Der Jaguar F-Pace ist ein Sport-SUV. Das suggeriert das coupéhafte, flache Design. Damit der F-Pace hält, was die Hülle verspricht, setzt Jaguar auf einen doppelt aufgeladenen Vierzylinder-Diesel.
Die Physik lässt sich nicht austricksen. Ganz wohl aber beeinflussen. Ein schweres SUV möglichst schnell bewegen? Das lässt sich am leichtesten mit einem höheren Kraftaufwand lösen. Jaguar lädt den Vierzylinder-Diesel im F-Pace daher gleich doppelt auf. 240 PS und 500 Nm Drehmoment kämpfen mit über 1,8 Tonnen Leergewicht, so viel zu den Rahmendaten des 25d AWD. Rein zahlenmäßig bleibt der F-Pace damit den schärfsten Konkurrenten BMW X4 30d und Porsche Macan S Diesel dicht auf den Versen. Beide bringen es auf genau 258 PS und 560 beziehungsweise 580 Nm.
Um die Power möglichst verlustfrei auf die Straße zu übertragen, regelt eine serienmäßige Achtgang-Automatik die Kraftübertragung auf alle vier Räder. Das macht sie souverän, hält die Drehzahlen bei moderater Fahrweise stets unter 2.000 Touren und schaltet blitzschnell in die richtige Stufe zurück, wenn ein Spurt ansteht. Nach dem Kaltstart säuselt der Diesel bis in den Innenraum hörbar vor sich hin, was sich nach wenigen Kilometern legt. Kehlig knurrt der Vierzylinder aber auch dann nicht. Wenn wir an Steigungen leicht beschleunigen, die dicke Katze also vom gemütlichen Traben zum langsamen Galopp scheuchen, heult der Zweiliter-Motor mit steigender Drehzahlnadel leise auf. Eine Mischung aus gelangweiltem und gequältem Stöhnen.
20-Zöller und ein sportlich abgestimmtes Fahrwerk
Ob er womöglich zu schwach ist? Keineswegs. In den unteren Drehzahlen baut ein kompakter, elektrischer VTG-Lader besonders schnell Druck auf. Bei jedem Tritt aufs Gas reagiert der F-Pace prompt. Ab 1.500 Touren stemmt er die maximalen 500 Nm auf die Antriebswelle. Im oberen Tourenbereich springt der größere wassergekühlte Turbolader hinzu. Und bei ganz durchgetretenem Gaspedal klingt der Vierzylinder sogar richtig kernig. Gleichmäßig kraftvoll spurtet der Jaguar davon, knackt in 7, 2 Sekunden die 100-km/-Marke. Nahtlos powert der F-Pace auf Tempo 200. Geschwindigkeiten, die Fahrer und Fahrzeug normalerweise anstrengen. Der Jaguar liegt aber erstaunlich ruhig auf der Straße. Walzt mit seinen 20-Zöllern wie auf Schienen über die Autobahn und wankt selbst in schnellen Kurven kaum zur Seite.
Das sportliche Fahrwerk birgt allerdings Nachteile beim Komfort. Selbst geflickte Schlaglöcher spüren wir noch im Kreuz, was auch an den harten Ledersitzen liegt. Immerhin lassen sich diese weitreichend verstellen und hier oben, eine Etage über den anderen Autofahrern, fühlt sich Autofahren irgendwie sicherer an. Ein paar technische Unterstützer sind ebenso an Bord. So warnt uns der Jaguar vor Autos im toten Winkel, die wir mit einem Schulterblick aus der unübersichtlichen Karosse heraus niemals registrieren würden.
Viel Hightech und Liebe zum Detail
Dank der vielen Kameras rundherum müssen wir das Dickschiff auch nicht selbst einparken. Auf Knopfdruck sucht der SUV nach freien Lücken und kurbelt sich ganz von alleine in engste Parkbuchten. Auf dem zehn Zoll großen Bildschirm zeigt uns Jaguar den F-Pace zudem aus verschiedensten Perspektiven an, wie die Vogelperspektive oder eine Großaufnahme des rechten Vorderreifens. In dunklen Tiefgaragen hilft uns das nur wenig. Im Kamera-Blindflug tapsen wir mit dem 4,73 Meter langen und 2,18 Meter breiten SUV die weißen Wände entlang, stets begleitet vom Dauerpiepsen der Einparkhilfen und der Angst gleich die Mauer zu touchieren.
Kinderleicht ist dafür die Steuerung des Infotainments über den Touchscreen. Ziehen, wischen, drücken, so einfach wie auf einem Tablet. Das kompakte Programm-Menü ist schnell überblickt. Nur ab und an braucht der Jaguar recht lange, um neue Inhalte zu laden. Die Navikarte können wir auch auf der digitalen Instrumentenscheibe in über 30 Zentimeter Diagonale ziehen. Reichlich Leder, Holzfurnier und Klavierlack im Cockpit lassen den F-Pace edel wirken. Und dann begeistert uns Jaguar mit den vielen kleinen Designspielereien. Der Jaguar-Schriftzug beispielsweise, der sogar auf den verchromten Lüftungsschlitzen prangt. Oder der Automatikwählhebel, der bei startendem Motor langsam aus der Mittelkonsole emporsteigt und die Gangstufen dezent illuminiert. Der F-Pace verkörpert trotz seiner stattlichen Größe Schönheit und Eleganz. Jetzt kehren wir der Physik aber den Rücken zu.