Iveco Daily Besser mit Erdgas- oder Elektroantrieb?

Foto: Iveco

Iveco bietet den Transporter Daily mit unterschiedlichen alternativen Antrieben an. FIRMENAUTO sagt, welcher sich für welchen Einsatz lohnt.

Mit alternativen Antrieben verhält es sich wie mit Äpfeln und Birnen. Ein Vergleich hinkt. Zu unterschiedlich sind die Techniken und ihre Energiequellen. Eine Analyse der jeweiligen Alltagstauglichkeit aber lohnt. Im Fall Iveco funktioniert das sogar markenintern.

Den Daily gibt es sowohl mit Erdgasantrieb als auch mit Elektromotor. Den Daily Natural Power (Erdgas) bieten die Italiener mit dem 3.0-FIC-Motor an, der es mit ladedruck-geregeltem Turbo auf 136 PS und einem Drehmoment von 350 Nm in seinem Zenit bringt. Im monovalenten Betrieb, also nur mit Gas befeuert, liegt die Reichweite – je nach Ausführung – bei bis zu 460 Kilometern.

Bis zu 3,5 Tonnen ist der Kastenwagen einzelbereift, darüber hinaus muss eine Zwillingsbereifung ran. Verfügbar sind alle Gewichtsvarianten, die es auch für den konventionellen Daily gibt. Mehrere Radstände und Ladehöhen sind ebenso erhältlich, die Volumenspanne reicht von 9 bis 19,6 Kubikmeter. Auch die Preisspanne, die Iveco für sein Erdgasangebot als Kastenwagen aufruft, ist äußerst dehnbar. Sie reicht von knapp 40.000 bis 60.000 Euro.

Teurer ist natürlich der Daily Electric. Es handele sich hierbei schließlich um "Projektpreise", so Iveco. Etwa 70.000 Euro müsse man kalkulieren. Dafür bietet der neue Electric, vorgestellt im vergangenen November, ein veritables Innovationspaket mit hohem Nutzwert: Verschiedene Radstände gibt es auch bei ihm für einzelbereifte 3,5-Tonner oder doppelbereifte 5,2-Tonner. Bis zu 2,6 Tonnen Nutzlast sind drin, gut 300 Kilo mehr als beim Vorgänger.

Die Ladevolumina liegen in der gleichen Bandbreite wie beim konventionellen Daily, da die Natriumnickelchloridakkus ohne Laderaumverlust unterflur eingebaut sind. Sie sind dreigeteilt und lassen sich auch einzeln, doppelt oder dreifach ordern. Der 3,5-Tonner benötigt nur einen Akku, das spart Nutzlast. Für den größeren Daily Electric müssen es mindestens zwei sein. Sind alle drei Energiespeicher an Bord, kann die Reichweite etwa 280 Kilometer erreichen.

Fahrtenschreiberpflicht entfällt

Zwei Motorleistungen sind bestellbar:
60 oder 80 kW. Die schwächere Variante ist nur im 3,5-Tonner zu haben und beschränkt sich auf ein Drehmoment von 230 Nm in der Spitze. Die größeren Daily Electric brauchen das 80-kW-Aggregat, dessen Drehmoment dann mit 300 Nm greift. Interessant aus Unternehmersicht ist das neue Telematik- und Flottenmanagementsystem namens Bridge. Bedient wird diese Tom-Tom-Lösung über ein abnehmbares, 7 Zoll großes Tablet. Das Ganze, so versichert Iveco, soll aber in der Daily-Palette nicht nur dem Electric vorbehalten bleiben.

Argumente für Unternehmer, auf alternative Antriebe im Daily umzusteigen, gibt es durchaus. So locken günstigere Gas- oder Stromkosten im Vergleich zu den Ausgaben für Diesel oder Benzin. Und flexiblere Einsatzmöglichkeiten. Bei alternativ angetriebenen Transportern bis zu 7,5 Tonnen entfällt die Fahrtenschreiberpflicht. Möglich macht dies Paragraf 18 der "Verordnung zur Durchführung des Fahrpersonalgesetzes". Fahrzeuge mit "Druckerdgas-, Flüssiggas- oder Elektroantrieb" sind von der "Pflicht zur Dokumentation mittels eines digitalen Kontrollgerätes" befreit. Dem gegenüber stehen die Nachteile der höheren Anschaffungspreise, der Nutzlastverluste beim Erdgastransporter und der Reichweiteneinschränkung beim Stromer.

Überlegungen, die man auch beim Bochumer Paketdienstleister TKD anstellt. 2006 hat das Unternehmen damit begonnen, die Flotte auf Erdgas umzustellen. Etwa 40 Iveco Daily als 5,2- bis 6,5-Tonner sind mittlerweile im Einsatz: "Wir schließen in der Regel mit Iveco Fünf-Jahres-Wartungsverträge, jedes Auto erreicht etwa 35.000 Kilometer pro Jahr", erklärt Prokurist Stefan Kube.

Vor einem eventuellen Umstieg rät er zum Abklären grundlegender Dinge: "Man sollte sich exakt überlegen, was gefahren wird, welche Nutzlast und welches Volumen man benötigt." Je größer der Transporter, desto geringer fällt relativ betrachtet die Nutzlasteinbuße durch das Gewicht der Gasbehälter aus: "Bei einem kleinen 3,5-Tonner kann dieser Verlust schon eher schmerzen", so Kube. Die zehnjährigen Erfahrungen bei TKD seien positiv, sagt der Prokurist

Einsatzbereiche für Elektrotransporter

Erfahrung mit alternativen Antrieben sammelt auch die Deutsche Post. Unter anderem mit Strom: Der Konzern übernahm 2011 bereits 13 Exemplare der bisherigen Elektro-Daily, zwei Jahre später weitere 28. Für eine Übernahme des nunmehr neuen Daily Electric in den dezentral gesteuerten Fuhrpark laufen derzeit die Verhandlungen.

Das Interesse des gelben Riesen ist technisch begründet. Anfahren, halten, anfahren – die Belastung für den Antriebsstrang eines Autos im Paketdienst ist maximal. Da dieser Antriebsstrang beim Elektroauto minimiert ist – es gibt ja kein Getriebe – ist die Branche zu Pioniertaten bereit.

Es gibt aber noch andere Einsatzszenarien. Nachtanlieferungen beispielsweise, Einsätze in großen Industriekomplexen, in urbanen Grünanlagen. Oder eben dort, wo das Fahren mit konventionellen Antrieben (künftig) verboten sein wird. Dass unbedarfte Spaziergänger dabei durch Flüsterautos in Gefahr geraten, ist eine Stammtischparole. Moderne Elektrotransporter, auch der Daily Electric, haben ein akustisches Fußgängerwarnsystem, das automatisch unterhalb von 30 km/h anschlägt.