Kaufberatung Audi e-Tron Sportback Schnell-Lader

Audi e-Tron Sportback 2021 Foto: Thomas Kueppers 25 Bilder

Der e-Tron war Audis erstes vollelektrisches Modell. Mittlerweile haben auch Firmenkunden den geräumigen Stromer für sich entdeckt. Die Kaufberatung klärt, was der Audi e-Tron 55 Sportback kann und ob sich der Aufpreis für das Modell mit der größeren Batterie lohnt.

Kurze Quizfrage: Welcher Audi e-Tron wird am häufigsten als Geschäftswagen geordert? Das rund 58.000 Euro teure Basismodell, weil’s dafür die Umweltprämie gibt? Von wegen: Firmenkunden stehen auf Reichweite, geben deshalb in der Regel dem 10.500 Euro teureren e-Tron 55 den Vorzug und pfeifen auf den Bonus. Denn auch mit einem Elektroauto wollen sie schnell von A nach B kommen, ohne Zeit an Ladesäulen zu verplempern. Und dafür eignet sich der 55er mit seinem größeren Akku einfach ­besser.

Allerdings erntete der e-Tron einige Kritik, als er Ende 2018 als erster vollelektrischer Audi auf den Markt kam: zu teuer, zu schwer – immerhin bringt er fast 2,6 Tonnen auf die Waage, von denen allein 700 Kilogramm aufs Konto der Akkus gehen –, zu wenig Reichweite. Und überhaupt: Wer braucht ein so großes Elektroauto, wenn es so langstreckentaugliche Verbrenner wie Q5 oder Q7 gibt, zwischen denen sich der e-Tron einsortiert?

Die Frage mag damals berechtigt gewesen sein. Aber seitdem hat Audi das Portfolio ausgebaut und stellt das 4,90 Meter lange Modell gleich in drei Leistungsstufen mit 313, 408 oder 503 PS sowie zwei Batterie­größen in die Showrooms, mit Potenzial für bis zu 440 Kilometer. Zusätzlich gibt’s den schicken coupéförmigen Sportback, der hier zum Test antritt.

Audi e-Tron Sportback 2021 Foto: Thomas Kueppers
Der Audi e-Tron lädt schnell, fährt dank Luftfederung sehr komfortabel.

Zudem können inzwischen alle Modelle gegen Aufpreis nicht nur mit 11, sondern mit 22 kW an AC-Säulen Strom zapfen. Die 1.400 Euro für den stärkeren Bordlader sind zwar eine Ansage. Die Investition lohnt sich aber, ebenso wie die 378 Euro für den zweiten Steckeranschluss auf der Beifahrerseite, der beim Längsparken Kabelsalat vermeidet. Jedenfalls schöpft der Wagen das Potenzial der vielen öffentlichen Wechselstromlader nur mit 22 kW voll aus. Dann saugt er beispielsweise während eines dreistündigen Geschäftstermins Energie für fast 250 Kilometer.

Wieder auf der Piste, lässt man die Ionen entspannt bei einem kurzen Zwischenstopp am Schnelllader an der Autobahn richtig fliegen. 150 kW gibt Audi als maximale Ladeleistung an, und tatsächlich schaffte der e-Tron im Test an allen Säulen über 140 kW. Eine schnelle Zigaretten- und Pipipause reicht also für weitere 200 Kilometer.

Je nachdem natürlich, wie schnell man fährt. Wobei sich die Reichweitenangst bei einem Auto mit 95-kWh-Akku in Grenzen hält. Auf die Restkilometeranzeige kann man sich jedenfalls verlassen, und auch der Verbrauch geht angesichts der Größe des Autos in Ordnung: Mit rund 25 kWh/100 km muss man bei normalem Landstraßentempo rechnen. Aber selbst bei einem 115er-Schnitt über 130 Kilometer weitgehend freie Autobahn genehmigte sich der schwere Wagen in unserem Test kaum mehr als 30 kWh. In der Praxis sind mit vollem Akku also gut 300 Kilometer drin, und wer sich dem sehr reduzierten Durchschnittstempo der übrigen Stromer auf der Autobahn anpasst, kann mit dem e-Tron 55 auch 400 Kilometer und mehr schaffen.

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Lange Strecken sollten also kein Hinderungsgrund mehr darstellen, einen e-Tron als Firmenwagen anzuschaffen, zumal das Reisen mit diesem Auto durchaus angenehm ist. Die beiden E-Motoren vorn und hinten schieben druckvoll an und katapultieren den 2,5-Tonner in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h. Da sich die ­Stromannahme aber sehr gut dosieren lässt, wirkt er weniger hibbelig und ausgewogener als manch andere bissig abgestimmte Stromer. Das Ganze mit hohem Komfort: Der e-Tron nimmt Querrillen und Schlaglöcher dank Luftfederung butterweich, und die sehr gut gedämmte Karosserie – Tipp: Akustikverglasung – reduziert den Fahrtwind zum leise säuselnden Hauch.

Daran mögen auch die schmalen, kamerabasierten Rückspiegel Anteil haben, die ihr Bild in die Türen projizieren. Ein 1.295 Euro teurer Gag, der keinen unserer Fahrer überzeugte. Ständig schaut man daran vorbei, muss die Augen neu justieren. Warum etwas neu erfinden, das seit 120 Jahren einwandfrei funktioniert?

Audi e-Tron Sportback 2021 Foto: Thomas Kueppers
Instrumente und Zentraldisplay lassen sich auf die gleiche Art und Weise zurechtklicken wie in anderen Audis.

Wenig Umgewöhnung erfordert indes die Bedienung. Instrumente und Zentraldisplay lassen sich auf die gleiche Art und Weise zurechtklicken wie in anderen Audis, und das System unterstützt hervorragend bei der Routen- und Ladeplanung. Über zu wenig Platz muss sich in dem 1,93 Meter breiten SUV ebenfalls niemand beklagen, auch nicht im Sportback. Obwohl dessen Dach etwas nach hinten abfällt, haben die hinten Sitzenden genügend Luft überm Scheitel. Dass der Kofferraum 40 Liter oder eine Sporttasche weniger packt als der normale e-Tron, fällt kaum auf. Dafür nutzt der e-Tron den Platz unter der mächtigen Motorhaube, um alle Kabel unterzubringen. So sind die Strippen auch greifbar, wenn man mit Sack und Pack unterwegs ist. Spätestens, wenn man sein Fahrzeugbudget ausdehnt und sich in der 160-seitigen Preisliste verliert, relativiert sich der Unterschied des e-Tron 55 zum geförderten Basismodell, zumindest prozentual. Komfortsitze hier, Matrixlicht da, ruckzuck stehen über 100.000 Euro auf der Rechnung. Nur gut, dass die auf 0,5 Prozent halbierte Dienstwagensteuer auch für den e-Tron 55 gilt.

Varianten und Motoren

Der e-Tron startete Ende 2018 als SUV. Im Frühjahr 2020 stellte Audi ihm den 1.890 Euro teureren Sportback zur Seite. Die schicke Coupéform bringt kaum Nachteile. Der Kofferraum ist zwar einen Tick kleiner, doch ansonsten schenken sich die beiden in Sachen Platzangebot nichts. Sie werden mit drei Motorisierungen angeboten, und bei beiden kostet die Einstiegsversion unter 60.000 Euro, sodass Käufer 7.500 Euro Umweltprämie bekommen.

Audi e-Tron Sportback 2021 Foto: Thomas Kueppers
Audi verlangt 210 Euro für die Möglichkeit, das Heck abzusenken.

313 PS leisten die zwei E-Maschinen dort. Weniger will man angesichts des hohen Gewichts des e-Tron allerdings auch nicht haben. Immerhin genügt die Leistung, um in weniger als sieben Sekunden auf 100 km/h zu sprinten. Größter Nachteil ist die nur 71 kWh fassende Batterie, die in der Praxis für kaum mehr als 250 Kilometer gut ist. Wer damit auskommt, wird bestens bedient, denn Allradantrieb hat auch das Basismodell. In jeder Hinsicht souveräner ist man mit dem e-Tron 55 (408 PS, 95-kWh-Akku) unterwegs. Das Plus an Reichweite und Motorleistung kostet aber unterm Strich fast 20.000 Euro.

Den e-Tron S mobilisieren drei statt zwei E-Maschinen. 508 PS machen ihn zum Dynamiker. Auch er hat den großen Akku an Bord. Alternativ könnte man zum e-Tron GT greifen. Die sportliche Limousine basiert auf der 800-V-Architektur des Porsche Taycan und eignet sich ebenfalls hervorragend für lange Reisen.

Audi e-Tron-Sportback 2021 Foto: ETM

Ladelösungen

Für die Elektromodelle hat Audi das MMI-System um einen Routenplaner für E-Autos erweitert. Der warnt, wenn der Akku nicht bis zum Ziel reicht, und schlägt Ladestopps und -dauer vor. Liegen Schnell- und Wechselstromlader auf der Strecke, wird die optimale Ladezeit entsprechend verteilt, sodass der Wagen möglichst kurz pausieren muss. Unterwegs wird die Route ständig aktualisiert, abhängig von Verkehr und Ladestand des Akkus. Selbst wenn man weiß, wo man schnellladen will, empfiehlt es sich, die Station als Zwischenziel einzugeben. Denn dann heizt der Wagen die Batterie vor, und er lädt schneller. Alternativ plant man seine Strecke mit der My-Audi-App und überträgt sie dann ins Auto. Einen Zielwert des Akkustands für die Ankunft kann man allerdings nicht einstellen. Und auch die Ad-hoc-Suche nach einer freien Ladesäule in der Umgebung könnte besser klappen, würden freie Ladepunkte bereits in der Karte und nicht erst im Untermenü angezeigt.

Ausstattung

Ob e-Tron oder Sportback: Beide sind ab Werk bereits vernünftig ausgestattet. Hervorzuheben sind hier Allradantrieb und vor allem die komfortable Luftfederung sowie die unterschiedlichen Fahrprogramme. Auch eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik ist an Bord mitsamt der Möglichkeit, das Auto per Timer vorzuklimatisieren. Die Heckklappe öffnet und schließt auf Knopfdruck, die Vordersitze müssen aber manuell eingestellt werden. Immer mitgeliefert wird das große MMI-Bedien- und Infotainmentsystem mit digitalem Cockpit, 10,1 Zoll großem Touchscreen, inte­grierter Sprachsteuerung per Amazon Alexa sowie Google-Suche.

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Das System ist immer online und berücksichtigt bei der Routenplanung aktuelle Verkehrsinfos. Außerdem lässt sich jeder e-Tron über die My-Audi-App überwachen und fernsteuern (Ladezeit, Klima, Routenplanung etc.). 19-Zoll-Räder und LED-Scheinwerfer gehören beim e-Tron zum Standard, ebenso Parksensoren und ein gutes Paket an Fahrerassistenten inklusive Abstandstempomat. Rückfahrkamera, Querverkehrs- oder Totwinkelwarner kosten jedoch extra. Ab Werk hat der e-Tron eine Ladedose am Kotflügel vorn links. Zwei Ladekabel (Schuko plus Industriestecker sowie Typ-2-Stecker) sind Serie.

Empfehlenswerte Extras:

  • Sicherheit
    Assistenzpaket Stadt (Kreuzungs- und Ausstiegswarner, Kollisionserk. rundum) 882 Euro
    Parkassistent 294 Euro
    Rückfahrkamera 395 Euro
    Verkehrszeichen-Erk. 168 Euro
  • Licht und Sicht
    Matrixlicht 1.218 Euro
    Panoramadach 1.252 Euro
    Anhängekupplung 831 Euro
    Akustikglas Seite 420 Euro
  • Bedienung und Sound
    B-&-O-Soundsystem 647 Euro
    Phone-Box 420 Euro
    Smartphone-Integr. 231 Euro
    USB-Schnittst. Fond 126 Euro
  • Laden
    Ladedose rechts 420 Euro
    22-kW-Lader für AC 1.399 Euro
  • Komfort
    Luftfederung Pro (Anheben/Absenken im Stand) 210 Euro
    Schlüsselloser Zugang 689 Euro
    Stoff-/Ledersitze 1.176 Euro
    Sportsitze 533 Euro
    Sitzheizung 319 Euro
    4-Zonen-Klimaautom. 672 Euro
    Komfort-Standklima 67 Euro
    Elektr. Zuheizer 319 Euro

Wir empfehlen den e-Tron in der Ausstattungslinie ­Advanced. Für 1.219 Euro mehr gibt’s 20-Zoll-Räder und farbig abgesetzte Karosserieteile. S Line (2.479 Euro) ist ähnlich aufgebaut, aber mit anderer Optik. Der e-Tron S hat viele der oben aufgeführten Extras serienmäßig an Bord.

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