Wem Kompaktwagen zu langweilig sind, findet im SUV die passende Alternative. Der Audi Q2 verbindet frisches Design mit bewährter Technik. Ob sich der Umstieg beim Firmenwagen lohnt, klärt die Kaufberatung.
Stillschweigend hat Audi vor kurzer Zeit den dreitürigen A3 aus dem Programm genommen. Den Sportback mit fünf Türen gibt es freilich weiterhin, aber dennoch zeigt der Schritt die aktuelle Richtung: Die klassischen Kompakten werden stets unwichtiger. Dafür besetzen immer mehr Hochbeiner jede noch so kleine Nische im Modellprogramm. So auch der Audi Q2, der zwar kaum weniger kostet als ein vergleichbarer A3, aber dafür mit fescher Optik und hoher Sitzposition auf Kundensuche geht. Dabei weicht der Q2 ein wenig von der Audi-Norm ab. Sein Grill ist etwas kleiner, die Scheinwerfer nicht ganz so aggressiv und zudem ziemlich schmal. Auch die Seitenlinie bricht mit den für Audi typischen, klaren Kanten. Seine knapp unterhalb der Fenster verlaufende Sicke wirkt beinahe so, als hätte jemand das Blech gewaltsam eingedrückt. Die Heckleuchten sind in typischer Audi-SUV-Manier einteilig, aber nicht wie bei Q3 und Q5 in die Heckklappe integriert.
Sehr empfehlenswert: das große Navigationssystem
Die großen Radkästen verlangen mindestens nach 18-Zoll-Felgen (ab 840 Euro). Die serienmäßigen 16-Zoll-Stahlfelgen schauen gar zu verschämt aus. Dagegen hilft auch die Ausstattungslinie Sport, die mit verchromten Lüftungsöffnungen etwas mehr hermacht als die graue Basis. Spätestens innen aber gibt sich der Q2 unmissverständlich als Audi zu erkennen. Seine runden Lüftungsdüsen, das MMI-Bediensystem samt Dreh-Drück-Steller und den dünn aufragenden Monitor auf der Armaturentafel kennt man seit Langem. Oder anders gesagt: Ganz taufrisch wirkt der Innenraum im Vergleich zu den vielen anderen neuen SUV auf dem Markt nicht. Zumal sich der freistehende Monitor anders als im A3 nicht versenken lässt. Auch sonst ist manches mehr Schein als Sein: Die Materialien orientieren sich eher am A1 als am A3, vereinzelt findet man das sonst in Ingolstadt verpönte Hartplastik.
Das in den großen Modellen verwendete Touch-Bedienkonzept ist noch zu neu für den bereits vor zwei Jahren präsentierten Hochbeiner. Unbedingt empfehlenswert ist das große Navigationssystem (2.260 Euro), auch im Sinne des Wiederverkaufs. Nur dann ist der Bildschirm zeitgemäß groß, und ein LTE-Empfangsmodul bringt stets die aktuellsten Staumeldungen auf die Navikarte. Das Ganze allerdings in quietschigen Farben, die nicht unbedingt der Übersichtlichkeit dienen. Wenn schon, denn schon: Für 2.700 Euro gibt es ein Technologie-Paket, das zusätzlich digitale Instrumente und die zeitgemäße Smartphone-Anbindung beinhaltet. Auch dabei ist eine Freisprecheinrichtung, die Vieltelefonierer noch um die Phone Box (286 Euro) ergänzen sollten. Sie bietet in der Mittelarmlehne vorn ein Ablagefach, das eine Anbindung des eigenen Handys an die Außenantenne ermöglicht. Sie verbessert den Empfang spürbar, zudem sinkt die Strahlung im Fahrzeuginnenraum. Ein weiteres sinnvolles Extra ist das Komfort-Paket, das für 1.092 Euro Klimaautomatik mit schlüssellosem Zugang, elektrischer Heckklappe und Sitzheizung kombiniert.
Assistenzsysteme
Die Paketinhalte zeigen, dass es um die Serienausstattung des Q2 nicht sehr üppig bestellt ist. Zu den Must-haves zählen Tempomat (235 Euro), besser gleich mit Abstandsregelung (579 Euro). Alternativ empfehlen wir das ganze Assistenz-Paket, das für 1.336 Euro zusätzlich mit Spurhalte-, Fernlicht- und Stauassistent kommt. Zudem überwacht der kleine Audi dann den toten Winkel, erkennt Verkehrszeichen und piept bei engen Parklücken. Dort fühlt er sich dank nur 4,19 Meter Außenlänge sehr wohl. Leider bekommen das auch die hinteren Passagiere mit, die zwar gut einsteigen, sich danach aber nicht mehr allzu viel bewegen können. Auch der Gepäckraum ist in der Allrad-Version mit 355 Litern etwas kleiner als das Kompaktklasse-Gardemaß. Den Wert von 1.000 Litern bei umgeklappten Lehnen und dachhoher Beladung packt auch der ein oder andere Kleinwagen. Preis der flotten Optik und der hohen Bodenfreiheit ist zudem die Ladekante mit 74 Zentimetern, die eine Stufe nach innen ergänzt. Ein doppelter Ladeboden kaschiert das, ist in der Höhenverstellung aber etwas hakelig.
Auf den vorderen Sitzen ist von alledem nichts zu spüren. Es gibt in alle Richtungen genug Platz und die Sportsitze des Testwagens nehmen langen Strecken den Schrecken. Dazu tragen auch die gut funktionierenden Assistenzsysteme bei. In Verbindung mit dem altbekannten Dreh-Drück-Steller lässt sich das Navigationssystem beinahe blind bedienen. Zumindest nachdem man sich einmal an all die Möglichkeiten in den Tiefen des Menüs gewöhnt hat. Das Alter des Systems wird spätestens bei der lahmen Sprachbedienung offensichtlich. Sie versteht nur feste Befehle, und auch die nur bei sauberer Aussprache. Das können die neuen Audi-Modelle besser.
Besonders wohl fühlt sich der Q2 dagegen bei der Kernaufgabe eines Autos, nämlich dem Fahren. Die Lenkung vermittelt gutes Fahrbahngefühl, die Kurvenstabilität ist ausgezeichnet und die adaptiven Dämpfer (672 Euro) lassen noch genügend Komfort für Autobahnetappen übrig. Einzig die Windgeräusche stören etwas. Dafür entschädigt die hohe Sitzposition samt bequemem Einstieg. Und der ist vielen Kunden ja wohl sogar hinten wichtig, wie das A3-Beispiel vom Anfang zeigt.
Ausstattung
Die wichtigsten Sachen bringt der Q2 serienmäßig mit. Dazu zählen manuelle Klimaanlage, Kopf- und Seitenairbags, Notbremsassistent sowie ein Radio. Anders als bei vielen Herstellern liefert Audi selbst die stärksten Motoren schon in der Grundausstattung. Dafür ist auch der kleine Dreizylinder in den Ausstattungslinien Sport und Design erhältlich. Sie kosten jeweils gut 1.500 Euro Aufpreis und bieten dafür vor allem optische Abgrenzung zur Serie. Mit an Bord sind dann 17-Zoll-Aluräder, ein Lederlenkrad und kontrastierende Kunststoffelemente in den Stoßfängern und an der hinteren Dachsäule. Zudem sind manche Zusatzausstattungen nur für die beiden höheren Linien erhältlich. Eine Metallic-Lackierung kostet 530 Euro Aufpreis, ein großes Panoramadach gibt es für 832 Euro. Interessant sind für Firmenwagenfahrer die Pakete, die beliebte Sonderausstattungen zusammenfassen.
Fast schon Pflicht ist das Paket Technology Selection, in dem das große Navigationssystem, digitale Instrumente und die Smartphone-Integration enthalten sind. Auch ein Multifunktionslenkrad ist dann dabei. Wer Wert auf hohe Sicherheit legt, sollte einen Blick auf das Assistenz-Paket werfen. Für 1.336 Euro liefert Audi umfassende Sensorik. Einzig der Einparkassistent für weitere 714 Euro ist dann noch nicht enthalten. Er lenkt automatisch in enge Parklücken, die sowohl längs als auch quer zur Fahrbahn liegen können. Dank der kompakten Abmaße und der passablen Übersichtlichkeit ist dieses Extra aber entbehrlich. Gut und günstig ist der Anfahrassistent, der an Ampeln und im Stau den Bremsfuß entlastet. Audi verlangt für die einfache Funktion 67 Euro extra. Heutzutage beinah unverzichtbar ist der digitale Radioempfang für besseren Klang (252 Euro).
Infotainment
Auf den ersten Blick fährt Audi im Q2 alles auf, was derzeit aktuell ist. Die Instrumente sind digital (546 Euro), ein Head-up-Display (504 Euro) schickt Informationen direkt ins Blickfeld. Leider projiziert es nicht in die Frontscheibe, sondern auf ein Klappdisplay. Knackscharfe Grafiken bietet der große Bildschirm auf der Armaturentafel. Die Bedienung funktioniert über einen großen Dreh-Drück-Steller. Das klappt gut und überwiegend intuitiv. Einzig die tiefen Menüs können beim Fahren ablenken, übliche Funktionen lassen sich aber beinahe blind bedienen. Ein großer Vorteil gegenüber reiner Touch-Bedienung. Die bietet der Q2 auf dem Display gar nicht. Dafür können Navigationsziele per Fingerzeig auf den mittleren Controller eingegeben werden. Selbst krakelige Buchstaben erkennt das System zuverlässig. Weniger ausgereift ist die Sprachbedienung, die gerne Nachhilfe beim System des neuen Audi A6 bekommen dürfte. Immerhin will der kleine Audi ja technikaffine junge Kunden ansprechen.
Technische Daten und Betriebskosten
In der Basis vertraut Audi auf einen Dreizylinder. Das senkt den Preis zwar auf knapp über 20.000 Euro, die 116 PS treiben dann aber nur die Vorderräder an. Im VW Polo mag diese Kombination funktionieren, für den höheren und schwereren Q2 sollte es mindestens der 1.4 TFSI samt Zylinderabschaltung sein. Mit 150 PS hat er für fast jede Situation genügend Dampf. Zudem liegt er im Verbrauch nicht so viel über dem gleich starken Diesel. Der ist zudem nur mit Allradantrieb lieferbar, was neben dem Kaufpreis auch den Verbrauch nach oben treibt. Sparfüchse mit hohen Laufleistungen greifen zum 1.6 TDI, der dank 250 Newtonmetern ausreichend Druck macht. Den geringen Verbrauch erkauft man sich dann allerdings mit rauer Laufkultur.
An der Spitze der Modellpalette stehen zwei 190-PS-Motoren mit Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe. Im Diesel neigt das DSG aber dazu, beim Zurückschalten aus dem vierten in den dritten Gang zu ruckeln. Dank des niedrigen Gewichts und des permanenten Allradantriebs verwandelt der große Diesel den kleinen Audi in ein zügiges Reiseauto, das zudem sparsam mit Sprit umgeht. Lediglich die Bremsbeläge dürften unter dem dynamischen Antrieb leiden. Noch mehr Power braucht im Firmenauto kaum jemand, dennoch will Audi zum Ende des Jahres einen SQ2 mit über 300 PS nachreichen.
Fazit
Die Klasse der kleinen Hochbeiner ist noch recht jung. Unter den Premiumanbietern war der Audi Vorreiter, und er macht seine Sache mit Audi-typischer Perfektion. Nur hie und da merkt man seine Verwandtschaft zum Kleinwagen A1, was angesichts des stolzen Preises und der rigiden Aufpreispolitik nicht sein dürfte. Dank fairer Wartungskosten und erträglichen Wertverlusts fährt er dennoch günstiger als die Konkurrenz.