Genesis G80 (2021) im Fahrbericht Luxus-Limo aus Südkorea

Genesis G80 2021 Foto: Thomas Kueppers 37 Bilder

Hyundai traut sich was und bringt seine Luxus-Marke Genesis nach Europa. Der Genesis G80 tritt gegen BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6 an – kann das klappen?

Nobelmarken aus Asien gab es schon öfter. Toyota-Tochter Lexus hält sich tapfer in Europa, schafft aber nicht den Sprung in die wichtigen großen Unternehmensfuhrparks – entsprechend bescheiden sind die Verkaufszahlen. Der Versuch von Nissan, mit Infiniti auf dem Business-Markt Fuß zu fassen, schlug komplett fehl. Mit Genesis kommt jetzt eine neue Hyundai-Tochter nach Deutschland, und selten war der Marktstart produktseitig so gut gelungen.

Die Fünfmeter-Limo G80 überzeugt schon rein optisch mit ihrem eigenständigen Auftritt. Der große Grill erinnert ein bisschen an Bentley, die hohen Seitenfenster und das flach abfallende Heck wirken elegant. Vorn, seitlich und hinten gibt es doppelstockige Blinker – der Genesis fällt auf und ist mit Preisen ab 39.330 Euro gar nicht mal teuer. Wer die Tür öffnet, vermutet höhere Preise.

Genesis G80 2021 Foto: Thomas Kueppers
Innen fährt der G80 alles auf was schick ist.

Denn Innen fährt der G80 alles auf, was schick ist. Die feine Verarbeitung ist Serie, nobel gestepptes Nappaleder samt Velour im Dachhimmel kosten im Nappapaket sehr faire 2.170 Euro Aufpreis. So viel weiches Leder gibt es sonst nur für deutlich mehr Geld. Digitale Instrumente mit 3D-Zeigern kennt man so aus der S-Klasse, auch wenn das Display dort schärfer ist. Im Genesis sind sie Teil des Innovations-Pakets, das gegen 3.600 Euro Aufpreis Querverkehrs- und Kreuzungsassistent zusammen mit adaptivem Fernlicht, Head-Up-Display und 360-Grad-Kamera verquickt. Jetzt fehlt nur noch das Komfortsitzpaket mit elektrisch verstellbarem Lenkrad und gekühltem Massagesitz samt einstellbarer Oberschenkelauflage und Sitzweite für 1.850 Euro, und die Reise kann beginnen.

Limousine mit Sänften-Federung

Klar, auch andere Modelle der gehobenen Mittelklasse fahren mit so viel Sitzluxus vor. Sie sind dann eben auch weit entfernt vom Preis des Genesis. Unser Testwagen mit allem, also auch inklusive elektrischer Fondsitze mit Touch-Infotainment und von hinten verstellbarem Beifahrersitz, kommt auf 61.361 Euro. Unter der Haube sitzt kein Sechszylinder, sondern ein 2,5-Liter-Vierzylinder mit 304 PS, der seine Kraft per Achtstufenautomatik an alle vier Räder abgibt. Seine Leistung reicht für lässigen Vorwärtsdrang. Bei vollem Leistungsabruf dröhnt er etwas gequält, aber dem ganzen Auto steht der Sinn eher nach Gleiten denn nach Rasen. Dazu passt auch die Fahrwerksabstimmung: Die Frontkamera scannt die Straße und passt die adaptiven Dämpfer an die Straße an. Dementsprechend sanft federt die Limousine, wogt bei langen Wellen wie ein großes Schiff und vermittelt so das Gefühl von viel Komfort. Nur Brückenschwellen kommen vor allem bei langsamem Tempo durch, das liegt aber an den optionalen 20-Zöllern des Testwagens.

Einfache Bedienung, viel Beinfreiheit, wenig Kofferraum

Die wiederum retten die Landstraßenwertung. Ihre Haftgrenze liegt hoch, die Kurvengeschwindigkeiten dementsprechend auch, und die große Fuhre bleibt neutral wie die Schweiz. Gut für die Sicherheit: Bei Spurwechseln blendet der Genesis im Kombiinstrument ein Kamerabild des toten Winkels ein. Den guten Komforteindruck ergänzen wirkungsvoll gedämpfte Fahrgeräusche. Auch die Bedienung gibt Anlass zur Freude: Der riesige Touchscreen überzeugt mit logischen Menüs, lässt sich auch über einen Dreh-Drücksteller oder per Sprache bedienen. Die Klimaanlage kombiniert gekonnt Drehregler mit einem kleinen Touchbildschirm, der Bedienschritte wie bei Audi haptisch rückmeldet. Nicht unerwähnt darf das Soundsystem bleiben: Was die Lautsprecher des Lexicon-Soundsystems (730 Euro) für eine lebendige Bühne zaubern, ist aller Hifi-Ehren wert. Das Konzert kann man gemütlich lümmelnd erleben, denn Platz gibt es vor allem auf den Rücksitzen reichlich. Die Kopffreiheit leidet zwar unter der flotten Dachlinie, doch die Liegeposition der Sitze rettet die Frisur großgewachsener. Doch wo so viel Licht ist, gibt es natürlich auch Schatten.

Genesis G80 2021 Foto: Thomas Kueppers
Der Gepäckraum ist mit 424 Litern unwürdig klein.

Der Gepäckraum fällt mit 424 Litern unwürdig klein aus. Einen in dieser Klasse so beliebten Kombi gibt es nicht. Und auf langen Strecken treten die Trinksitten des Benziners zutage: Zwölf Liter fließen bei flotter Fahrt durch die Einspritzdüsen. Der Diesel kann es voraussichtlich besser, ist mit 210 PS und Hinterradantrieb wohl ausreichend kräftig. Noch schöner wären Sechszylinder. Im technisch eng verwandten Kia Stinger gibt es einen überragenden V6-Benziner, den Genesis neben einem Dreiliter-Diesel im SUV GV80 anbietet. Vielleicht wollen die Südkoreaner mit ihrer Limousine aber auch nur mit der Zeit gehen: Schon bald folgt ein Elektro-G80. Er lädt dank 800-Volt-Technik superschnell und kommt über 400 Kilometer weit. Damit könnte es endlich mal klappen mit einer erfolgreichen Fernost-Premiumlimousine.

Über Genesis

Genesis G70 Shooting Brake Foto: Genesis

Die Luxusmarke von Hyundai startete 2015 zunächst in den USA und Südkorea. Dort gibt es mit dem G90 auch eine echte Oberklasselimousine mit V8. Zum Start diesen Sommer in Europa legt Genesis mit dem G80 und dem SUV GV80 eine Klasse darunter los. Kurze Zeit später folgt mit dem G70 eine Mittelklasse-Limousine. In diesem Segment will Genesis auch Volumen machen: Mit dem G70 Shooting Brake geht es gegen die Kombis von Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse, und auch da SUV GV70 soll sich gegen die Konkurrenz behaupten. Noch innerhalb eines Jahres soll außerdem der elektrische G80 folgen, zudem ein als Elektroauto konzipiertes Modell als Nobel-Pendant zu Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6. Besonders ist auch das Vertriebskonzept: Es gibt einen Showroom in München, ansonsten soll der Vertrieb direkt per Online-Portal laufen. Ein transparentes Preismodell ohne Rabatte soll ebenso Kunden locken wie Abo-Angebote. Für Flotten interessant: In den ersten fünf Jahren gibt es Garantie, Pannenservice und Wartungen ebenso inklusive wie drahtlose Updates für Software und Navikarten. Außerdem stellt Genesis einen persönlichen Ansprechpartner, der Servicetermine managt, einen Ersatzwagen organisiert und das Auto für Werkstatttermine abholen lässt.

BMW 5er Facelift (2020) im Fahrbericht
Zwischen Sechszylinder und Kabel