milliarden Euro. Doch diese Prognose hinkt angesichts des zweiten Lockdowns der letzten Wochen schon wieder. Und so dürften die Kfz-Versicherer 2021 sogar noch mehr verdienen.

Denn viele Fuhrparks standen ganz oder teilweise still. Keine Fahrten ins Büro, keine Dienstreisen, kaum Urlaubsreisen mit den Dienstwagen – da sinkt die Kilometerleistung und damit das Unfallrisiko. Allerdings wurden Firmenwagen öfter privat eingesetzt, um der Ansteckungs­gefahr in Bussen und Bahnen zu entgehen. Darauf macht Andreas Kelb aufmerksam, der das deutsche Kfz-Geschäft der E+S Rück leitet. Auch Kurier- und Expressdienste haben ihre Fahrleistung deutlich hochgeschraubt.

Daher kommt es 2021 bei der Versicherungsprämie stark darauf an, in welchem Umfang die Flotte genutzt wird oder werden könnte und wie viele Schäden im abgelaufenen Jahr anfielen. "Wer eine bessere Schadenquote aufweist, trifft auf ein freundliches Markt­umfeld", sagt Thomas Olaynig, Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) und Geschäftsführer des Maklers Marsh.

Außerdem muss geprüft werden, ob wegen Corona ein Teil der Flotte in die Ruheversicherung geschickt werden sollte (siehe Kasten). Auch das reduziert die Gesamtprämie und verbessert die Verhandlungs­position des Flottenbetreibers. Aufpassen müssen die Fuhrparkleiter bei Pkw, die Hänger ziehen. Denn laut einer neuen Regelung haften Anhänger kaum noch. Stattdessen werden Schäden über das Zugfahrzeug reguliert. Das könnten Versicherer nutzen, um deren Prämien zu verteuern.

Grundsätzlich gilt in unsicheren Zeiten: Nehmen Sie frühzeitig mit Ihrem Flottenversicherer Kontakt auf! Yorck Hillegaart vom Versicherungsmakler Funk-Gruppe rät, gegenüber den Assekuranzen die Zügel nicht aus der Hand zu geben. Auch kleinere Unternehmen sollten frühzeitig mit ihrem Versicherer reden, um festzustellen, in welche Richtung eine Prämienverhandlung 2021 laufen könnte. Für Kunden mit vielen Unfällen und Schäden im Fuhrpark empfiehlt Hillegaart, vorab Selbstbehalts-Modelle zu entwickeln. "Ist der Kunde bereit, mehr Risiko zu übernehmen, findet er in dieser schwierigen Situation mehr Gehör bei den Assekuranzen." Denn dann sei das Unternehmen als Kunde attraktiver für die Versicherer.

Privatfahrten mit dem Geschäftswagen müssen versteuert werden. Über die Höhe gibt es neuen Streit. Foto: Avis
Disziplinierte Fahrer, die kaum Unfälle produzieren, sind gut für die Schadenquote eines Unternehmens.

Gleiches gelte bei verstärktem Risikomanagement. Unternehmen könnten beispielsweise neue Firmenwagen mit mehr Assistenzsystemen bestellen. Im Gegenzug fordert der BDVM jedoch klare Aussagen darüber, wie sich solche Investitionen langfristig in den Prämien niederschlagen.

Ein anderer Weg wäre, die Verhandlungen einem Profi zu überlassen. Spezialisierte Flottenmakler bieten eine komplexe Analyse hinsichtlich Schadenhäufigkeiten und Schadenhöhen. Damit sollten sie die Zusammenhänge zwischen Schadenursache und den kundenspezifischen Organisationsstrukturen aufdecken und Vorschläge zur Schadenminderung machen können. Noch wichtiger: Sie können die Leistungsfähigkeit einzelner Flottenversicherer in der Regel sehr gut einschätzen.

Lesen Sie auch Unfallschaden Digitale Dienste sparen Kosten

Dies bestätigt eine Umfrage unter den Partnerbetrieben der Versicherungsmaklergenossenschaft VEMA. Sie fragte 2.000 Makler nach dem besten Versicherer für kleine Fuhrparks ab fünf Fahrzeugen. Ganz vorne: die Itzehoer. Das Unternehmen liegt in der Umfrage sowohl in der Qualität der Schadenregulierung als auch im Gesamturteil an der Spitze. Neben der Schadenregulierung wurden die Produktqualität und die Antragsbearbeitung bewertet.

Gerade bei der Betreuung kleinerer Flotten zeigt sich die Qualität einer Assekuranz. Ein Ranking hilft Flottenbetreibern, die Möglichkeiten des Marktes aufzuzeigen. Und selbst, wenn die Firmenwagen schon seit Jahren bei der gleichen Versicherung unter Vertrag sind, empfiehlt sich ein Vergleich. Durch Corona wurden die Karten in der Flottenversicherung vollkommen neu gemischt.

Ruheversicherung für die Flotte

Viele Flotten stehen in der Coronakrise buchstäblich still. Mit einer kostenlosen Ruheversicherung können Unternehmen die Fixkosten senken. Das ist aus Kulanz manchmal auch möglich, ohne die Autos stillzulegen. Werden Kraftfahrzeuge vorübergehend abgemeldet, so gewähren die Versicherer üblicherweise bis zu 18 Monate lang einen eingeschränkten, kostenfreien Schutz. Sowohl amtlich als auch intern stillgelegte Fahrzeuge erhalten während der Standzeit eine Ruheversicherung. Sie umfasst Haftpflicht, Umweltschadensversicherung, Teilkasko und einen Teilschutz der Vollkasko, wenn diese Policen zuvor bestanden. Die Vollkasko etwa deckt nur Schäden durch mut- oder böswillige Handlungen Dritter. Für die Teilkasko dagegen gilt voller Schutz. Schäden infolge von Brand, Diebstahl, Hagel, Sturm und Überschwemmung sind also abgesichert.