Wem ein Premium-Mittelklassemodell als Firmenwagen zu teuer ist, der findet im Opel Insignia Sports Tourer eine solide und preiswerte Alternative. firmenauto sagt, welche Ausstattung und Motorisierung sich am besten eignen.
Auf Automessen steht Opel meist in zweiter Reihe. Das Image eher bieder, die Modelle weniger sexy als bei mancher Sportwagen-Schmiede, das zieht die Massen nicht an. Außer auf der IAA 2013, da platzte der Opel-Stand aus allen Nähten. Im Blitzlichtgewitter schoben die Designer ihre frisch modellierte Studie mit dem bekannten Namen Monza auf das Podest. Die einhellige Meinung der anwesenden Journalisten: Bitte bringt ihn, bitte!
Warum wir Ihnen alte Kamellen von vor fünf Jahren erzählen? Opel hat ihn gebracht. Nicht genau diese Monza-Neuauflage in Gestalt eines sportlichen Gran Turismo, wie er uns auf der Bühne versprochen wurde. Nein, aber der neue Insignia grinst uns mit genau dem gleichen breiten Kühlerlächeln an wie dieses Concept Car, das wir unbedingt wiedersehen wollten. Eine dicke Chromstrebe schmückt den schmalen Insignia-Mund. Mit seinen LED-Augenbrauen klimpert er uns verführerisch an. Es fällt schwer, dem sportlich auftretenden, nur 1,50 Meter flachen Kombi zu widerstehen.
In der neuen Plattform stecken mehr Leichtbaumaterialien, die das Gewicht des Sports Tourer gegenüber dem Vorgänger um gut 200 Kilo senken. Verglichen mit seinen drei schärfsten Konkurrenten ist der Opel mit 1,5 bis 1,8 Tonnen aber immer noch gut 100 Kilo schwerer.
Einer der längsten Kombis am Markt
Er ist aber auch der Längste in der Kombi-Runde. Die zweite Insignia-Generation wuchs um acht Zentimeter auf fast fünf Meter. Beim Radstand legte er sogar um neun Zentimeter zu, was selbst Großgewachsenen auf der Rückbank ausreichend Beinfreiheit beschert. Und weil wir etwas tiefer sitzen, drücken wir uns trotz der flachen Karosse nicht die Frisuren platt.
Die abfallende Dachlinie nimmt dem Kofferraum zwar ein paar Liter Stauvolumen. Mit 560 Litern bei aufrechter Rückbank und 1.665 Litern bei maximaler Beladung muss er trotzdem dem Passat Variant (650–1.780 Liter) den Vortritt lassen. Zum Öffnen des Kofferraums genügt nun ein Fußschwenk unter der Stoßstange, die Heckklappe surrt sodann elektrisch auf und auch wieder zu. Damit wir nicht ahnungslos mit schwerer Getränkekiste in den Händen mit dem Bein umherfuchteln, markiert ein Hologramm auf dem Boden die Zielstelle.
Seinem schiffsbugähnlichen Armaturen-Bogen entlang der Windschutzscheibe bis hin in die Seitentüren bleibt Opel treu. Wir sitzen allerdings etwas tiefer in der Mittelklasse als noch beim Vorgänger. Und die höher bauende Mittelkonsole, die nun fast gänzlich ohne Tasten auskommt, integriert uns stärker ins Cockpit. Der leicht zum Fahrer geneigte, acht Zoll große Touchscreen des Navi 900 Intellilink lässt sich so leicht wie ein Tablet bedienen. Bis auf Echtzeitverkehrsinfos und Google-Navi-Suche genügt das System unseren Wünschen völlig. Ohne, dass wir uns aus dem Sitz vorbeugen müssen, können wir auf dem Display herumtippen.
Apropos Sitze: Die entwickelte Opel gemeinsam mit den Rückenspezialisten vom Verein Aktion Gesunder Rücken (AGR). Die Mechanik unter der Lederhülle drückt das Kreuz in eine rückenschonende Sitzposition. Egal bei welcher Statur. Selbst nach stundenlanger Fahrt hocken wir noch aufrecht, ohne uns darauf konzentrieren zu müssen. Ausgeprägte Seiten- und Sitzwangen halten uns in flotten Kurven aufrecht. Das Beste: Die AGR-Sitze sind in der Business Edition Serie. Nur die Lederausstattung mit Sitzheizung und -ventilation oder etwa die Massage-Funktion kosten zusammen rund 1.700 Euro extra.
Die bezahlt man aber gerne, schließlich kostet der Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel mit 170 PS und Achtgang-Automatik in der Grundausstattung Business Edition (27.525 Euro) bis zu fünftausend Euro weniger als seine vergleichbar motorisierten Kombi-Konkurrenten Ford Mondeo (31.849 Euro), Mazda 6 (33.353 Euro) und VW Passat (33.655 Euro). Der Name Business Edition ist übrigens Programm. Alles was der Dienstwagenfahrer braucht, ist im Opel serienmäßig verbaut: die AGR-Gesundheitssitze, das große Navi 900 Intellilink, Sitzheizung, Parkpiepser und sogar eine kabellose Ladeschale für unser Smartphone.
Mit seinem extrem günstigen Einstiegspreis und der guten Basisausstattung hat der wertstabile Insignia bei den TCO in unserem Kombi-Quartett die Nase weit vorne. Vor allem Langstreckenfahrer dürfen sich über geringe Wartungskosten freuen.
Daher stört es auch nicht, dass sich der Zweiliter-Diesel mit 5,7 Litern im Schnitt gut einen Liter mehr gönnt als die Selbstzünder der Konkurrenz. Zumal er auf unserer Normrunde (6,4 Liter) die Herstellerangabe nur geringfügig übertrifft. Auf den Startknopf gedrückt, erwacht der Vierzylinder zunächst mit kratziger und schwacher Stimme. Wenn er sich warmgelaufen hat, tönt er aber angenehm sonor, brummt unter Last sogar tiefer kraftstrotzend.
Power hat der Opel überdies. 400 Nm Drehmoment bei frühen 1.750 Touren bringen den Kombi schnell in Fahrt. Richtig Freude macht er auf der Landstraße, wenn er mit seinem satten Durchzug den Vordermann vernascht und die adaptiven Dämpfer den Wagen selbst in schnellen Kurven kaum zur Seite neigen lassen. Mehr Sport als Komfort war das Motto bei der Fahrwerksabstimmung. Kurze Querfugen spüren wir durch die straffe Federung teils deutlich, lange Bodenwellen bei höherem Tempo nimmt er umso gelassener. Passt doch: Die Monza-Studie wurde uns ja als sportliche Reiselimousine vorgestellt.
Technische Daten und Preise
Mit der neuen Modellgeneration ändert Opel auch die Bezeichnungen für den Diesel. CDTi war wohl nicht für jedermann verständlich, weshalb die Selbstzünder nun unmissverständlich Diesel heißen. Den Einstieg beim Sports Tourer bildet der 1.6 Diesel mit 110 PS und Sechsgang-Handschaltung. Für 840 Euro mehr bekommen Sie den gleichen Motor mit 136 PS und zudem die Option auf eine Sechsgang-Automatik (1.680 Euro). Dank Frontantrieb und kleinem Motor wiegt der Fünf-Meter-Kombi in der Grundausstattung nur 1,5 Tonnen. Mit 136 Diesel-PS, 320 Nm Drehmoment und einer komfortablen Automatik wird sich kaum ein Dienstwagenfahrer beschweren.
Doch wer ohnehin mit der höheren Ausstattungslinie Business Innovation liebäugelt, ist bestens beraten, einen weiteren Tausender für ein Upgrade auf den 2.0 Diesel locker zu machen. Dann werkelt unter der langen Haube der wesentlich kräftigere Zweiliter-Diesel mit 170 PS und 400 Nm, die Automatik schaltet mit acht statt sechs Stufen noch sanfter. Für fast den gleichen Preis gibt es auch die Allradversion mit Schaltgetriebe. Der Topdiesel mit 210 PS starkem Zweiliter-Biturbo dürfte wohl das Budget vieler Flotten sprengen. Für Pendler mit kurzen Wegen ist der kleine 140 PS starke Benziner 1.5 Ecotec eine Alternative. Er kostet nur unwesentlich mehr im Unterhalt als der 1.6 Diesel mit 136 PS.
Ausstattung
Bei Opels Preisliste lohnt es sich, genau hinzusehen. Speziell auf Dienstwagenfahrer hat der Autobauer die beiden Ausstattungslinien Business Edition und Business Innovation zugeschnitten. Heißt: Im Vergleich zur normalen Linie Edition legt Opel unter anderem bequeme Gesundheitssitze mit AGR-Siegel, das große Navi 900 Intellilink samt 8-Zoll-Touchscreen und Parkpiepser vorne und hinten oben drauf. Und jetzt kommt die Verwirrung: In Business Edition ist der Insignia trotz der umfangreicheren Ausstattung 1.634 Euro günstiger als der normale Insignia Edition. Gleiches Spiel bei Business Innovation. Auch hier kostet der Mittelklassewagen 621 Euro weniger als der normale Insignia Innovation. Opel schenkt dem Käufer noch obendrein Matrix-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, Ledersitze, digitale Instrumententafel und die sensorgesteuerte Heckklappe und, und, und – das alles ist bei Business Innovation nämlich Serie.
Unübersichtlich wird es vor allem dadurch, dass Opel die sechs Standard-Ausstattungslinien Selection, Edition, Dynamic, Innovation, Exclusive und Ultimate Exclusive nebeneinander auflistet, die beiden Preishammer Business Edition und Business Innovation aber weiter hinten im Prospekt aufführt.
Im Online-Konfigurator ist der Unterschied für den User noch schwerer auszumachen. Unser Tipp: Entscheiden Sie sich für den Insignia Business Innovation. Den einzigen Haken müssen Sie dann nur noch beim Paket Park & Go Premium (1.000 Euro) mit automatischem Parkassistenten, Totwinkelwarner, Spurwechsel-Assistenten und Rundum-Kameras setzen. Neu im Programm ist die Sportausstattung GSi. Mit 260 PS starkem Benziner sowie sportlichen Details an der Karosserie und im Interieur gehört die linke Spur Ihnen.
Navi 900 Intellilink
Vorbei ist die Zeit, in der sich Opel-Fahrer fluchend durch die irrsinnig vielen Infotainment-Tasten wühlen müssen. Außer einem Home-Button, einer Zurück-Taste und zwei Knöpfen zum Vor- und Zurückspulen läuft beim serienmäßigen großen Navi 900 Intellilink alles über einen gut erreichbaren, acht Zoll großen Touchscreen. Das Menü ist klar strukturiert und schnell verstanden, weil es wenig Unterpunkte gibt. Die Navikarte könnte eine höhere Auflösung vertragen. Stau meldet der Opel leider nur per TMC pro, eine Google-Suche fürs Navi fehlt ebenfalls. Sehr zu empfehlen ist das kabellose Ladesystem für Smartphones. Der Fahrer steckt sein Handy dafür in eine Schale unter der Mittelarmlehne. Damit ist es aufgeräumt und Siri versteht uns dennoch. Das Highlight ist Opels Concierge-Service Onstar. Per Knopfdruck hilft uns ein 24-Stunden-Callcenter etwa bei der Hotelbuchung, oder bei Reservierungen in Restaurants und überträgt gleich die Route ins Navi.