Interview mit Marco Lessacher Die Alphabet-Erfolgsstrategie

Marco Lessacher, Geschäftsführer von Alphabet Foto: Christian Wallner

Marco Lessacher, Geschäftsführer der BMW-Leasingtochter Alphabet, erklärt, warum Alphabet so erfolgreich agiert und was die Zukunft bringt.

FIRMENAUTO: Alphabet hat die 100.000er-Marke geknackt. Was hat maßgeblich zu dem Erfolg beigetragen?Lessacher: Wir waren in der Krise stark, das hilft uns jetzt. Insgesamt ist unser Bestand in den letzten Jahren sehr positiv  gewachsen. Vor allem die Integration der LHS hat uns sehr viel an Fremdmarken gebracht, sowohl Bestand als auch Know-how. Daran werden wir auch weiter arbeiten. Wir werden unter anderem verstärkt Personal und Kompetenzen in Bereichen wie Service oder Vertrieb aufbauen. Klar ist aber auch, dass wir mit unserem Bestand von 100.000 Autos günstig Autos und Dienstleistungen einkaufen und anbieten können. Wer sich unser Portfolio genauer anschaut, sieht, dass wir rund 50 Prozent Fremdmarken unter Vertrag haben. Das ist mehr als viele Leasinggesellschaft insgesamt an Verträgen verwalten.                                                                                                                                              Macht der hohe Anteil an Fremdmarken nicht den Autos aus dem eigenen Haus Konkurrenz?Lessacher: Im Gegenteil, ich sehe das als entscheidenden Vorteil gegenüber unseren Mitbewerbern. Kunden mit anderen Marken in der Flotte können wir nur durch Qualität und marktgerechte Konditionen gewinnen. Gleichzeitig muss natürlich die Risikobewertung und Restwertbeurteilung stimmen. Einschätzungen zu den Restwerten werden auf Basis von neutralen Marktbewertungen wie Schwacke unter Beteiligung verschiedener interner Abteilungen vorgenommen. Dies ist ein etablierter Prozess. Mittelfristig wollen wir den Anteil an Fremdmarken am Gesamtbestand auf 60 Prozent ausbauen.  Nutzen Unternehmen Downsizing, um ihre Kosten zu senken?Lessacher: Nein, das Thema scheint zumindest im Bereich der Modelle abgeschlossen. Den Trend beispielsweise vom 5er BMW zum 3er BMW sehe ich aktuell nicht. Ich erkenne vielmehr Bewegung im Bereich CO2-Ausstoß. Unsere Kunden entscheiden sich eher für sparsamere Modelle, allerdings nicht ausschließlich aus Sparsamkeit, vielmehr spielen Social Responsibility oder Nachhaltigkeitsvorgaben des Konzerns eine wichtige Rolle. Welche Themen stehen in den nächsten Monaten auf Ihrer Agenda?Lessacher: Ein Stichwort ist Allbrand-Captive. Alphabet verfolgt eine klare Mehrmarken-Strategie. Wir sehen viel Potenzial in Mehrmarken-Fuhrparks und wollen hier wachsen. Wenn ein Kunde beispielsweise einen Volvo will, dann bekommt er ihn. Mit mehr als 100.000 Einheiten sind wir in Deutschland sehr stark vertreten. Aber auch im europäischen Ausland laufen die Geschäfte gut. Das internationale Angebot ist vor allem für Großkunden sehr wichtig.   Wann wird das Elektroauto endgültig zum Dienstwagen? Lessacher: Wir sehen das noch nicht. Das Thema ist zwar stark in den Medien, aber ohne ausgereifte Gesamtlösung. E-Autos sind derzeit nur im Stadtverkehr nutzbar. Wenn ein Mitarbeiter in Landsberg wohnt und in München arbeitet, funktionieren Elektroautos als Dienstwagen noch nicht. Wenn wir das anbieten, dann nur als ganzheitliches Produkt. Das fängt mit dem Elektriker an, der beim Fahrer zu Hause die Ladestation installiert, bis hin zur markenübergreifenden Ladekarte. Hier sind wir in der Konzeptionsphase. Um mehr zu sagen, ist es zu früh. Wie können Leasinggesellschaften mit den Risiken von Elektroautos umgehen, etwa was die Restwerte angeht? Lessacher: Experten schätzen, dass langfristig nicht mehr als ein Viertel der Fahrzeuge einen Elektroantrieb besitzen. Das entspricht auch unserer Meinung, dass künftig der Fokus auf konventionellen Verbrennungsmotoren liegen wird. Dennoch, Restwerte sind bei Elektroautos ein schwieriges Thema. Meist handelt es sich um konventionelle Fahrzeuge, etwa den VW Golf oder Smart. Hier liegt weniger das Problem darin, den Restwert zu bestimmen. Spannend wird es bei den Batterien.

Sie werden in den nächsten Jahren deutlich an Wert verlieren. Grund sind die vermutlich sinkenden Produktionskosten aufgrund höherer Stückzahlen und wegen des technischen Fortschritts. Da weiß niemand, wohin die Reise geht. Wir könnten uns ein getrenntes Leasingmodell vorstellen. Einmal die Leasingrate für das Auto, einmal für die Batterie. Dann können Flottenbetreiber anhand der Kosten entscheiden, ob das Auto mit Batterie oder konventionellem Antrieb in die Flotte kommt.

Marco Lessacher

Marco Lessacher (40) ist seit 2007 bei der BMW Bank und seit 2009 für das Flottengeschäft von BMW Financial Services verantwortlich. Damit ist der Betriebswirt gleichzeitig auch Geschäftsführer der Leasingtochter ­Alphabet. Bevor Lessacher zur BMW Group kam, war er unter anderem Leiter Finanz- und Rechnungswesen bei Sixt sowie Gründer und geschäftsführender Gesellschafter bei der Leasinggesellschaft Mobility Concept.

Alphabet

Alphabet ist die Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaft der BMW Group. Sie ist der einzige herstellerabhängige Leasinganbieter, dessen Fahrzeugflotte mit nur knapp der Hälfte aus Autos der BMW Group (BMW und Mini) besteht, der Rest teilt sich in folgende Hersteller auf: 13 Prozent Volkswagen, 11 Prozent Ford, 10 Prozent Audi, 9 Prozent Opel, 8 Prozent Sonstige. Insgesamt betreute Alphabet im vergangenen Jahr 107.000 Verträge, davon etwa 7.000 reine Managementverträge. Bis März 2011 betrug das Neugeschäft rund 11.000 Verträge.