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Intelligentes Energienetz E-Auto als Strompuffer

Foto: Nissan

Ein Projekt von The Mobility House zeigt: Flottenbetreiber können mit E-Autos als intelligenten Stromspeichern Geld verdienen.

Die Idee ist nicht neu: Warum sollten Elektroautos nur Strom zapfen und bunkern, aber nicht wieder ins Netz abgeben? Die Vorstellung vom Smart Grid, vom intelligenten Stromnetz, treibt Energieanbieter ebenso um wie Umweltpolitiker. Dienen Elektroautos als Zwischenspeicher für überschüssigen Strom, müsste man keine Windräder abstellen, nur weil die leitungen gerade nicht mehr Strom aufnehmen können. Oder weil gerade weniger Strom gebraucht wird, nachts oder am Wochenende.

Wie V2G, also Vehicle to Grid funktionieren könnte, zeigt ein Pilotprojekt von The Mobility House (TMH). Dabei dient ein Nissan Leaf des Energieversorgers Enervie in Hagen als Energiespeicher und –quelle. Als Teil der Primäregelleistung nimmt das E-Auto innerhalb von Sekunden überschüssige Energie aus dem Stromnetz auf und speist sie bei Bedarf wieder zurück. Die schnelle Reaktionsfähigkeit wird von den Übertragungsnetzbetreibern entlohnt, weil damit das Stromnetz stabil gehalten wird.

„Wir haben mit dem Fahrzeug eine Woche lang acht Kilowatt Leistung angeboten und damit 20 Euro verdient“, sagt Marcus Fendt, Geschäftsführer von TMH. Klingt nicht viel, aber aufs Jahr hochgerechnet wäre es immerhin schon 1.000 Euro. Das dürfte laut Fendt die Stromkosten eines E-Autos mehr als decken.

Laut Mobility House ist die V2G-Technologie besonders für Flottenbetreiber interessant. Mehr Autos bedeuten mehr Speicherleistung, und bei Firmenfahrzeugen lassen sich Standzeiten am Wochenende oder zu Urlaubszeiten planen. Die Bezahlung für Primärregelleistung wird in einem Versteigerungsverfahren wochenweise ermittelt. Ab 2019 erfolgt die Vergabe tageweise, was dem Besitzer mehr Flexibilität in der Fahrzeugnutzung bringt.

Das weltweit erste V2G-Projekt hatte Nissan bereits 2016 in Dänemark gestartet. Bei Frederiksberg Forsyning in Kopenhagen dienen zehn Nissan e-NV200 Strom aus dem Fuhrpark des Energieversorgers als Strompuffer. Gesamtkapazität: rund 100 Kilowatt.

Beide Projekte sind Besipiele aus dem gewerblichen Bereich. Dort sieht Fendt die besten Chancen für den V2G-Einsatz, da dort größere Flotten im Einsatz sind. Bis auch private Besitzer von E-Autos daraus ein Alltagesgeschäft machen, kann es dagegen noch Jahre dauern, wegen der teuren Ladetechnik, aber auch wegen bürokratischen Hindernissen.