Die Targa-Idee und das luftige Dachkonzept des Porsche 911 wurde weltweit kopiert. Als Geschäftswagen leisten sich den offenen Porsche aber höchstens extrovertierte Mitarbeiter der Chefetagen.
Seit 55 ist der Porsche 911 Targa das Urmaß aller Racer, die mit markantem Überrollbügel Frischluftspaß ermöglichen. Im Spätsommer 1965 präsentierte ihn Porsche als "erstes serienmäßiges Sicherheitscabriolet der Welt" mit feststehenden und in die Karosserie integrierten Schutzbügel aus Nirosta-Edelstahl. Zur ewig jungen Stilikone avancierte aber allein der 911 Targa mit Sechszylinder-Boxer. Nur ihm gelang es, die Frischluft-Idee aus charakteristischem, breitem Bügel, herausnehmbaren Dachteil über den Vordersitzen und umlaufender Heckscheibe (anfangs aus Plastik) über acht Elfer-Generationen begehrenswert zu halten, wie auch der zur Sommersaison 2020 präsentierte jüngste 911 Targa zeigt.
Porsche hatte die klassische Kombination aus feststehendem Überrollbügel und herausnehmbarem Hardtop zwar nicht erfunden – der Toyota Sports 800 überraschte damit ein halbes Jahr zuvor und der Triumph TR4 mit Surrey Top galt schon 1961 als Kuriosität – aber die Porsche-Ingenieure durchdachten das Konzept neu und erweiterten die bei selbsttragenden Karosserien stabilisierende Funktion des Bügels um einen bei Unfällen wirklich wirksamen Überschlagschutz. Erst im Porsche 911 Targa konnte sich diese nach oben offene Bügel-Kultur zur globalen Erfolgsstory entwickeln.
Der Name verweist zwar auf die legendäre Targa Florio. Tatsächlich bedeutet der italienische Begriff "Targa" aber auch "Schutzschild", wie die Porsche-Pressemitteilung Nr.18 aus dem Jahr 1965 aufklärt, schließlich sollte das "Sicherheitscabriolet" Stimmen entgegentreten, die die vermeintlich unsicheren Cabriolets in den USA abschaffen wollten. Zu ernsthaften politischen Forderungen nach einem Cabriolet-Verbot kam es jedoch nie. Preiswerter und damit ein echter Nachfolger des eingestellten 356 Cabrios war der zeitgleich lancierte Porsche 912, der mit kleinem, 90 PS freisetzendem Vierzylinder-Boxer in den Targa-Club kam. Obwohl von vielen Elfer-Fans verschmäht, avancierte der bis 1969 gebaute 912 zur Erfolgsnummer, die den großen Bruder im Startjahr um mehr als das Doppelte in den Verkaufszahlen übertraf. Vom "Poor Man's Porsche", wie manche Medien meinten, einem Arme-Leute-Porsche also, konnte beim 912 dennoch nicht die Rede sein, denn in Amerika kostete dieser Targa immer noch so viel wie gleich zwei MG B Roadster.
Dafür boten 912 und 911 Targa vier Sportwagen in einem: "Targa Hardtop" nannten sich die Porsche mit massivem Dachaufsatz, als "Targa Spyder" waren sie völlig offen, der "Targa Voyage" überraschte mit faltbarem Dach für die Reise, das per Schnellverschluss zwischen Bügel und Frontscheibe fixiert wurde und der "Targa Bel Air" erinnerte mit geöffnetem rückwärtigen Verdeck (die feststehende hintere Glasscheibe wurde erst 1968 Standard) an klassische Landaulets. Noch eine Alleinstellung besetzte der Targa schon in seiner Anfangszeit: Als 160 PS starker Porsche 911 S Targa raste er auf die Pole Position unter Deutschlands schnellsten Sportlern. So viel Tempo bewirkte sogar unfreiwillige Schlagzeilen, denn Anfang der 1970er nutzte der RAF-Terrorist Andreas Baader einen gestohlenen 911 Targa als Fluchtfahrzeug. Ganz und gar vergnüglich war dagegen der Auftritt des farbenfrohen 911 Turbo Targa, der 1976 als sportlicher Hauptdarsteller in der Kino-Komödie "Car-Napping" Staub aufwirbelte.
Mit dem Elfer der Baureihe 964 gab es den Targa 1989 erstmals mit Allradantrieb und in der folgenden Baureihe 993 war der Targa 1995 offen für völlig Neues: Statt des Bügels typisierte den Targa nun ein dreiteiliges Panoramaglasdach, das sich vom vorderen Scheibenrahmen bis zum Heck streckte und per Knopfdruck wie ein Schiebedach öffnete. Im neuen Jahrtausend bekam der Targa der Serie 996 eine Heckklappe: Die Heckscheibe des auf mehr als 1,5 Quadratmeter gewachsenen Glasdachs konnte geöffnet werden. Leichteres Glas und silbern glänzende Aluleisten an den Dachkanten kündeten beim Targa des Typs 997 ab 2006 von Hightech, ehe 2011 der Targa der Serie 991 zurück zu den Ursprüngen fand: Der berühmte Bügel fand sich wieder ein und ersetzte die B-Säulen. Neu war allerdings das vollautomatisch öffnende Dachsystem. Heute setzt die achte Generation des 911 Targa die Signale Richtung Zukunft. Nicht als Hybrid wie der 918 Speedster oder vollelektrisch wie der Taycan, sondern mit dem inzwischen weltweit einzigen Sechszylinder-Boxer. Schließlich macht auch der Boxer das Targa-Fahrerlebnis für Porsche-Fans so einzigartig.