Genesis G70 Shooting Brake (2022) Test Starkes Heck

Genesis G70 Shooting Brake 2022 Foto: Genesis 13 Bilder

Lang, flach und knackiges Heck: Dieser Genesis will die Kombi-Mittelklasse aufmischen. firmenauto drehte schon eine paar Runden mit dem sportlichen Koreaner.

Flache Karosse, lange Haube, kurze Überhänge: Dieses Konzept zieht immer. So auch beim G70. Der hat zudem noch ein kombiartiges Heck, das aber flach nach hinten abfällt. Weshalb dieser Genesis den Zusatz Shooting Brake im Namen trägt. Ob der gelungene Auftritt abseits des Mainstreams für einen Markterfolg reicht?

Newcomer haben es auf dem deutschen Automarkt bekanntlich schwer, besonders im Premiumsegment. Entweder sie locken mit günstigen Preisen oder besonderen Service zu halten. Trotzdem klappt’s nicht immer: Siehe Infiniti, die Nissan-Tochter hatte zu wenige Modelle und strich nach wenigen Jahren die Segel.

Genesis G70 Shooting Brake 2022 Foto: Genesis
Shooting Brake: Platz fast wie im Kombi, elegantes Coupédach

Genesis ist mit mehr Elan unterwegs. Der G70 Shooting Brake ist schon das fünfte Modell, das die Hyundai-Tochter in diesem Jahr in den Markt wirft. Die Autos kosten immer ein paar Tausender weniger als ein Audi, BMW oder Mercedes und sollen Kunden mit einem Rundum-Sorglos-Paket ködern. Fünf Jahre kostenlose Wartung samt Hol- und Bringservice sind im Preis dabei. Das Mittelklasse-Modell wurde in Rüsselsheim im Technikzentrum von Hyundai und Kia entwickelt und soll zu Preisen ab knapp unter 34.000 Euro netto im Segment von BMW 3er Touring, Audi A4 Avant, Mercedes C-Klasse T-Modell oder Volvo V60 wildern.

Genesis G70 Shooting Brake 2022 Foto: Genesis
Standardmäßig gibt's 18-Zöller. 19 Zoll große Räder kosten extra.

Der 4,68 Meter lange und 1,40 Meter flache G70 SB sieht ausgesprochen sportlich aus. Dabei setzen die Koreaner auf das bewährte Sportwagen-Attribut des längs eingebauten Motors samt Heck- oder Allradantrieb. Genesis beschränkt sich auf Vierzylinder, wobei in dieser Klasse außer Audi und BMW sowieso keiner mehr sechs Töpfe verbaut.

Wie schon die jüngst vorgestellte Limousine kommt der Shooting Brake mit einem 200 PS starken Diesel sowie einem Zweiliter-Benziner mit 197 oder 245 PS Leistung, alle mit Achtgang-Automatik. Sie fahren sich dank der hecklastigen Auslegung ausgesprochen dynamisch, wobei der gut gedämmte, drehmomentstärkere Diesel zumindest im normalen Fahrbetrieb etwas agiler wirkt. Für Vielfahrer empfiehlt sich der Selbstzünder schon wegen des geringeren Verbrauchs. Auf unserer ausgedehnten Testrunde stellte der 2,2-Liter-Motor zwar auch keinen Sparrekord auf. Aber Bordcomputer-Werte zwischen sieben und acht Litern sind einiges besser als die selbst bei verhaltener Fahrweise mindestens zehn Liter des Benziners.

In den teureren Versionen scannt eine Kamera die Straße und bereitetet das adaptive Fahrwerk auf Schlaglöcher oder Kanaldeckel vor. Obwohl der G70 keine Luftfederung hat, klappt das ganz gut. Insgesamt ist der G70 straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmt. Allerdings wäre mehr Unterschied zwischen „Komfort“ und „Sport“ wünschenswert. Nur die Lenkung etwas direkter und die Motorsteuerung etwas schärfer zu programmieren dürfte manchem Fahrer nicht genügen. Wer’s knackiger will, wählt die gewichtsoptimierte Variante Sport mit Sportauspuff, Bremsen von Brembo und mechanischem Sperrdifferenzial (LSD), das die Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven verbessern soll.

Innen überzeugt der G70 mit passgenau verarbeiteten Materialien. Vor allem die 3.500 Euro teure Sport-Ausstattung mit rautenförmig rot abgesteppten Ledersitzen und roten Gurten macht was her. Echte Alu-Schalter und -Zierleisten fühlen sich hochwertiger an als die sonst so oft verbauten lackierten Plastikteile, und die Instrumente mit 3D-Effekt lassen sich genauso gut ablesen wie das informative Head-up-Display.

Beim Bedienkonzept haben die Ingenieure die richtige Mischung aus Touchfunktionen sowie klassischen Schaltern und Knöpfen getroffen. Hier muss sich niemand lange eingewöhnen. Auf der Mittelkonsole sitzt das in den meisten Hyundai und Kia verbaute, einfach bedienbare und over the air aktualisierte 10,25 Zoll große Infotainmentsystem. Das navigiert mit Live-Verkehrsdaten, sucht online nach freien Parkplätzen und nennt Spritpreise.

BMW 4er Cabrio
Offen für Fahrspaß

Wer den G70 als Firmenwagen nutzt, kann den Kalender des Infotainments mit dem Google- oder Apple-Account synchronisieren. Sollte ein Unternehmen mehrere Genesis im Fuhrpark haben, sichern die Kollegen ihre persönlichen Einstellungen via Cloud und übertragen sie so auf jeden anderen Wagen. Dabei verhindert ein sogenannter Valet-Modus, dass persönliche Daten auf dem Bildschirm erscheinen, wenn man den Wagen einem Kollegen überlässt oder einen Parkdienst nutzt.

Auch die Raumverhältnisse passen, zumindest vorne: Man sitzt sportlich tief und ist auch als langbeiniger Pilot gut untergebracht. Die hinteren Passagiere dagegen müssen sich beim Ein- und Aussteigen durch einen engen Türausschnitt fädeln und darauf hoffen, dass Fahrer und Beifahrer ihre Sitze nicht ganz nach hinten schieben. Zum Familienauto taugt der Shooting Brake also nur bedingt. In dem großzügigen Kofferraum mit bis zu 1.535 Litern Volumen lassen sich zwar keine hohen Kartons unterbringen, dafür steigt der Ladeboden bei umgelegter Rücklehne nur leicht an. Ski oder Snowboards lassen sich problemlos unterbringen. Und das im Geschäftsalltag nötige Gepäck sowieso.