Kältemittel KBA veröffentlicht neue Testergebnisse

Foto: Daimler

Auch die neuesten Tests des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) bringen keine endgültige Klärung im Kältemittel-Streit.

Nach Angaben der Behörde geht von dem 1234yf genannten Stoff zwar keine Gefährdung im Sinne des Produktsicherheitsgesetzes aus, generell hält sie ihn aber für gefährlicher als das alte Kältemittel. Die Experten empfehlen in ihrem nun veröffentlichen Zwischenbericht daher weitere Untersuchungen.

Die Tests wurden an den vier bislang absatzstärksten Fahrzeugen durchgeführt, für die das neue Kältemittel zurzeit zugelassen ist: dem Hyundai i30, dem Subaru Impreza, der Mercedes B-Klasse und dem Opel Mokka. Die Experten haben für die Modelle mehrere Unfallszenarien mit ansteigendem Risikopotential untersucht. Während bei den beiden ersten Stufen keine Entflammungen des Kältemittels auftraten und nur geringe Mengen an ätzender Flusssäure freigesetzt wurden, ging in der dritten Stufe eines der Testfahrzeuge in Flammen auf. Bei zwei weiteren Modellen kam es zum Austritt größerer Mengen von Fluorwasserstoff, der bei Kontakt mit Wasser zu Flusssäure wird.

Tests mit mehr Details

Bei den Szenarien der Stufe eins und zwei wurden die realen Testergebnisse des 40-km/h-Tests beziehungsweise leicht stärkere Beschädigungen zugrunde gelegt. In der dritten Stufe wurden entsprechend eines "Worst Case-Szenarios" zur Risikoermittlung allerdings nicht die zuvor mit allen Fahrzeugen durchgeführten realen Crashtest-Ergebnisse zugrunde gelegt. Stattdessen hat man schwerere Schäden angenommen, wie sie etwa durch Alterung des Leitungsmaterials oder höhere Aufprallgeschwindigkeiten entstehen würden. Auch die mit der Weiterentwicklung der Motorentechnik steigenden Temperaturen im Motorraum flossen ein.

Aufgrund der Ergebnisse in den Stufen eins und zwei liegen nach Ansicht des KBA keine hinreichenden Nachweise vor, "die den Verdacht auf das Eintreten einer ernsten Gefahr im Sinne des Produktsicherheitsgesetzes bei den getesteten Fahrzeugtypen soweit erhärten, dass unmittelbar eingreifende Maßnahmen angezeigt wären." Ein Verbot der Fahrzeuge mit 1234yf gibt es daher nicht. Es greife vielmehr weiterhin die Verantwortung der Hersteller für die Sicherheit ihrer Produkte, so das KBA.

Neues Kältemittel schader der Sicherheit

Aufgrund der Vergleichsmessungen mit dem bisherigen Kältemittel R134a in Stufe drei betont die Behörde jedoch, dass das Sicherheitsniveau von Kraftfahrzeugen durch den Einsatz von R1234yf tendenziell verschlechtert werde, da beim Einsatz des Vorgängerstoffes während des Tests keinerlei kritisches Schadensereignis erzeugt werden konnte. Damit komme mit R1234yf eine neue Technologie in Kraftfahrzeugen zum Einsatz, die im Widerspruch zu den intendierten europäischen Zielen der Verringerung der Gefährdungen im Straßenverkehr stehe.

Das KBA empfiehlt daher "mit Nachdruck", vollständig zu klären, unter welchen Bedingungen es zu einer Kältemittelentflammung und zum Austritt von Fluorwasserstoff kommen kann. Das sei umso wichtiger, da das Eintreten eines solchen Ereignisses unmittelbar zu einer ernsten Gefährdung für die Gesundheit von Fahrzeuginsassen und Ersthelfern führe. Die endgültige Fassung des Berichts ist für den Herbst angekündigt.

Mercedes sieht seine Befürchtungen bestätigt

Mercedes sieht sich von den Testergebnissen bestätigt, da sich ein Sicherheitsrisiko nicht ausschließen lässt. Die Stuttgarter hatten den Streit mit ihrer Weigerung, das neue Kältemittel einzusetzen, ins Rollen gebracht, nachdem sich der Stoff bei internen Tests als brandgefährlich erwiesen hatte. Das Unternehmen kritisiert die KBA-Prüfung zudem, da sie aus allen möglichen Unfallkonstellationen nur ein relevantes Szenario herausgegriffen habe. Eine gesamtheitliche Beurteilung lasse sich daraus nicht ableiten.

Daimler setzt vor diesem Hintergrund auf die Entwicklung von Kältemittel-Alternativen. "Wir haben die Entwicklung der CO2-Klimaanlage für unsere Pkw im Vorstand der Daimler AG fest beschlossen und alle dazu notwendigen Prozesse bereits gestartet. Unser Ziel ist die schnellstmögliche Einführung dieser sicheren und klimafreundlichen Technologie in allen unseren Serienautos", so Mercedes-Entwicklungsvorstand Thomas Weber.