Besser spät als nie: Zwei Jahre nach der Limousine legt Jaguar doch noch die Kombi-Version des XF nach. Mit dem sportlichen Lademeister wollen die Briten auch in den USA und Fernost landen.
Jaguar hat den Kopf voller SUV. Im vergangenen Jahr wurde der F-Pace gelauncht, dieses Jahr folgt der kleinere und vielversprechende E-Pace. Und dann soll noch 2018 der Elektro-Sport-SUV i-Pace auf dem Premium-Markt kräftig wirbeln. Da hätten die Briten beinahe das Lieblingsmodell vieler Dienstwagenfahrer, den Kombi, vergessen. Die zweite Generation der XF Limousine fährt ja schon seit 2015 in Firmenflotten mit. Der XF Sportbrake rollt zwar erst in diesem Oktober an, genau zwei Jahre später. Im Herzen Englands, in Birmingham, ließ uns Jaguar aber schon ein paar Runden drehen.
Noch vor der Testfahrt überraschen uns die Briten mit einem klaren Bekenntnis zum Kombi. Man habe ihn nicht vergessen, lediglich den weltweit sehnsüchtig erwarteten SUV den Vorrang gelassen. Und wie bei SUV denkt Jaguar nun auch beim XF Kombi global. Von Europa aus schippert Jaguar die Mittelklasse mit Sportrucksack erstmals in die USA, nach China und sogar nach Dubai. Während in deutschen Fuhrparks die Qualitäten eines Kombis mit dem Zollstock ermittelt werden, legt man im Ausland mehr Wert auf Ästhetik. Oberste Prämisse galt also dem Design. Die Zielvorgabe: ein wuchtiges Kombi-Heck mit schönen Rundungen kaschieren und möglichst sportlich verpacken. Wenn dann noch viel hineinpasst, auch gut.
1,6 Quadratmeter großes Panoramadach
Die Abmessungen von Kombi und Limousine sind identisch. Mit 4,95 Metern ist der XF im Vergleich zum Vorgänger sogar ein paar Millimeter geschrumpft, doch beim Radstand legt er um fünf Zentimeter zu. Auf der Rückbank fühlen wir uns pudelwohl, haben mehr Beinfreiheit als zuvor. Und auch im Kofferraum ist jetzt mehr Platz. Wir schwingen den Fuß unterm Schweller durch und die Ladeluke surrt elektrisch nach oben auf. Die beiden Trolleys und die beiden Taschen fürs Foto-Equipment gehen fast schon unter im tiefen Heckabteil. 565 Liter Gepäck passen bei aufrechter Rückbank hinein. Durch die glatten Kofferraumseiten können wir das Gepäck ideal stapeln und mit Alu-Schienen UVV-gerecht verzurren. Ein Zug an den seitlichen Haken und die Lehnen der geteilten Rückbank (40:20:40) fallen nach vorne, bilden einen topfebenen Ladeboden. 1.700 Liter nimmt der Sport-Kombi maximal auf, mehr schafft auch der BMW 5er Touring (570-1.700 Liter) nicht. Um die nackten Zahlen ging es den Jaguar-Ingenieuren aber gar nicht so sehr. Vielmehr um Eleganz. So lässt sich der doppelte Ladeboden etwa mit einem schicken Ledergriff anheben, der genauso gut zum Koffer-Set der Queen passen würde.
Vornehm geht es auch auf dem Fahrerplatz zu. Wer die aktuellen Jaguar-Cockpits aus F-Pace und XE kennt, der schätzt das sachlich aufgebaute Armaturenbrett und den Mix aus feinstem Leder und moderner Technik. Denn das Herzstück des XF ist der zehn Zoll große Touchscreen. Wir müssen uns nicht lange damit beschäftigen, um die Bedienung zu lernen. Die Wisch- und Ziehbewegungen sind so logisch wie bei einem Smartphone. Die Inhalte wirft der XF gestochen scharf auf den Bildschirm, teilweise aber etwas farblos. Über die Lenkrattasten können wir die Navikarte im Breitformat direkt vor unsere Nase auf die digitale Instrumententafel rüberschieben. Gerüche und Schadstoffe hält der Sportbrake mit gefilterter, ionisierter Luft von uns fern. Ein bisschen zaubern kann der Jag auch. Wenn wir mit der Hand vor dem Innenspiegel vorbeiwinken, zieht der Jag das Sonnenrollo nach hinten und Tageslicht durchflutet den XF über das 1,6 Quadratmeter große Panoramadach.
Luftfederung an der Hinterachse
Unter der Haube unseres Jags arbeitet der neue 240 PS starke Biturbo-Diesel (XF Sportbrake 25d ab 48.201 Euro netto). Seine 500 Nm setzt die serienmäßige Achtgang-Automatik gekonnt in Szene. Egal, in welcher Drehzahllage wir den Gasfuß durchdrücken, der XF liefert Power satt, schiebt vehement nach vorne. Und wenn uns der Gegenverkehr auf den schmalen englischen Landstraßen kurzzeitig mit zwei Rädern in den Graben zwingt, hält uns der Allradantrieb (Serie bei XF Sportbrake 25d) in der Spur.
An der Hinterachse dosiert derweil eine Luftfederung den Federweg. 100 mal pro Sekunde misst das System Wank- und Kippbewegungen der Karosserie und tariert die Dämpferrate auf das optimale Fahrverhalten aus – komfortabel und doch auch sportlich straff zugleich. Genauso die Lenkung. Im Dynamik-Modus können wir es auf die Spitze treiben und den XF nach unserem Geschmack hin konfigurieren. Motor, Lenkung, Fahrwerk, alle Regler sind auf Sport gestellt. Leichtfüßig und bissig schießt der 1,8 Tonnen schwere Jag über den Asphalt. Wenn Sie jetzt noch an SUV denken, dann ist ein Sport-Kombi definitiv das Falsche für Sie.