Technik aus Japan, Motor aus Deutschland – das klingt vielversprechend. FIRMENAUTO checkt, ober der Infiniti Q70 zum Firmenwagen taugt.
5er BMW? Gähn. Mercedes E-Klasse? Laaangweilig. Audi A6? Fahren alle Kollegen. Tja, was bleibt denn da noch übrig für den anspruchsvollen Außendienst-Mitarbeiter? Infiniti beispielsweise. Nein, nicht der Luxus-Ableger von Toyota, der heißt Lexus. Infiniti gehört zu Nissan und verkauft seine Autos seit 2008 auch in Deutschland. Hat nur kaum jemand mitbekommen. Liegt’s an den falschen Modellen? Oder eher an den falschen Motoren?
Für die gehobene Mittelklasse-Limousine Q70 (Ex M-Baureihe) mit Sicherheit letzteres. Bisher gab’s die Limousine nämlich nur als Benziner (320 PS), als teuren Sporthybriden (364 PS) sowie einem Sechszylinder-Diesel (238 PS). Das passt für die USA, aber in deutschen Unternehmen regiert die pure Vernunft. Wer also den Exoten als Firmenwagen ordern wollte, bekam vom Fuhrparkchef meist die rote Karte.
Vierzylinder-Motor mit 170 PS
Jetzt wollen es die Japaner aber wissen und verpflanzen unter die hübsch geschwungene Motorhaube ein Diesel-Herz mit vier Brennkammern und flottentauglichen 170 PS. Den 2,2-Liter-Motor kennen wir, stammt er doch von Mercedes. Bei Infiniti hat er sich bereits im Q50 bewährt, dem kleineren Bruder des Q70.
Das Downsizing senkt nicht nur den Verbrauch des fünf Meter langen Q70 von 7,5 auf 4,9 Liter und den CO2-Ausstoß von 199 auf 129 g. Fast 6.000 Euro wird der Exote damit billiger und rückt mit einem Kaufpreis von knapp 38.300 Euro in durchaus bezahlbare Gefilde. Nur zum Vergleich: der BMW 520d mit 190 PS kostet knapp 36.000 Euro netto. Bei schlechterer Ausstattung. Schlüsselloser Zugang, 18 Zöller, LED-Leuchten – you name it, you get it. Wer Leder, Navi und andere Nettigkeiten möchte, muss allerdings auch hier zu den teureren Versionen greifen.
Soweit die Theorie. Los geht‘s, einsteigen und abfahren. Ähhh, erstmal zurechtfinden. So viele Knöpfen und Schalter und Tasten kennen wir höchstens noch von Porsche. Dann starten wir doch mit der Sitzprobe: Passt. Weiche Polster, eng geschnittenes Gestühl und gute Übersichtlichkeit. Und Leder. Überall. Auf dem Cockpit. An den Türen. Im Dach. Da mussten wohl etliche Kühe ihr Leben für lassen.
Der Druck auf den Startknopf lässt den Vierzylinder sonor brabbeln. Doch das verliert sich nach wenigen Metern. Der Q70 packt seine Insassen in Watte, schirmt sie hermetisch ab gegen die Außenwelt. Auch bei hohem Tempo säuselt der Wind nur leise, scheinen die Räder zu schweben. Was sie nicht tun, denn gröbere Schlaglöcher mögen die 18-Zöller nicht so sehr. Jedenfalls rumpelt’s dann ganz ordentlich.
Ansonsten geht es mehr als ordentlich voran. 1,8 Tonnen Lebendgewicht schrecken den Vierzylinder nicht. Er schiebt und schiebt, während die Automatik zuverlässig die sieben Gänge durchspielt. Stuttgart-Berlin, 630 Kilometer freie Piste und kaum Tempolimits. Die Tachonadel pendelt sich zwischen 150 und 200 km/h ein. Nach fünf Stunden steigen wir entspannt aus und gönnen dem Q70 in Kreuzberg 70 Liter Diesel: Ein Verbrauch von neun Liter sind für nicht schlecht. Höchstens unvernünftig. Dass es auch anders geht, zeigt die Rückfahrt bei mäßiger Geschwindigkeit. Der Verbrauch des Dickschiffs sinkt auf 7,6, auf unserer 200 Kilometer langen genormten Verbrauchsrunde sogar auf 6,3 Liter.
Ein letzter Blick. Diese barocke Karosserie mit ihren Rundungen und Wölbungen und dem weit nach hinten gezogenen Fahrerhaus hat was. Genauso die Motorhaube, die sich gefühlt im Horizont verliert und die Vorderräder mit wuchtigen Ausbuchtungen umschließt. Ja, dieses Auto könnte tatsächlich den Firmenparkplatz aufmischen.